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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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noch ein kleiner Hund warst. Aber dies sind auch meine Leute, so gut wie deine. Ich bin tapfer. Ich kann gehen. Ich werde keine Schwierigkeiten machen.«
    »Crawlie«, fragte Jeanne weiter, »wirst du die Menschen lieben, wenn wir ihnen begegnen?«
    Alle Köpfe wandten sich dem wunderschönen Bisonmädchen zu. Elaine sah sie weit hinten in dem düsteren Gang stehen und bemerkte, dass das Gesicht des Mädchens vor Erregung totenbleich geworden war. Aber sie wusste nicht, ob aus Zorn oder Furcht.
    Schließlich sagte Crawlie: »Nein. Ich werde die Menschen nicht lieben. Und ich werde auch dich nicht lieben. Ich habe meinen Stolz.«
    Leise, leise, wie der Tod selbst an einem stillen Sterbebett, sprach Jeanne: »Du kannst hierbleiben, Crawlie. Du kannst hierbleiben. Es ist keine große Chance, aber es ist eine Chance.«
    Crawlie blickte sie an. »Ich wünsche dir alles Schlechte der Welten, Hundefrau, und auch dem elenden Menschenwesen an deiner Seite.«
    Elaine stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, was nun geschehen würde. Plötzlich verschwand Crawlies Gesicht; sie schien zu Boden gestürzt zu sein.
    Die Schlangenfrau bahnte sich einen Weg nach vorn, trat dicht an Jeanne heran, wo die anderen sie sehen konnten. »Singt ›Arme, arme Crawlie‹, liebe Leute. Singt ›Ich liebe Crawlie‹, liebe Leute. Sie ist tot. Ich habe sie soeben getötet, damit wir alle voller Liebe sein können. Ich liebe euch auch«, sagte die S-Frau, deren reptilienhafte Gesichtszüge weder Zeichen von Liebe noch von Hass verrieten.
    Jeanne sprach nun wieder, offenbar von Lady Panc Ashash dazu angehalten: »Wir lieben Crawlie, liebe Leute. Gedenkt ihrer, und lasst uns dann aufbrechen.«
    Charley-mein-Liebling versetzte Elaine einen zarten Stoß. »Komm, geh voran.«
    Wie in einem Traum, voller Verwirrung, ging Elaine voran. Sie fühlte sich fröhlich, glücklich, mutig, als sie dicht an der seltsamen Jeanne vorbeikam, die nun so groß und doch so vertraut war.
    Jeanne schenkte ihr ein vertrauensvolles Lächeln und flüsterte: »Sag mir, dass ich es richtig mache, menschliche Frau. Ich bin ein Hund, und Hunde haben eine Million Jahre lang vom Lob des Menschen gelebt.«
    »Du machst es richtig, Jeanne, du machst es ganz richtig!«, erwiderte Elaine. »Ich bin auf deiner Seite … Soll ich nun gehen?«
    Jeanne nickte, und ihre Augen standen voller Tränen.
    Elaine ging voraus.
    Jeanne und Lady Panc Ashash folgten ihr – eine Hündin und eine tote Frau an der Spitze einer Prozession.
    Dann kamen die übrigen Untermenschen in Zweierreihen.
    Als sie die Geheimtür öffneten, flutete Tageslicht in den Tunnel. Elaine konnte fast spüren, wie die abgestandene, geruchsschwere Luft mit ihnen ins Freie strömte. Zum letzten Mal blickte sie zurück und sah Crawlies Körper einsam auf dem Boden des Tunnels liegen.
    Dann wandte sie sich den Stufen zu und begann sie hinaufzusteigen.
    Noch hatte niemand die Prozession bemerkt.
    Elaine hörte, wie der Draht Lady Panc Ashashs über den Stein und das Metall der Stufen schabte, während sie nach oben stiegen.
    Als sie die Tür am Treppenende erreicht hatte, wurde Elaine einen Moment von Unentschlossenheit und Panik überwältigt. Dies ist mein Leben, dachte sie. Ich habe nur dieses eine. Was habe ich getan? O Jäger, Jäger, wo bist du? Hast du mir die Treue gebrochen?
    »Geh«, forderte Jeanne sie leise auf. »Geh! Dies ist der Krieg der Liebe. Geh weiter.«
    Elaine öffnete die Tür zur oberen Straße. Sie war voller Menschen. Drei Polizei-Ornithopter schwebten über ihnen, eine ungewöhnlich große Anzahl. Wieder hielt Elaine inne.
    »Geh weiter«, sagte Jeanne, »und schick die Roboter fort.«
    Elaine schritt voran, und die Revolution begann.

VIII
    Die Revolution dauerte sechs Minuten und erstreckte sich über einhundertzwölf Meter.
    Die Polizei war bereits zur Stelle, als die Untermenschen aus der Tür zu strömen begannen.
    Der erste Ornithopter glitt wie ein großer Vogel heran, und seine Stimme fragte: »Identifizieren Sie sich! Wer sind Sie?«
    »Verschwinde«, befahl Elaine. »Das ist ein Befehl.«
    »Identifizieren Sie sich«, wiederholte die vogelähnliche Maschine, neigte sich zur Seite, so dass der linsenäugige Roboter Elaine betrachten konnte.
    »Verschwinde«, sagte Elaine. »Ich bin ein Wahrer Mensch, und ich befehle es dir.«
    Offenbar verständigte sich der erste Polizei-Ornithopter über Funk mit seinen beiden Begleitern. Gemeinsam senkten sie sich in die Straßenschlucht zwischen

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