Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
geistesgegenwärtig: »Schiebt die Betten weg! Schiebt sie aus dem Weg!«
Die Krankenschwestern und die Roboter gehorchten.
Die Betten schwankten wie eine kleine Bootsflotte, die von einer Welle erfasst wurde, als sie die Stelle erreichten, wo der Boden sich unter dem Druck der verschobenen Wand aufgebäumt hatte. Das pfirsichfarbene Lampenlicht flackerte. Roboter erschienen.
Eine zweite menschliche Hand schob sich durch die Wand. Die beiden Hände zerrissen die Wand, als ob sie aus Papier wäre.
Der Kopf des Patienten, der im Gras liegend gefunden worden war, tauchte auf.
Unsicher und mit verschwommenem Blick betrachtete er den Korridor, und seine Haut glänzte von den Verbrennungen des offenen Weltraums in einem seltsamen rotbraunen Farbton.
»Nein«, sagte er. Nur dieses eine Wort.
Aber dieses »Nein« wurde gehört. Obwohl er nicht sehr laut gesprochen hatte, tönte seine Stimme durch das ganze Krankenhaus. Das interne Telekommunikationssystem hatte sie weitergeleitet.
Sämtliche technischen Einrichtungen des Gebäudes stellten ihre Funktion ein. Verzweifelt beeilten sich die Krankenschwestern und Roboter, unterstützt von den Ärzten, alle Geräte wieder einzuschalten – die Pumpen, die Ventilatoren, die künstlichen Nieren, die Gehirn-Stabilisatoren, sogar die einfachen Klimaanlagen, die die Luft sauber hielten.
Hoch über ihnen kreiste torkelnd ein Flugzeug. Sein dreifach gesicherter Funktionsschalter war plötzlich auf »Aus« gestellt worden. Glücklicherweise vermochte ihn der Roboterpilot wieder umzulegen, bevor es sich in die Erde bohren konnte.
Der Patient schien nicht zu wissen, dass sein Wort diese Wirkung besaß.
(Später erfuhr die Welt, dass dies ein Teil des »Trunkenheitse f fektes« war. Der Mann selbst hatte die Fähigkeit entwickelt, sein neurophysiologisches System als Steuerungsinstrument einzusetzen.)
Im Korridor erschien der Maschinenroboter, der als Polizist fungierte. Er trug sterile, wattierte Samthandschuhe, die eine Zugkraft von sechzig metrischen Tonnen besaßen. Er näherte sich dem Patienten. Der Roboter war sorgfältig dafür ausgebildet, alle Gefahren zu erkennen, die von fantasierenden oder psychotischen Menschen ausgingen, und später berichtete er, dass seine Wahrnehmungssensoren »Höchste Gefahr« signalisiert hätten. Er hatte geplant, den Gefangenen mit unbarmherziger Gewalt zu packen und ihn zurück in sein Bett zu schaffen, aber angesichts dieser Reaktion hatte der Roboter von seinem Vorhaben abgelassen.
Das Handgelenk des Roboters bestand aus einer hypodermischen Pistole, die mit komprimiertem Argon betrieben wurde. Er deutete damit auf den nackten Mann, der in dem breiten Riss der Wand stand. Die Waffe zischte, und eine immense Dosis Condamin, das stärksten Narkotikum des bekannten Universums, drang in die Haut von Rambos Hals. Der Patient wurde ohnmächtig.
Der Roboter hob ihn sachte auf, trug ihn durch die aufgeplatzte Wand, stieß die Tür mit einem Tritt auf, der das Schloss zerbrach, und legte ihn auf sein Bett. Als der Roboter hörte, dass sich die Ärzte näherten, schob er mit seinen ungeheuren Händen die Stahlwand an ihren ursprünglichen Platz zurück. Arbeitsroboter oder Untermenschen konnten diese Arbeit später beenden, aber bis dahin sah es besser aus, wenn dieser Teil des Gebäudes sich wieder in seinem rechtwinkligen Zustand befand.
Doktor Vomact erschien, dicht gefolgt von Grosbeck.
»Was ist geschehen?«, rief dieser, aufgeschreckt aus seiner unwandelbaren Gemütsruhe.
Der Roboter wies auf die geborstene Wand. »Er riss sie auf. Ich schob sie zurück«, sagte er.
Die Ärzte wandten sich dem Patienten zu. Er war wieder aus dem Bett gekrochen und lag auf dem Fußboden, aber seine Atmung war leicht, regelmäßig und normal.
»Was hast du ihm gegeben?«, fuhr Vomact den Roboter an.
»Condamin«, erwiderte der Roboter, »gemäß der Verordnung 47-B. Die Droge darf außerhalb des Krankenhauses nicht erwähnt werden.«
»Das weiß ich«, brummte Vomact geistesabwesend und ein wenig verärgert. »Du kannst jetzt gehen. Vielen Dank.«
»Es ist nicht üblich, Robotern zu danken«, erwiderte der Roboter, »aber Sie können meinen Bericht mit einer Empfehlung versehen, wenn Sie wollen.«
»Scher dich zum Teufel!«, schrie Vomact den auf Förmlichkeiten bedachten Roboter an.
Der Roboter blinzelte. »Der Begriff Teufel ist mir unbekannt, aber ich nehme an, Sie möchten, dass ich mich entferne. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich jetzt gehen.«
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