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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Menschheit neuen und unbekannten Gefahren auszusetzen, und obwohl er dessen Befürchtungen teilte, konnte er Grosbeck diesen Vorschlag nicht verzeihen.
    Fast gereizt fragte sich der große Arzt: Wohin hatte dieser Mann gewollt?
    (Zu Elizabeth, lautete die Antwort, zu Elizabeth, die jetzt nur noch sechzig Meter entfernt lag. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Menschen begriffen, was Rambo versucht hatte – er wollte diese sechzig Meter überwinden, um zu Elizabeth zu gelangen, nachdem er bereits zahllose Lichtjahre weit gesprungen war, um sie zu finden. Um seinen einzigen Schatz, seine Liebste, seine Allerliebste zu finden, die ihn brauchte!)
    Das Condamin erzeugte nicht die charakteristischen Nebenwirkungen wie tiefe Mattigkeit und glühende Haut; vielleicht war das Typhoid stark genug gewesen, um dies zu verhindern. Rambo wirkte lebendiger als in den vergangenen Tagen. Seinen Namen hatten sie über das reguläre Informationssystem ermittelt, aber noch hatte er keinerlei Bedeutung für Sir und Doktor Vomact. Doch das würde sich ändern. O ja, das würde sich ändern.
    Währenddessen waren die beiden anderen Ärzte dem Zeitplan ein wenig voraus und mit den Apparaturen beschäftigt, die die Roboter und die Krankenschwestern installiert hatten.
    Vomact murmelte ihnen zu: »Ich glaube, es geht ihm besser. Er ist entspannter. Ich versuche jetzt, mit lauter Stimme Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
    Sie waren so sehr beschäftigt, dass sie lediglich nickten.
    Vomact schrie den Patienten an: »Wer sind Sie? Was sind Sie? Woher kommen Sie?«
    Die traurigen blauen Augen des Mannes auf dem Boden warfen Vomact einen erstaunlich wachen Blick zu, aber sonst gab es keinen noch so kleinen Hinweis darauf, dass der Mann ihn verstanden hatte. Seine Gliedmaßen führten weiter ihre Schwimmbewegungen auf dem harten Betonboden des Kellers durch. Zwei der Verbände, die das Krankenhauspersonal ihm angelegt hatte, waren durchgescheuert. Das rechte Knie war zerkratzt und wund und verursachte eine sechzig Zentimeter lange Spur aus altem, schwarzem, geronnenem und aus frischem, neuem, flüssigem Blut auf dem Boden, während sich das Bein hin und her bewegte.
    Vomact stand auf und wandte sich an Grosbeck und Timofeyev: »Jetzt wollen wir sehen, was geschieht, wenn wir ihm Schmerzen zufügen.«
    Die beiden traten zurück, ohne dass er sie darum gebeten hätte.
    Timofeyev winkte einem kleinen, weißemaillierten Pflegeroboter zu, der im Türrahmen stand.
    Das Schmerznetz, ein zerbrechliches Drahtgebilde, senkte sich von der Decke.
    Es war Vomacts Pflicht als Vorgesetzter, das größte Risiko selbst zu tragen. Der Patient war vollständig mit dem Geflecht bedeckt, als sich Vomact auf Hände und Knie niederließ, das Netz an einer Ecke anhob und seinen Kopf neben den des Patienten schob. Vomacts Kittel schabte über den sauberen Boden und berührte die schwarzen Blutflecken, die der Patient bei seinen Schwimmbewegungen während der Nacht hinterlassen hatte.
    Jetzt war Vomacts Mund nur noch Zentimeter vom Ohr des Patienten entfernt.
    »Oh«, sagte Vomact. Das Netz summte.
    Der Patient hielt in seinen langsamen Bewegungen inne, krümmte den Rücken und starrte unverwandt den Arzt an.
    Die Ärzte Grosbeck und Timofeyev sahen, dass Vomacts Gesicht unter dem Einfluss der Schmerzmaschine bleich wurde, aber es war ihm nichts anzumerken, als er beherrscht und laut den Patienten fragte: »Wer – sind – Sie?«
    »Elizabeth«, murmelte der Patient. Die Antwort war närrisch, aber der Ton vernünftig.
    Vomact zog seinen Kopf unter dem Netz hervor und schrie den Patienten an: »Wer – sind – Sie?«
    Der nackte Mann erwiderte klar und deutlich:
    »Dideldu, dideldu, paff, paff, paff,
ich bin wirklich äußerst schwach!«
    Vomact runzelte die Stirn und befahl dem Roboter knurrend: »Mehr Schmerz. Schalte auf die höchste Schmerzstufe.«
    Währenddessen wand sich der Körper unter dem Netz und versuchte, seine Schwimmbewegungen auf dem Beton wieder aufzunehmen.
    Doch nun gab er einen lauten, wilden, dröhnenden Schrei von sich. Es klang wie eine gekreischte, verzerrte Version des Namens Elizabeth, der aus endloser Entfernung widerhallte. Es ergab keinen Sinn.
    Vomact kreischte zurück: »Wer – sind – Sie?«
    Mit unerwarteter Klarheit und Resonanz drang die Stimme des verkrümmten Körpers unter dem Schmerznetz hervor: »Ich bin der gegrillte Mann, der gestillte Mann, der bebrillte Mann, der gekillte Mann, der gerillte Mann, der verwilderte

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