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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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du sicher, Elaine, du bist sicher«, beruhigte sie Charley-mein-Liebling, und sein listiges Lächeln war warm, und in seiner weichen Stimme schwang aufrichtige Überzeugung mit. Aber er selbst glaubte kein Wort davon. Er befürchtete vielmehr, dass sie sich alle in Gefahr befanden, doch sah er keinen Grund, Elaine in Angst zu versetzen. Elaine war der einzige Wahre Mensch auf ihrer Seite, abgesehen von dem Jäger, der aber ein seltsamer Mann und einem Tier nicht unähnlich war, und Lady Panc Ashash, die sehr gütig, aber eben ein toter Mensch war. Er selbst fürchtete sich, doch er fürchtete sich auch vor der Furcht. Ja, vielleicht waren sie alle verdammt.
    Auf eine gewisse Art hatte er Recht.

VII
    Lady Arabella Underwood hatte Lady Goroke gerufen.
    »Etwas hat in meinen Verstand eingegriffen.«
    Lady Goroke war entsetzt. Sie gab zur Antwort: »Setzen Sie doch eine Sonde an.«
    »Das habe ich getan. Ohne Ergebnis.«
    »Ohne Ergebnis?« Ein weiterer Schock für Lady Goroke. »Dann geben Sie Alarm.«
    »O nein. O nein, nein. Es war ein freundlicher, angenehmer Eingriff.« Lady Arabella Underwood, eine Altnordaustralierin, neigte zu Förmlichkeiten: Sie übermittelte ihren Freunden immer ganze Worte, selbst bei einem telepathischen Kontakt; sie telepathierte niemals nur einfache knappe Begriffe.
    »Aber das ist doch vollkommen ungesetzlich. Sie sind ein Mitglied der Instrumentalität. Es ist ein Verbrechen!«, dachte Lady Goroke.
    Als Antwort erhielt sie ein Kichern.
    »Sie lachen?«
    »Ich dachte nur gerade, dass vielleicht ein neuer Lord hier sein könnte. Von der Instrumentalität. Der ein Auge auf mich geworfen hat.«
    Lady Goroke war sehr sittsam und leicht zu schockieren. »Wir würden so etwas niemals tun!«
    Lady Arabella dachte bei sich, ohne es zu übermitteln: Bei Ihnen sicher nicht, meine Liebe. Sie sind so verteufelt prüde. Lady Goroke telepathierte sie zu: »Dann vergessen Sie es.«
    Verwirrt und besorgt dachte Lady Goroke: »Einverstanden, in Ordnung. Ende?«
    »Gewiss. Ende.«
    Lady Goroke runzelte die Stirn. Sie pochte an die Wand. Planetenzentrale, dachte sie, an die Wand gerichtet.
    Ein normaler Mann an einem Schreibtisch erschien vor ihr.
    »Ich bin Lady Goroke«, erklärte sie.
    »Natürlich, Mylady«, erwiderte er.
    »Polizeifieber, ein Grad. Nur ein Grad. Bis zur Entwarnung. Klar?«
    »Klar, Mylady. Für den ganzen Planeten?«
    »Ja«, bestätigte sie.
    »Möchten Sie einen Grund angeben?« Seine Stimme klang respektvoll und routiniert.
    »Ist das notwendig?«
    »Natürlich nicht, Mylady.«
    »Dann nicht. Ende.«
    Er salutierte, und sein Bild verschwand von der Wand.
    Sie konzentrierte sich auf einen hellen klaren Ruf: »Nur an die Instrumentalität – nur an die Instrumentalität. Ich habe Befehl gegeben, das Polizeifieber um ein Grad zu erhöhen. Grund: persönliche Unruhe. Sie kennen meine Stimme. Sie kennen mich. Goroke.«
     
    An einem anderen Ende der Stadt senkte sich langsam ein Polizei-Ornithopter über einer Straße.
    Der Polizeiroboter fotografierte einen Straßenkehrer mit einem solch verstörenden Verhalten, wie er es noch nie erlebt hatte. Der Straßenkehrer raste die Straße mit ungesetzlicher Geschwindigkeit hinunter, erreichte ein Tempo von dreihundert Kilometern pro Stunde, stoppte mit dem Quietschen von Kunststoff auf Stein und begann, Staubkörner von dem Pflaster aufzusammeln.
    Als der Ornithopter ihn fast erreicht hatte, setzte sich der Straßenkehrer wieder in Bewegung, umrundete mit schreckeinflößender Geschwindigkeit zwei oder drei Straßenblocks und hielt dann wieder an, um seiner närrischen Beschäftigung nachzugehen. Als dies zum dritten Mal geschah, schoss ihn der Roboter aus dem Ornithopter bewegungsunfähig, flog hinunter und hob ihn mit seinen Klauen auf. Er betrachtete ihn aus der Nähe.
    »Vogelgehirn. Altes Modell. Vogelgehirn. Gut, dass diese Dinger jetzt nicht mehr benutzt werden – es hätte einen Menschen verletzen können. Ich besitze wenigstens die Bewusstseinmatrix einer Maus, einer richtigen Maus mit sehr, sehr viel Gehirn.«
    Dann flog er mit dem ausgedienten Straßenkehrer zum zentralen Schrottplatz, während dieser, zwar beschädigt, aber noch bei Bewusstsein, den Staub von den eisernen Klauen des Ornithopters zu bürsten versuchte, die ihn umklammert hielten.
    Unter ihnen verschwand die alte Stadt mit ihren eigenartigen geometrischen Lichtern aus dem Blickfeld. Die neue Stadt, in ihren sanften, ewigen Schimmer getaucht, leuchtete gegen die

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