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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Unantastbarkeit.«
    »Bedeutet dies, dass wir, Ihre Roboter, hier unten in dem Bezirk ebenfalls frei sind?«
    »So frei, wie ihr wollt«, bestätigte Sto Odin, »vorausgesetzt, ihr folgt meinen Anweisungen. Andernfalls werde ich euch töten.«
    »Wenn wir weitergehen«, sagte Flavius, »sollen wir dann vielleicht das Lied der Untermenschen singen? Vielleicht vertreibt es diese schreckliche Musik aus unseren Köpfen. Die Musik ist voller Gefühle, und wir besitzen keine Empfindungen. Trotzdem irritiert sie uns. Ich weiß nicht, warum.«
    »Mein Funkkontakt zur Erdoberfläche ist abgerissen«, erklärte Livius zusammenhanglos. »Ich muss ebenfalls singen.«
    »Von mir aus«, nickte Sto Odin. »Aber geht weiter, oder ihr werdet sterben.«
    Die Roboter stimmten das Lied an:
    Ich ess meinen Zorn.
Ich verschling meinen Gram.
Es gibt kein Erbarmen
Vor dem Schmerz und dem Tod.
Unsere Zeit kommt.
     
    Ich lebe mein Leben.
Ich atme meinen Atem.
Ich stelle mich dem Tod
Ohne ein Weib.
Unsere Zeit kommt.
     
    Wir Untermenschen drängen
Uns in qualvoller Enge.
Es wird kommen ein Beben.
Donner sich erheben
Wenn unsere Zeit kommt.
    Obwohl das Lied etwas von dem barbarischen, altertümlichen Schrillen von Dudelsäcken besaß, konnte die Melodie gegen den wilden Rhythmus des Congoheliums weder ankommen noch ihn übertönen, und jetzt drang er noch dazu aus allen Richtungen zugleich auf sie ein.
    »Ein hübsches aufrührerisches Stück«, sagte Sto Odin trocken, »aber es ist immerhin noch Musik, im Gegensatz zu diesem Lärm, der uns aus den Tiefen der Welt entgegenschlägt. Geht weiter. Geht weiter. Ich muss dieses Geheimnis noch lösen, bevor ich sterbe.«
    »Es fällt uns schwer, diese aus dem Fels kommende Musik zu ertragen«, sagte Livius.
    »Sie scheint uns viel stärker zu sein als vor einigen Monaten, als wir schon einmal hier unten waren. Ob sie sich verändert hat?«, sagte Flavius.
    » Das ist das Geheimnis. Wir haben ihnen das Gebiet überlassen, so dass es außerhalb unserer Gerichtsbarkeit liegt. Wir haben ihnen den Bezirk gegeben, damit sie tun konnten, was ihnen in den Sinn kam. Aber diese gewöhnlichen Menschen haben irgendeine außergewöhnliche Kraft geschaffen oder entdeckt. Sie haben der Erde neue Dinge geschenkt. Möglicherweise müssen wir alle drei sterben, bevor wir der Angelegenheit auf den Grund gegangen sind.«
    »Aber wir können nicht auf Ihre Art sterben«, wandte Livius ein. »Wir sind bereits Roboter, und die Menschen, die man uns aufgeprägt hat, sind schon sehr lange tot. Meinen Sie vielleicht, dass Sie uns abschalten wollen?«
    »Vielleicht ich, vielleicht irgendeine andere Macht. Würde dir das etwas bedeuten?«
    »Bedeuten? Sie meinen, ob wir dadurch gefühlsmäßig belastet würden? Ich weiß es nicht«, erwiderte Flavius. »Ich habe immer gedacht, ich hätte jedes Mal ein reales, volles Erlebnis, wenn Sie den Satz Summa nulla est aussprechen und uns auf volle Kapazität bringen, aber diese Musik, die wir hören, hat die Wirkung von tausend Losungswörtern, die alle zur selben Zeit genannt werden. Ich beginne mir Gedanken über mein Leben zu machen, und ich glaube, ich bekomme das, was man mit Ihrem Ausdruck ›Furcht‹ bezeichnen würde.«
    »Mir geht es genauso«, bestätigte Livius. »Das hier ist keine Macht, von deren Existenz wir auf der Erde gewusst haben. Als ich noch Stratege war, berichtete mir jemand von den wahrhaft unaussprechlichen Gefahren, die von den Douglas-Ouyang-Planeten drohten, und mir scheint, dass wir hier im Tunnel einer derartigen Gefahr gegenüberstehen. Etwas, das die Erde niemals hervorgebracht hat. Etwas, das von keinem Menschen jemals entwickelt wurde. Etwas, das kein Roboter mit seinen Computern berechnen kann. Etwas Wildes und sehr Fremdartiges, das durch den Gebrauch des Congoheliums Gestalt angenommen hat. Sehen Sie sich um.«
    Das hätte er nicht zu sagen brauchen. Der Gang selbst hatte sich in einen lebenden, pulsierenden Regenbogen verwandelt.
    Sie folgten der letzten Biegung und waren angekommen …
    Am alleräußersten Rand des Schmerzensreiches.
    An der Quelle verderbter Musik.
    An der Grenze des Bezirks .
    Sie wussten es, weil die Musik sie blendete, die Lichter sie betäubten, ihre Sinne sich verwirrten und ineinander verliefen. Sie befanden sich in unmittelbarer Nähe des Congoheliums.
    Dort war eine Tür, ungeheuer groß, mit kunstvollen gotischen Ornamenten verziert. Sie war viel zu groß, um für irgendein menschliches Wesen erdacht

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