Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
einer seltsamen Hoffnung erfüllt. Als Elaine an Crawlies Stuhl vorbeikam, blickte das stolze, wunderschöne Mädchen sie an, regungslos, gefährlich und streng. Das Hundemädchen H’jeanne folgte der kleinen Prozession, als ob sie darum gebeten worden wäre.
Sie gingen tief in den Gang hinein, tiefer und immer tiefer. In Wirklichkeit war es wohl nicht einmal ein ganzer Kilometer, aber durch das endlose Braun und Gelb, die seltsamen Gestalten der gesetzlosen und unbeaufsichtigten Untermenschen, den Gestank und die stickige, drückende Luft hatte Elaine das Gefühl, dass sie alle bekannten Welten hinter sich ließe.
Tatsächlich tat sie genau das – doch es kam ihr nicht in den Sinn, dass ihre Befürchtung zutreffen könnte.
V
Am Ende des Tunnelganges befand sich ein runder Torbogen mit einer Tür aus Gold oder Messing.
Charley-mein-Liebling blieb stehen.
»Ich kann nicht weitergehen«, erklärte er. »Das ist nur dir und H’jeanne gestattet. Das hier ist das in Vergessenheit geratene Vorzimmer zwischen dem Tunnel und dem oberen Palast. Dort befindet sich der Jäger. Geh. Du bist ein Mensch. Für dich besteht keine Gefahr. Normalerweise sterben Untermenschen dort. Geh.« Er ergriff Elaine am Ellbogen und drückte die Schiebetür zur Seite.
»Aber was ist mit dem kleinen Mädchen?«, wandte Elaine ein.
»Sie ist kein Mädchen«, erwiderte Charley-mein-Liebling. »Sie ist nur ein Hund – genau wie ich kein Mensch, sondern nur eine Ziege bin, die intelligent gemacht und geschoren und zurechtgestutzt wurde, um wie ein Mensch zu wirken. Wenn du zurückkommst, Elaine, dann werde ich dich lieben wie Gott, oder ich werde dich töten. Das hängt davon ab.«
»Wovon hängt es ab? Und was ist ›Gott‹?«
Charley-mein-Liebling lächelte das schnelle, listige Lächeln, das völlig unaufrichtig und überaus freundlich war, beides zugleich. Vermutlich war es in normalen Zeiten das Kennzeichen seiner Persönlichkeit. »Wenn überhaupt, dann wirst du von anderen erfahren, wer Gott ist. Nicht von uns. Und du musst allein darauf kommen, wovon es abhängt. Du wirst nicht darauf warten müssen, dass ich es dir sage. Geh jetzt. In den nächsten fünf Minuten wird alles vorbei sein.«
»Aber H’jeanne …«, beharrte Elaine.
»Wenn es nicht funktioniert«, sagte Charley-mein-Liebling, »können wir jederzeit eine neue H’jeanne großziehen und auf einen anderen Menschen wie dich warten. Das hat uns Lady Panc Ashash versprochen. Und nun geh hinein!«
Er versetzte ihr einen kräftigen Stoß, so dass sie hineinstolperte. Grelles Licht blendete sie, und die frische Luft war so angenehm wie das frische Wasser an ihrem ersten Tag, nachdem sie den Schlafzylinder im Raumschiff verlassen hatte.
Das kleine Hundemädchen war mit ihr zusammen hineingetrottet.
Die Gold- oder Messingtür schloss sich dröhnend hinter ihnen.
Elaine und H’jeanne blieben stehen, Seite an Seite, und blickten nach vorn und in die Höhe.
Es gibt viele berühmte Gemälde von dieser Szene. Die meisten dieser Bilder zeigen Elaine in Lumpen gehüllt und mit dem verzerrten, leidenden Gesicht einer Hexe. Das ist absolut nicht historisch. Sie trug ihre normale Alltagskleidung, Hosenrock, Bluse und eine Handtasche mit Schulterriemen, als sie das andere Ende Clowntowns betrat. Zu dieser Zeit war das auf Fomalhaut III die übliche Kleidung. Sie hatte nichts getan, wobei sie sich ihre Kleider hätte schmutzig machen oder sie zerreißen können, und deshalb muss sie noch genauso ausgesehen haben, als sie herauskam. Und H’jeanne – nun, jeder weiß, wie H’jeanne aussah.
Der Jäger kam.
Der Jäger kam, und neue Welten begannen.
Er war ein untersetzter Mann mit schwarzem, krausem Haar, schwarzen Augen, die beim Lachen tanzten, breiten Schultern und langen Beinen. Er bewegte sich mit raschen, sicheren Schritten. Seine Arme hingen lose zu beiden Seiten herab und die Hände wirkten nicht hart und schwielig, obwohl sie schon oft ein Leben beendet hatten, auch das eines Tieres.
»Kommt und setzt euch«, begrüßte er sie. »Ich habe auf euch beide gewartet.«
Elaine stolperte nach oben, ihm entgegen. »Gewartet?«. keuchte sie.
»Daran ist nichts Geheimnisvolles«, beruhigte er sie. »Ich hatte den Bildschirm eingeschaltet. Den, mit dem ich den Tunnel beobachten kann. Seine Leitungen sind abgeschirmt, so dass die Polizei ihn nicht anzapfen kann.«
Elaine blieb wie erstarrt stehen. Das kleine Hundemädchen, das sich einen Schritt hinter ihr befand,
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