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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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beiden dünnen Blutfäden, die aus den Wunden rannen, in denen sich die Abhörnadeln befunden hatten.
    Karper drehte sich zu ihr herum. »Was sollen wir nun tun?«
    Statt einer Antwort fiel sie auf die Knie und begann zu schluchzen. »Nein, nein, nicht Rogow! Nein, nein, nicht Rogow!«
    Und das war alles, was sie aus ihr herausbekommen konnten.
    Gauck beobachtete weiter.
     
     
    Auf den goldenen Stufen in dem goldenen Licht tanzte eine goldene Gestalt einen Traum, der jenseits der Grenzen allen Vorstellungsvermögens lag, tanzte und zog die Musik an sich, bis ein Seufzer der Sehnsucht – Sehnsucht, aus der Hoffnung und dann Pein wurde – die Herzen der lebenden Wesen auf Tausenden von Welten verließ.
    Die Ränder des goldenen Bildes versanken langsam und zögernd in Schwärze. Das Gold verblasste zu einem bleichen Goldsilberschein und dann zu Silber, schließlich zu Weiß. Die Tänzerin, die golden gewesen war, stand nun als verlorene weißrosa Gestalt still und müde auf den riesigen weißen Stufen. Der Applaus von tausend Welten schlug über ihr zusammen.
    Blind starrte sie ihnen entgegen. Der Tanz hatte auch sie überwältigt. Ihr Applaus hatte nicht viel zu bedeuten. Der Tanz gewann seinen Sinn ganz aus sich selbst. Sie würde leben, irgendwie, bis sie wieder tanzte.

Krieg NR. 81-Q

Ein paar kurze glückliche Jahrhunderte lang war Krieg zu einem gigantischen Spiel geworden, bis die Weltbevölkerung die Dreißig-Milliarden-Marke überschritten hatte, der damalige Premierminister Chatterji mit seiner Formel der »Rechtmäßigen Proportionen« vor die Weltregierung trat, und aus dem Spiel wieder Ernst wurde. Als alles vorbei war, überwucherten widerliche Kletterpflanzen die zerstörten Städte, Heilige und Wahnsinnige schlugen ihr Lager in den Unterführungen nutzlos gewordener Highways auf, und nur noch ein paar Menschenjäger-Maschinen durchstreiften den Planeten auf der Suche nach Waffen.

I
    »Sicherer Krieg« hatte die Formel gelautet, mit der die Nationen gespielt hatten, bis der echte Krieg zurückgekehrt war und die Menschheit um Jahrtausende zurückwarf. Kriege wurden bedenkenlos erklärt, Kämpfe gefahrlos ausgefochten und mit Anstand und Würde gewonnen oder verloren, und am Schluss wurde ihr Ausgang widerspruchslos hingenommen. Kriege waren so selten, dass sie alles andere von den Fernsehschirmen verdrängten, so prächtig, dass sie die idyllischsten Kulissen für sich beanspruchen konnten, und so hart, dass nur Helden mit den schärfsten Augen und stärksten Nerven eingesetzt wurden. Als Waffen dienten lenkbare Luftschiffe, die mit Raketen, Abfangraketen und Nebelwerfern ausgestattet waren, altertümliche Gefährte, die man eigens reaktiviert hatte, da ihre gemächlichen Manöver von den Fernsehzuschauern gut nachvollzogen, aber nur von den geübtesten Kämpfern ausgeführt werden konnten. So entwickelte sich eine ganz neue Kriegerkaste, braungebrannte, durchtrainierte Männer, die weltweit auf den Skipisten und Unterwasserstränden der Ferienorte trainierten, um sich schließlich in die Kommandozentrale ihrer Heimatbasis zurückzuziehen und von dort aus ihre Luftschiffe zu steuern. Während des Gefechts schalteten die Kineskopen ständig hin und her, so dass sich die Bilder der eigentlichen Schlacht mit denen der Kämpfer abwechselten, die mit sorgenvoll zerfurchter Stirn, triumphierend lächelnd oder verzweifelt seufzend an ihrem Schaltpult saßen. Im Schauspiel des lizenzierten Krieges entfaltete sich das ganze Panorama der menschlichen Gefühlswelt.
    Zwischen Tibet und Amerika braute sich ein Krieg zusammen.
    Erst vor kurzem war Tibet mit großzügiger amerikanischer Hilfe von der Goonhogo befreit worden, der chinesischen Zentralregierung – unter anderem mittels der Drohung, die in den Raketenstationen rund um Lake Erie lauerte: War es nur ein Bluff? Oder tödliche Gefahr? Die Chinesen ließen es nicht darauf ankommen, weshalb es immer ein Rätsel bleiben wird, ob die Amerikaner einen echten Krieg gewagt hätten oder nicht. Nach der Befreiung Tibets ging es um die Begleichung der politischen Schulden bei den Mächten der Weltversammlung, die Amerika unterstützt hatten: dem Wiedervereinten Indien und der Kongo-Föderation. Der Kongo bestand darauf, dass seine Ansprüche auf die Sahara anerkannt wurden, ein Wunsch, dem Amerika gerne nachkam, da dafür lediglich eine entsprechende Abstimmung in der Weltversammlung notwendig war. Das Wiedervereinte Indien wollte den größten Solarkollektor

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