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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Hast du gemerkt, dass alles nur etwas mehr als eine Stunde gedauert hat?«
    Elaine errötete. »Und ich bin hungrig.«
    »Das ist völlig normal«, nickte der Jäger. »Wir werden gleich das kleine Mädchen aufwecken und zusammen essen. Und dann wird die Geschichte ihren Lauf nehmen, wenn nicht jemand dazwischentritt und uns Einhalt gebietet.«
    »Aber, Liebster, kann es nicht so bleiben – zumindest für eine Weile? Ein Jahr? Einen Monat? Einen Tag? Schick doch das kleine Mädchen für kurze Zeit in den Tunnel zurück.«
    »Das ist nicht möglich. Aber ich werde dir das Lied vorsingen, das mir über dich und mich eingefallen ist. Bruchstücke davon schwirren mir schon lange im Kopf herum, doch jetzt habe ich alles zusammen. Hör zu.«
    Der Jäger nahm ihre beiden Hände in die seinen und blickte ihr offen und ehrlich in die Augen. Es gab kein Anzeichen auf telepathische Kräfte.
    Dann sang er das Lied, das wir als Ich liebte dich und verlor dich kennen:
    Ich kannte dich und liebte dich
und gewann dich in Kalma.
Ich liebte dich, gewann dich
und verlor dich, meine Liebste!
Die dunklen Himmel von Waterrock
stürzten auf uns nieder.
Nur erhellt von der Blitze Hatz
deiner eignen Liebe, mein Schatz.
     
    Unsere Zeit war eine kurze Zeit,
eine schmerzende Stunde des Glücks.
Wir kosteten von der Seligkeit
und litten unter Entsagung.
     
    Unser beider Geschichte, mein Kind,
ist ein bittres und süßes Stück.
Kurz wie ein Schuss,
doch so lang wie der Tod.
     
    Wir trafen uns und liebten uns
und kämpften doch vergeblich.
Zur Rettung, Erhaltung der Liebe
in diesem erstickenden Kriege.
Die Zeit hatte keine Zeit für uns,
kein Mitleid die Minuten.
Wir liebten uns und verloren uns
und die Welt, die dreht sich weiter.
     
    Wir haben verloren und haben uns geküsst
und haben uns getrennt, meine Liebste.
All unser Gewinn
bleibt im Herzen fein drin.
Die Erinnerung an die Schönheit
und die Schönheit der Erinnerung …
Ich liebte dich und gewann dich
und verlor dich in Kalma.
    Seine Finger tanzten durch die Luft, und dann erfüllte leise, orgelähnliche Musik den Raum. Elaine hatte schon zuvor von Musikstrahlen gehört, aber noch nie hatte jemand sie für sie gespielt.
    Als er sein Lied beendet hatte, schluchzte sie. Es war alles so wahr, so wundervoll, so herzzerreißend.
    Er hatte ihre Hand in der seinen gehalten. Nun ließ er sie plötzlich los und stand auf. »Wir werden jetzt arbeiten und später erst essen. Jemand nähert sich uns.« Schnell ging er zu dem kleinen Hundemädchen hinüber, das noch immer auf dem Stuhl saß und das Mandala mit offenen, schlafenden Augen anstarrte. Er nahm ihren Kopf fest und freundlich zwischen beide Hände und wandte ihre Augen von dem Muster ab.
    Einen Moment lang wehrte sie sich gegen ihn und schien dann ganz zu erwachen. Sie lächelte. »Das war schön. Ich habe geruht. Wie lange – fünf Minuten?«
    »Länger«, sagte der Jäger freundlich. »Ich möchte, dass du Elaines Hand ergreifst.«
    Vor einigen Stunden hätte Elaine gegen den grotesken Gedanken protestiert, mit einem Untermenschen Händchen zu halten. Jetzt aber sagte sie nichts, sondern gehorchte; verliebt sah sie den Jäger an.
    »Ihr beide braucht nicht viel zu wissen«, sagte der Jäger. »Du, H’jeanne, wirst alles bekommen, was in uns und in unseren Erinnerungen ist. Du wirst wir werden, wir beide. Für immer. Dein ruhmreiches Schicksal wird sich erfüllen.«
    Das kleine Mädchen zitterte. »Das ist also wirklich der Tag?«
    »Er ist es«, bestätigte der Jäger. »Zukünftige Zeitalter werden sich an diese Nacht erinnern.« Dann wandte er sich an Elaine. »Und du, Elaine, du hast nichts anderes zu tun, als mich zu lieben und dich still zu verhalten. Hast du mich verstanden? Du wirst gewaltige Dinge sehen, und einige von ihnen werden furchterregend sein. Aber sie sind nicht real. Verhalte dich nur ganz ruhig.«
    Elaine nickte wortlos.
    »Im Namen«, intonierte der Jäger, »des ersten Vergessenen, im Namen des zweiten Vergessenen, im Namen des dritten Vergessenen. Bei der Liebe der Menschen, die ihnen das Leben geben wird. Bei der Liebe, die ihnen einen sauberen Tod geben wird und wahre …« Seine Worte waren deutlich, doch Elaine konnte sie trotzdem nicht verstehen.
    Der Tag der Tage war gekommen.
    Sie wusste es.
    Sie wusste nicht, woher sie das wusste, aber sie wusste es.
     
    Lady Panc Ashash kam durch den massiven Fußboden heraufgekrochen; sie trug ihren freundlichen Roboterkörper. Sie

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