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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Kräfte des Weltraums, die Hitze der Sonnen, den Frost der Entfernung behandeln müssen? Wir wissen, wie wir mit einem Körper umzugehen haben, aber dies hier ist kein richtiger Körper mehr. Überzeugen Sie sich selbst, Sir und Doktor! Sie werden etwas berühren, wie Sie es noch nie zuvor berührt haben.«
    »Ich habe ihn bereits abgetastet«, erklärte Vomact. »Aber Sie haben Recht. Wir werden es einen halben Tag lang mit Typhoid und Condamin versuchen. In zwölf Stunden treffen wir uns hier wieder. Ich werde den Krankenschwestern und Robotern Anweisungen für die Zeit bis dahin geben.«
    Beide warfen der rotbraunen, mit gespreizten Gliedern auf dem Fußboden liegenden Gestalt noch einen Blick zu. Grosbecks Antlitz verriet eine Mischung aus Abneigung und Furcht; Vomacts Gesicht war ausdruckslos, sah man von einem halben müden Lächeln des Mitleids einmal ab.
    An der Tür erwartete sie die Oberschwester, und Grosbeck hörte überrascht den Anordnungen seines Vorgesetzten zu.
    »Madam und Schwester, gibt es einen sicheren Keller in diesem Krankenhaus?«
    »Ja, Sir«, bestätigte sie. »Wir haben früher darin unsere Aufzeichnungen aufbewahrt, bis wir alle Daten per Telemetrie im Orbitcomputer eingespeichert hatten. Jetzt ist er leer und ein wenig schmutzig.«
    »Lassen Sie ihn saubermachen. Schließen Sie ihn an die Klimaanlage an. Wer ist Ihr militärischer Beschützer?«
    »Mein was?«, rief sie erstaunt.
    »Jedermann auf Erden genießt militärischen Schutz. Wo sind die Streitkräfte, die Soldaten, wer beschützt Ihr Krankenhaus?«
    »Mein Sir und Doktor! Mein Sir und Doktor! Ich bin eine alte Frau und arbeite hier schon seit dreihundert Jahren. Aber noch nie bin ich auf eine solche Idee gekommen. Warum sollte ich Soldaten benötigen?«
    »Stellen Sie fest, welche für Sie zuständig sind, und bitten Sie sie um Unterstützung. Auch sie sind Spezialisten, obwohl sie andere Künste ausüben als wir. Versichern Sie sich ihrer Hilfe. Sie werden vielleicht gebraucht, noch bevor dieser Tag zu Ende ist. Berufen Sie sich dem Lieutenant oder Sergeanten gegenüber auf meinen Namen … Und jetzt zu den Medikamenten, die Sie diesem Patienten verabreichen wollen.«
    Die Augen der Oberschwester wurden immer größer, als er weitersprach, aber sie war eine disziplinierte Person, und sie nickte, während sie ihm zuhörte. Ihre Augen wirkten sehr traurig und müde, als er fertig war, doch sie war selbst Expertin und versiert genug, um großen Respekt vor den Fähigkeiten und der Weisheit von Sir und Doktor Vomact zu haben. Außerdem war sie zunehmend von einem warmherzigen weiblichen Mitleid für die reglose, junge, männliche Gestalt erfüllt, die auf dem Boden lag und unermüdlich auf den harten Fliesen schwamm, zwischen Archipelen schwamm, von denen kein lebender Mensch jemals zuvor auch nur geträumt hatte.

VI
    Die Krise trat in der folgenden Nacht ein.
    Der Patient hatte der Innenwand des Kellerraums Handabdrücke aufgeprägt, aber er war nicht entflohen.
    Die Soldaten, die in dem hellerleuchteten Korridor seltsam präsent wirkten mit ihren funkelnden Waffen, waren so gelangweilt, wie es Soldaten immer sind, wenn sie Dienst haben und nichts geschieht.
    Nur ihr Lieutenant war ruhelos. Der Draht in seiner Hand summte wie ein gefährliches Insekt. Sir und Doktor Vomact, der über Waffen besser Bescheid wusste, als die Soldaten ahnten, erkannte, dass der Draht auf MAXIMAL stand und dass seine Kapazität groß genug war, um sämtliche Menschen in den fünf Stockwerken über und unter ihnen und sogar bis in eine Entfernung von einem Kilometer zu lähmen. Doch Vomact sagte nichts. Er dankte lediglich dem Lieutenant und betrat, gefolgt von Grosbeck und Timofeyev, den Kellerraum.
    Auch hier schwamm der Patient.
    Er war jetzt zum Kraulstil übergegangen und trat mit den Beinen gegen den Boden. Es war, als hätte er sich in dem anderen Stockwerk nur bemüht, über Wasser zu bleiben, und nun schien er ein Ziel zu haben, dem er – wenn auch sehr langsam – entgegenschwamm. Seine Bewegungen waren bedächtig, konzentriert, unbeholfen und so gemächlich, dass der Eindruck entstand, er sei in der Zeit eingefroren. Der zerrissene Schlafanzug lag neben ihm auf dem Boden.
    Vomact sah sich um und fragte sich, welche Kräfte dieser Mann benutzt haben konnte, um solche Handabdrücke in einer Stahlwand zu hinterlassen. Er erinnerte sich an Grosbecks Ansinnen, den Patienten eher sterben zu lassen, als das Risiko einzugehen, die gesamte

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