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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Ursprung des Lichtes lag, aber es pulsierte im Fünfertakt.
    Sogar den beiden Roboter wurden die Musik und das Licht zu viel, während sie hinunter zum Zentrum der Welt eilten oder trotteten. Das Luftversorgungssystem musste sehr leistungsfähig sein, denn die innere Hitze der Erde war nicht im Geringsten spürbar, selbst nicht in diesen großen Tiefen. Flavius vermochte nicht einmal abzuschätzen, wie viele Kilometer unter der Oberfläche sie sich inzwischen befanden. Er wusste, dass es nach planetaren Maßstäben nicht viele sein konnten, aber es war dennoch sehr weit für einen einfachen Fußmarsch.
    Plötzlich setzte sich Lord Sto Odin in der Sänfte auf, und als die beiden Roboter langsamer wurden, fuhr er sie schroff an: »Geht weiter. Geht weiter, ich habe mich nur aufgesetzt. Ihr braucht mir nicht zu helfen.«
    Er holte die Ichpuppe hervor und musterte sie im Schein des kleinen Nordlichtes, das sich in dem Gang vervielfältigte. Die Puppe durchlief ihre diagnostischen Farbwechsel. Der Lord war zufrieden. Mit festem Griff setzte er sich die Messerspitze an den Nacken und stellte die Zufuhr an Lebensenergie noch ein wenig höher ein.
    Die Roboter folgten unterdessen seinen Anweisungen.
    Die Lichter waren verwirrend gewesen. Ja, manchmal hatten sie sogar das Gehen erschwert. Es fiel schwer sich vorzustellen, dass Dutzende oder Hunderte, vielleicht Tausende menschlicher Wesen ihren Weg durch dieses nirgends kartografierte Gängesystem gefunden hatten, um die innersten Bereiche des Bezirkes zu erreichen, wo alle Wesen willkommen waren. Doch es funktionierte. Sie selbst waren schon zuvor hier gewesen, konnten sich jedoch nur verschwommen daran erinnern, wie sie damals den Weg gefunden hatten.
    Und die Musik! Sie dröhnte ihnen jetzt lauter entgegen als zu Beginn. Sie kam stets im Fünfertakt, jubilierte die Noten des Pentapauls heraus, jenen aus fünf Worten bestehenden Vers, den der verrückte Katzensänger K’paul vor einigen Hundert Jahren beim K’flötenspiel entdeckt hatte. Die Form selbst bestätigte und verstärkte die Hitzigkeit der Katzen und verband sie mit der herzzerbrechenden Intelligenz der menschlichen Wesen. Kein Wunder, dass die Menschen den Weg hierher gefunden hatten.
    In der gesamten Menschheitsgeschichte gab es keinen Akt, der nicht durch eine der drei bittersten Antriebe des menschlichen Geistes hätte ausgelöst werden können – religiöser Glaube, rachsüchtige Prahlerei oder schieres Laster. Hier hatten die Menschen um des Lasters willen die unentdeckbare Tiefe erreicht und sie zu wilden, widerlichen Zwecken missbraucht. Die Musik trieb sie an.
    Es war eine ganz besondere Musik, und sie erreichte Sto Odin und seine Legionäre inzwischen auf zwei völlig verschiedenen Wegen. Sie drang einmal durch den massiven Fels zu ihnen und dann wiederum als zigfaches Echo durch das Labyrinth der Gänge, getragen von der dunklen, dicken Luft. Die Lampen waren noch immer gelb, aber die elektromagnetische Illumination, die im Takt der Musik aufflackerte, überstrahlte die normale Beleuchtung. Die Musik beherrschte alles, bestimmte die Zeit, rief alles Leben zu sich. Es war ein Lied von einer Art, wie es die Roboter bei ihrem ersten Besuch in einer solchen Intensität noch nicht wahrgenommen hatten.
    Selbst Lord Sto Odin, der so weit herumgekommen war und viele Erfahrungen gesammelt hatte, war etwas Ähnliches nie zuvor zu Ohren gekommen.
    Es war all dies zusammen: Das Pulsieren und Pochen und Poltern von Klängen, die aus dem Congohelium drängten – Metall, das nicht für Musik geschaffen war, Materie und Antimaterie, eingeschlossen in einem feinmaschigen magnetischen Gitter, um die äußersten, drohendsten Gefahren des Weltraums abzuwenden; nun befand sich ein Stück davon in den Tiefen der alten Erde und gab seltsame Kadenzen von sich. Das Schäumen und Heulen der wiederkehrenden Träume, mit dem sich die Musik im gewachsenen Fels aufbäumte, sich selbst begleitend im luftgetragenen Echo. Das Behagen und Zagen erotischer Klagen, das ächzte und krächzte im schweren Gestein.
    Sto Odin erwachte und blickte scharf geradeaus, nichts erkennend, doch alles erlebend.
    »Bald werden wir das Tor und das Mädchen sehen«, sagte er.
    »Sie kennen sich hier aus? Sie, der Sie doch nie zuvor hier gewesen sind?«, fragte Livius ungläubig.
    »Ich kenne mich aus«, erklärte Sto Odin, »weil ich mich auskenne.«
    »Sie tragen die Federn der Unantastbarkeit.«
    »Ich trage die Federn der

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