Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
blieb ebenfalls stehen. Sie versuchte, sich zu ihrer vollen Größe aufzurichten. Sie war ungefähr genauso groß wie er. Allerdings stand er vier oder fünf Stufen über ihnen.
Es gelang Elaine, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen, als sie fragte: »Dann weißt du es also?«
»Was?«
»Alles, was sie gesagt haben.«
»Natürlich weiß ich es«, lächelte er. »Warum denn auch nicht?«
»Aber«, stammelte Elaine, »das über dich und über mich, dass wir uns lieben? Das auch?«
»Das auch«, lächelte er wieder. »Ich habe es mein halbes Leben lang gehört. Komm herauf, setz dich und iss etwas. Wir haben heute Nacht eine Menge Dinge zu erledigen, wenn sich die Geschichte durch uns erfüllen soll … Was möchtest du essen, kleines Mädchen?«, fragte er H’jeanne freundlich. »Rohes Fleisch oder menschliche Nahrung?«
»Ich bin ein fertiges Mädchen«, erklärte H’jeanne, »deshalb ziehe ich Schokoladenkuchen mit Vanilleeis vor.«
»Das sollst du auch bekommen«, nickte der Jäger. »Kommt beide und nehmt Platz.«
Sie hatten die Treppe erklommen. Ein reichhaltig gedeckter Tisch erwartete sie. Um ihn herum standen drei Couches. Elaine blickte sich um, ob sich noch ein dritter Mensch zum Essen zu ihnen gesellen würde. Erst als sie sich setzte, erkannte sie, dass der Jäger auch das Hundemädchen einladen wollte.
Er bemerkte ihre Überraschung, verlor aber kein Wort darüber. Stattdessen wandte er sich an H’jeanne. »Du kennst mich, Mädchen, nicht wahr?«
Das Kind lächelte und entspannte sich zum ersten Mal, seit Elaine ihr begegnet war. Sie war wirklich auffallend schön, wenn die Spannung von ihr abfiel. Die Aufmerksamkeit, die Stille, die gelegentliche Unruhe – das waren Hundeeigenschaften. Nun schien das Kind vollkommen menschlich und reifer zu sein, als ihr Alter vermuten ließ. Ihr weißes Gesicht hatte dunkle schwarzbraune Augen.
»Ich habe dich schon oft gesehen, Jäger«, sagte das Mädchen. »Und du hast mir erzählt, was geschehen würde, wenn sich herausstellte, dass ich wirklich die H’jeanne bin. Dass ich das Wort verbreiten und großen Prüfungen unterzogen würde. Dass ich vielleicht sterben würde oder auch nicht, dass aber Menschen und Untermenschen sich noch nach Tausenden von Jahren an meinen Namen erinnern würden. Du hast mir fast alles gesagt, was ich weiß – mit Ausnahme der Dinge, über die ich nicht mit dir sprechen kann. Du kennst sie ebenfalls, aber du wirst nicht darüber reden, nicht wahr?«
»Ich weiß, du warst auf der Erde«, erwiderte der Jäger.
»Sag es nicht! Bitte, sag es nicht!«, bettelte das Mädchen.
»Die Erde? Die Menschenheimat selbst?«, rief Elaine. »Wie, bei den Sternen, bist du dorthin gekommen?«
Der Jäger sah sie an. »Dränge sie nicht, Elaine. Es ist ein großes Geheimnis, und sie will es nicht lüften. Du wirst diese Nacht mehr erfahren als jede andere sterbliche Frau vor dir.«
»Was bedeutet ›sterblich‹?«, fragte Elaine, die altmodische Wörter nicht leiden konnte.
»Es bedeutet einfach, dass das Leben irgendwann einmal endet.«
»Das ist närrisch«, erklärte Elaine. »Alles endet einmal. Denk nur an diese armen, schmutzigen Menschen, die länger lebten als die gesetzlich erlaubten vierhundert Jahre.« Sie blickte sich um. Kostbare, schwarz-rote Vorhänge reichten von der Decke bis zum Boden. Auf einer Seite des Raumes befand sich ein Möbelstück, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. Es ähnelte einem Tisch, aber es hatte an der Vorderseite kleine, breite, niedrige Türen, die von einer zur anderen Seite reichten, und es war mit unbekannten Hölzern und Metallen reich verziert …
Wie dem auch sei, es gab wichtigere Dinge als Möbel, über die sie reden musste. Sie sah den Jäger prüfend an (keine organische Krankheit; vor längerer Zeit am linken Arm verwundet; etwas zu häufige Sonnenbestrahlung; eventuell Korrektur der Nahsicht erforderlich) und fragte ihn: »Bin ich jetzt auch von dir gefangen worden?«
»Gefangen?«
»Du bist ein Jäger. Du jagst Lebewesen. Um sie zu töten, nehme ich an. Dieser Untermensch dort drinnen, der Ziegenbock, der sich Charley-mein-Liebling nennt …«
»Das tut er nie!«, rief das Hundemädchen H’jeanne dazwischen.
»Was tut er nie?«, fragte Elaine, verärgert über die Unterbrechung.
»Er selbst nennt sich nie so. Andere Menschen, ich meine Untermenschen, nennen ihn so. Er heißt Balthasar, aber niemand benutzt diesen Namen.«
»Was macht das schon für einen
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