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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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der Welt errichten, der bis zu achtzig Meilen über den Südkamm des Himalaya reichen sollte. Hier zögerten die Amerikaner, bis sie die Anlage schließlich selbst errichteten. Das Land pachteten sie von Tibet, die Eigentumsrechte an dem Kollektor behielten sie selbst. Doch gerade als sich die ersten Energiewellen ins bengalische Tiefland ergießen sollten, fielen tibetische Soldaten in das Kontrollzentrum ein und präsentierten einen Beschluss des tibetischen Innenministers über die sofortige Beschlagnahme der Anlage. Daraufhin schlossen tibetische Techniker neue Kabel an, die von der Goonhogo-Basis in Teli in Yunnan eingeflogen worden waren, und erklärten, der ehemalige Feind Tibets, die chinesische Zentralregierung, habe den gesamten Stromausstoß des Kraftwerks gemietet.
    In der Politik darf keine übertriebene Dankbarkeit erwartet werden, aber so viel grober Undank war doch schwer zu verkraften. Kaum hatten die Amerikaner Tibet von der chinesischen Besatzung befreit, rissen die Tibeter den Solarkollektor an sich, den ihre Retter auf ihrem Territorium errichtet hatten, um das Wiedervereinte Indien für seine Unterstützung zu belohnen! Doch rechtlich war dagegen nicht anzukommen, denn der Kollektor befand sich tatsächlich auf tibetischem Boden, und nach dem damals gültigen Prinzip der »Souveränität« konnte jede Nation auf ihrem eigenen Staatsgebiet tun und lassen, was sie wollte.
    Manche Amerikaner waren so erbost, dass sie sofort einen echten Krieg gegen die Goonhogo forderten, während der Präsident lediglich in aller Gelassenheit feststellte, dass man doch nicht gegen einen Feind zu Felde ziehen könne, nur weil er sich als schlauer erwiesen hatte als man selbst. Das sei doch nicht richtig.
    Der Kongress stimmte für einen lizenzierten Krieg.
    Nun hatte der Präsident keine Wahl mehr – er musste Tibet den Krieg erklären. Nachdem er einen entsprechenden Bewilligungsantrag beim Weltsekretariat eingereicht hatte, erhielt er eine Lizenz für den »Krieg Nr. 81-Q«. Offensichtlich war irgendein Mitarbeiter des Weltsekretariats der Meinung, Tibet könne sich allenfalls die kleinste Kriegsgröße leisten. Die amerikanische Seite hatte einen Klasse-A-Krieg über viermal vierundzwanzig Stunden gefordert, aber die Beamten weigerten sich, den Fall erneut zu überprüfen.
    Die Weichen waren gestellt.
    Amerika führte Krieg.
    Und der Präsident ließ Jack Reardon kommen.

II
    Jack Reardon, den besten Krieger Amerikas.
    »Guten Morgen, Jack«, sagte der Präsident. »Ihr letzter Kampf liegt ja nun zwei Jahre zurück – unsere Niederlage gegen Island. Was meinen Sie, sind Sie noch fit?«
    »Absolut, Sir. Ich fühle mich besser denn je.« Jack zögerte. »Aber bitte, Sir, reden wir nicht über Island. Gegen Sigurd Sigurdssen hatte niemand eine Chance. Ein Glück, dass er sich zur Ruhe gesetzt hat.«
    »Keine Angst, ich habe Sie nicht kommen lassen, um Ihnen Vorwürfe zu machen! Ich weiß, dass Sie alles getan haben, was nur irgend möglich war, um den großen Sigurd zu schlagen. Und deswegen sind Sie jetzt hier. Was meinen Sie, wie sollen wir die Sache angehen?«
    »Nun ja, in Sachen Luftschiffe bleibt uns bei einem Klasse-Q-Krieg sowieso kaum eine Wahl. Fünf Schiffe, und dann am besten fünf von den neuen Mark Zeros. Ich schätze, die Tibeter werden sich den allerbilligsten Krieg aussuchen. Als herausgeforderte Nation haben sie die freie Wahl, und sicher haben sie keine Lust auf eine dicke Rechnung. Bestimmt würde die Goonhogo nur zu gerne einspringen, aber dann würden die Chinesen zwei Tage später vor der Tür stehen und die Rechnung präsentieren.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch noch Experte für internationale Angelegenheiten sind.« Der Präsident lächelte milde.
    Reardon zuckte zusammen. »Entschuldigen Sie, Sir.«
    »Ist schon in Ordnung. Im Übrigen haben Sie völlig Recht. Die Tibeter werden sich also für das Kerguelen-Archipel entscheiden?«
    »Ja, wahrscheinlich. Da werden unsere Fernsehleute nicht gerade begeistert sein, aber was soll man machen, wenn die Franzosen ihre Inseln so billig anbieten. Sonst wären die Kerguelen sowieso schon längst vom Markt verschwunden.«
    In diesem Moment wandelte sich das Verhalten des Präsidenten grundlegend. Der nette ältere Herr, der gerade sein Frühstück genossen hatte, war verschwunden. An seine Stelle trat ein gerissener, egoistischer Politiker, der allen Mitbewerbern um das Präsidentenamt den Rang abgelaufen hatte, um schließlich

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