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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Närrische, dürre Worte, denen Fleisch und Blut und Eingeweide durch die Musik gegeben wurde, die sie mitträgt. Hier, hört:
    Sei. Drei.
Schrei. Frei.
Hei.
    Habt ihr das auch nicht gehört?«
    »Soll ich meinen Funkkontakt nutzen und die Erdoberfläche um Rat fragen?«, erkundigte sich einer der Roboter.
    »Rat! Rat! Was für einen Rat brauchen wir schon? Dies ist das Gebiet , und in einer weiteren Stunde schnellen Laufs sind wir im Herz des Bezirks .« Sto Odin stieg wieder in die Sänfte und befahl: »Lauft, Männer, lauft! Es kann nicht weiter sein als drei oder vier Kilometer tiefer in diesem Steingehege. Ich werde euch dirigieren. Sobald ich euch nicht mehr führen kann, bringt meinen Leichnam zurück an die Oberfläche, dass man mir ein herrliches Begräbnis bereiten und mich mit einem Raketensarg in den Weltraum schießen kann, auf eine Bahn ohne Wiederkehr. Ihr braucht euch über nichts Sorgen zu machen. Ihr seid Maschinen, weiter nichts, oder? Oder seid ihr es nicht?« Seine Stimme klang schrill bei den letzten Worten.
    »Mehr nicht«, sagte Flavius.
    »Mehr nicht«, sagte Livius. »Und trotzdem …«
    »Und trotzdem was?«, unterbrach ihn Lord Sto Odin.
    »Und trotzdem«, fuhr Livius fort, »obwohl ich weiß, dass ich eine Maschine bin und Gefühle nur gekannt habe, als ich einst ein lebender Mensch war, frage ich mich doch manchmal, ob ihr Menschen nicht zu weit geht. Mit uns Robotern. Vielleicht sogar auch mit den Untermenschen. Einst waren die Dinge einfach, als alles, was redete, ein menschliches Wesen, und alles, was nicht redete, kein menschliches Wesen war. Vielleicht seid ihr am Ende eures Weges angelangt.«
    »Wenn du das oben gesagt hättest«, bemerkte Lord Sto Odin grimmig, »wäre dein Kopf vermutlich von der automatischen Magnesiumflamme verbrannt worden. Du weißt, dass man euch in Hinblick auf illegale Gedanken überwacht.«
    »Ich weiß das nur zu gut«, sagte Livius, »und ich weiß, dass ich einst als Mensch gestorben sein muss, um in diesem Roboterkörper existieren zu können. Das Sterben hat mir damals nicht wehgetan, und wahrscheinlich wird es mir beim nächsten Mal auch nicht wehtun. Aber nichts davon spielt wirklich eine Rolle, wenn wir hinuntergehen und so tief in die Erde vorstoßen. So weit unten verändert sich alles. Ich habe nie gedacht, dass das Innere der Welt so groß und so eklig sein könnte.«
    »Es spielt keine Rolle, wie tief wir sind«, wies ihn Sto Odin unwirsch zurecht, »sondern wo wir sind. Das ist das Gebiet , wo alle Gesetze aufgehoben sind, und dort unten und ganz weit hinten liegt der Bezirk , wo es niemals Gesetze gegeben hat. Macht jetzt rasch! Ich möchte mir diesen seltsamen Musiker ansehen, der das Gesicht Echnatons hat, und ich möchte mich mit dem Mädchen unterhalten, das ihn verehrt, mit dieser Santuna. Seid jetzt vorsichtig. Ein wenig nach oben, ein wenig nach links. Falls ich einschlafe, kümmert euch nicht darum. Geht weiter. Ich werde von selbst erwachen, wenn wir in die Nähe der Musik des Congoheliums geraten. Wenn ich sie schon jetzt hören kann, obwohl wir noch so weit entfernt sind, dann könnt ihr euch vorstellen, wie sie erst sein wird, wenn ihr ihr näher kommt!«
    Sto Odin lehnte sich in seinen Sessel zurück. Die Roboter hoben die Sänfte an den Tragestangen hoch und liefen in die Richtung, die er ihnen gewiesen hatte.

VI
    Sie waren länger als eine Stunde gelaufen, hatten nur gelegentlich ihre Geschwindigkeit verlangsamt, wenn sie über beschädigtes Pflaster oder zerbrochene Rohre klettern mussten oder wenn das Licht so grell wurde, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als in die Taschen zu greifen und die Sonnenbrillen aufzusetzen, was in der Tat wirklich komisch aussah bei zwei behelmten und voll bewaffneten römischen Legionären. (Natürlich war es noch komischer, dass die Augen keine Augen waren; Roboteraugen ähnelten weißen Murmeln, die in kleinen Schälchen voll glitzernder Tinte schwammen, was ihnen einen grimmigen, milchigen Blick verlieh.) Sie sahen ihren Herrn an, denn er hatte sich bis jetzt nicht mehr gerührt, und nahmen einen Zipfel seines Gewandes, um ihn zu einer Binde zusammenzudrehen, damit seine Augen gegen das grelle Licht geschützt waren.
    Das neue Licht ließ die gelben Lampen des Tunnelgangs in den Hintergrund treten. Das Licht war so hell wie der Glanz des Nordlichtes, hätte man es verdichtet und in den Kellergang eines aus alter Zeit erhaltenen Hotels projiziert. Keiner der Roboter wusste, wo der

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