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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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bemannt war: Lichtstrahlen schossen auf uns zu, untersuchten uns, und dann verschwand das Schiff wieder im Nichtraum. Neunzig Millionen Meilen, Euer Hoheit. Die Alte Erde ist immer noch für eine Überraschung gut, und wir wissen nicht, was das Schiff vorhat.«
    Die Offiziere blickten ihren Herrn nach diesen Worten mit zurückhaltender Zuversicht an.
    Raumsog seufzte. »Wenn wir kämpfen müssen, dann werden wir eben kämpfen. Auch dieses Schiff können wir zerstören. Schließlich, was bedeutet schon Größe in den gewaltigen Räumen zwischen den Sternen? Was macht es für einen Unterschied, ob es nun neun Millionen oder neunzig Millionen Meilen lang ist?« Er seufzte erneut. »Trotzdem muss ich sagen, dass neunzig Millionen Meilen eine schreckliche Länge für ein Schiff sind. Ich weiß nicht, welche Pläne sie mit ihm verfolgen.«
    Er wusste es wirklich nicht.

III
    Es ist seltsam – seltsam und sogar fürchterlich –, was die Liebe zur Erde den Menschen antun kann. Zum Beispiel im Falle Tedescos.
    Tedescos Ruf war weit verbreitet. Selbst unter den Go-Kapitänen, deren Gedanken selten um diese Dinge kreisten, war Tedesco für seine Kleidung bekannt, für die geckenhafte Zusammenstellung seiner Offiziersuniform und für seine juwelenbesetzten Rangabzeichen. Tedesco war außerdem für seine egoistische Art und sein luxuriöses Schlemmerleben berüchtigt. Als er die Nachricht erhielt, befand sich Tedesco in seinem Lieblingszustand.
    Er lag auf einem Luftkissen, und die Glückszentren seines Gehirns waren an das Stromnetz angeschlossen. Er war so tief in seiner Glückseligkeit versunken, dass er an Essen, Frauen, Kleidung, die Bücher seiner Wohnung keinen einzigen Gedanken mehr verschwendete. Ein anderes Vergnügen als das, das die Elektrizität in seinem Gehirn schuf, existierte für ihn nicht mehr.
    So umfassend war der Genuss, dass Tedesco schon seit zwanzig Stunden ohne Unterbrechung an das Stromnetz angeschlossen war – eine deutliche Missachtung der Gesetze, die sechs Stunden als oberste Grenze veranschlagten.
    Als ihn die Nachricht erreichte – in Tedescos Gehirn übermittelt durch den unendlich kleinen Kristall, der ihm eingepflanzt worden war, um jene Botschaften zu empfangen, die als so geheim galten, dass selbst Gedanken vor dem Abhören geschützt werden mussten –, als ihn die Nachricht erreichte, kämpfte sich Tedesco gerade durch die verschiedenen Ebenen der Glückseligkeit und Bewusstlosigkeit.
    Die Schiffe aus Gold – die goldenen Schiffe – denn die Erde ist in Gefahr.
    Tedesco kämpfte. Die Erde ist in Gefahr. Mit einem glückseligen Seufzer drückte er den Knopf, der die Verbindung löste. Und mit einem Seufzer über die brutale Wirklichkeit warf er einen Blick auf die Welt, die ihn umgab, und bereitete sich auf seine Aufgabe vor. Rasch traf er Vorkehrungen, um die Lords der Instrumentalität zu empfangen.
    Der Vorsitzende der Lords der Instrumentalität erteilte dem Lord-Admiral Tedesco das Kommando über das goldene Schiff. Das Schiff selbst, größer noch als die meisten Sterne, war von ungeheuerlichen Ausmaßen. Vor Jahrhunderten hatte es nichtmenschliche Angreifer vertrieben, die aus der Galaxis eingedrungen waren.
    Der Lord-Admiral ging auf der Brücke auf und ab. Die Kanzel maß zwanzig mal dreißig Fuß, der begehbare Teil des Schiffes hundert Fuß. Der übrige Rumpf, die goldene Seifenblase eines potemkinschen Schiffes, bestand nur aus dünnem und unglaublich hartem Rauch, der mit kleinen Stahldrähten versehen war, so dass die Illusion massiven Metalls und starker Verteidigungsanlagen hervorgerufen wurde.
    Die neunzig Millionen Meilen Länge trafen zu. Alles andere nicht.
    Das Schiff war eine gigantische Attrappe, die größte Vogelscheuche, die jemals von einem menschlichen Verstand erdacht worden war.
    Jahrhundert um Jahrhundert hatte es im Nichtraum zwischen den Sternen auf seinen Einsatz gewartet. Nun sollte es sich hilflos und ungeschützt dem militanten und verrückten Diktator Raumsog und seinem Schwarm verbissen kämpfender und sehr realer Schiffe entgegenstellen.
    Raumsog hatte die Gesetze des Weltraums gebrochen. Er hatte die Lichtstecher ermordet. Er hatte die Go-Kapitäne inhaftiert. Er hatte Renegaten und Anfänger eingesetzt, um die riesigen interstellaren Schiffe aufzubringen, und er hatte die erbeuteten Schiffe bis an die Zähne wiederbewaffnet. In einer Gesellschaft, die den Krieg nicht mehr kannte, und vor allem keinen Krieg gegen die Erde, war er klug und

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