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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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wie unmissverständliche Bedingungen geknüpft war:
Der Krieg wurde nur zur vereinbarten Zeit und am vereinbarten Ort ausgetragen.
Durch den Einsatz von Kriegsgerät durften weder direkt noch indirekt menschliche Wesen getötet oder verletzt werden (verletzte Gefühle ausgenommen).
Ein angemessenes Kriegsgebiet wurde gemietet und entsprechend hergerichtet. Insbesondere mussten Tiere möglichst umfassend evakuiert werden, vor allem Vögel, die in besonderem Maße der Gefahr ausgesetzt waren, im Zuge der Kampfhandlungen verletzt zu werden.
Als Waffen dienten geflügelte, nicht-nuklear betriebene Luftschiffe mit einem Maximalgewicht von 22.000 Tonnen.
Der gesamte Funkverkehr wurde sowohl vom W.K.A. als auch von beiden Parteien strikt überwacht. Bei Klagen über Störsender oder Interferenzen musste der Krieg unverzüglich unterbrochen werden.
Jedes Luftschiff verfügte über sechs nicht-explosive Raketen und dreißig nicht-explosive Abfangraketen.
Verirrte Raketen oder echte Waffen wurden vom W.K.A. abgefangen und zerstört, ehe sie das Kriegsgebiet verließen. Unabhängig vom Ausgang des Konflikts mussten beide Parteien entsprechende Zahlungen an den W.K.A. leisten, um für das Abfangen und die Zerstörung ihrer verirrten Raketen aufzukommen.
Auf den Luftschiffen, im abgegrenzten Kriegsgebiet und bei den Aufnahmegeräten, die den Konflikt auf die Fernsehschirme in aller Welt übertrugen, durften sich keine lebenden menschlichen Wesen aufhalten. (Das letzte Opfer eines »sicheren Krieges«, dessen man sich entsinnen konnte, war eine TV-Crew, die mit ihrem Multicopter direkt ins Schussfeld eines aus allen Rohren feuernden Kampfzeppelins geflogen war, ehe der Pilot in der Tausende Kilometer entfernten Kommandozentrale reagieren konnte.)
Als »vertraglich festgelegter Schauplatz des Krieges« diente das Kerguelen-Kriegsgebiet, das beide Parteien von der Vierzehnten Französischen Republik als Vertreterin des Vereinten Europa mieteten. Die Miete betrug vier Millionen Goldlivre pro Stunde.
Die Rechte zur Vermietung der Zuschauerränge verblieben allein bei der Vermieterin des Kerguelen-Kriegsgebiets, während die Krieg führenden Parteien die Übertragungsrechte an den Kampfhandlungen hatten.
    Sobald diese Vereinbarungen getroffen waren, sammelten die Franzosen ihre Schafe von den Wiesen des Kerguelen-Archipels ein – leidgeprüfte Tiere, die sich schon daran gewöhnt hatten, hin und wieder von ihrem angestammten Weideland mit einem Antarktis-Leichter ausgeflogen zu werden, um den nächsten Krieg zu ermöglichen. Der Boden war bereitet.
    Reardon hatte sich entschieden, von Omaha aus zu operieren; seine tibetischen Pendants waren vermutlich in Lhasa stationiert. Fragte sich nur, welche Söldner die Gegenseite rekrutieren würde, da Tibet über Generationen unter fremder Herrschaft gestanden hatte. Vielleicht konnten sie Sung aus Peking für sich gewinnen, überlegte er, einen verlässlichen Kämpfer, der sogar sechs Schlachten mehr geschlagen hatte als er selbst.

IV
    Die Franzosen hatten keine Probleme damit, die Sitzplätze und Aussichtspunkte rund um die Kerguelen loszuwerden. Unterdessen verkauften die üblichen Schwarzhändler Teleskope, die angeblich einen erstklassigen, von keinem Copyright getrübten Blick auf den Krieg bieten sollten, die aber, ebenfalls wie üblich, zumeist nicht richtig funktionierten. Deshalb blieben die Spritztouren, zu denen die hoffnungsfrohen Käufer von Durban, Madras oder Perth aus aufgebrochen waren, in der Regel vergeblich.
    Die Kriegsschiffe standen bereit. Die fünf amerikanischen waren golden mit kleinen Stummelflügeln an der zigarrenförmigen Hülle, an den Seiten prangte der uralte amerikanische Adler in seinem rot-weiß-blauen Kreis. Wie sich herausstellte, hatten die Tibeter fünf alte Goonhogo-Modelle gemietet. Allerdings war das chinesische Wappen mit dem tibetischen Gebetsrad übermalt worden, dessen frische Farbe noch glänzte. Da das Geschick der chinesischen Mechaniker bekanntlich an Verschlagenheit grenzte, bestand der amerikanische Vertreter im Schiedsrichterteam darauf, dass alle zehn Schiffe genauestens überprüft wurden, ehe er sie für den Eintritt in das Kerguelen-Kriegsgebiet freigab.
    Der Krieg sollte exakt zu Mittag, Ortszeit, eröffnet werden. Reardon konnte gleich zu Beginn einen beachtlichen Vorteil für sich verbuchen: Nachdem die Schiedsrichter nach dem Zufallsprinzip über die Startpositionen entschieden hatten, blies ihm ein kräftiger Westwind entgegen,

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