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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Liebling.«
    Ich lachte, und es klang ein wenig zornig. Sie hatte darauf bestanden, hierhin zu gehen, und nun war sie bereit, umzukehren und darauf zu verzichten, nur um mir einen Gefallen zu tun?
    »Schon gut«, sagte ich. »Es kann jetzt nicht mehr weit sein. Gehen wir weiter.«
    »Paul …« Sie stand ganz dicht bei mir. Ihre braunen Augen wirkten besorgt, als ob sie durch meine Augen bis auf den Grund meiner Seele blicken wollte. Ich telepathierte: Möchtest du auf diese Art sprechen?
    »Nein«, erwiderte sie auf Französisch. »Ich möchte alles der Reihe nach sagen. Paul, ich möchte zu dem Abba-Dingo gehen, ich muss es. Es ist das größte Muss meines Lebens. Aber gleichzeitig möchte ich auch nicht dorthin gehen. Dort oben stimmt etwas nicht. Ich möchte dich lieber unter falschen Voraussetzungen lieben als überhaupt nicht. Es könnte etwas passieren.«
    Gereizt fragte ich: »Hast du jetzt auch diese ›Furcht‹, von der Macht gesprochen hat?«
    »O nein, Paul. Dieses Gefühl hat nichts mit Furcht zu tun. Es fühlt sich an, als ob in einer Maschine etwas zerbrochen sei …«
    »Horch!«, unterbrach ich sie.
    Von weit oben, aus den Wolken, drang ein Laut wie von einem jammernden Tier. Ich konnte Worte verstehen. Es musste Macht sein. Ich meinte »Vorsicht« verstehen zu können. Als ich mit meinen Gedanken nach ihm tastete, begann in der Ferne alles zu kreisen, und mir wurde schwindlig.
    »Gehen wir zu ihm, Liebling«, sagte ich.
    »Ja, Paul«, nickte sie, und in ihrer Stimme lag eine Mischung aus Glück, Resignation und Verzweiflung.
    Bevor wir weitergingen, betrachtete ich sie nachdenklich. Sie war wirklich mein Mädchen. Der Himmel hatte sich gelb gefärbt, und die Lampen hatten sich noch immer nicht eingeschaltet. Gegen diesen sattgelben Himmel wirkten ihre braunen Locken wie mit Gold gesprenkelt, und ihre braunen Augen wurden schwarz in der Iris, und ihr junges und vom Schicksal gezeichnetes Gesicht schien mir bedeutungsvoller zu sein als jedes andere menschliche Gesicht, das ich einmal gesehen hatte.
    »Du bist mein«, sagte ich.
    »Ja, Paul«, erwiderte sie und lächelte dann strahlend. »Und du hast es gesagt! Das ist doppelt schön.«
    Ein Vogel, der auf dem Geländer saß, musterte uns scharf und verschwand dann. Vielleicht hielt er nichts von menschlichem Unsinn und ließ sich deshalb in die dunkle Luft hinunterfallen. Ich sah, wie er sich weit unter uns wieder fing und auf seinen Schwingen träge durch die Lüfte tragen ließ.
    »Wir sind nicht so frei wie die Vögel, Liebling«, sagte ich, »aber wir sind freier, als es die Menschen seit hundert Jahrhunderten gewesen sind.«
    Statt einer Antwort nahm sie meinen Arm und lächelte mich an.
    »Und nun«, fügte ich hinzu, »werden wir Macht folgen. Leg deine Arme um mich und halt dich gut fest. Ich werde jetzt gegen diesen Mast schlagen. Wenn wir schon kein Essen bekommen, dann werden wir zumindest hinauffahren.«
    Ich spürte, wie sie sich fest an mich klammerte, und klopfte dann gegen den Mast.
    Doch welcher Mast? Schon im nächsten Augenblick rasten die Masten an uns vorbei. Der Boden unter unseren Füßen schien unbewegt, aber wir rasten mit hoher Geschwindigkeit dahin; selbst im Transport-Untergrund hatte ich niemals eine so schnelle Rollstraße gesehen. Virginias Kleid flatterte so heftig, dass es knatternde Geräusche von sich gab, so wie beim Fingerschnipsen. Im Nu waren wir in den Wolken – und hatten sie auch schon wieder hinter uns gelassen.
    Uns umgab eine neue Welt. Die Wolken befanden sich unter und über uns. Hier und dort schimmerte der blaue Himmel durch. Wir bewegten uns weiter. Die alten Ingenieure hatten diese Straße hervorragend konstruiert. Wir fuhren weiter hinauf, höher und höher, ohne dass uns schwindlig wurde.
    Eine weitere Wolke.
    Und dann geschah alles so schnell, dass es mehr Zeit erfordert, das Geschehen zu schildern, als es erlebt zu haben.
    Etwas Dunkles kam von oben auf mich zugeschossen. Ein gewaltiger Schlag traf mich an der Brust. Erst viel später erkannte ich, dass es Machts Arm gewesen war, der mich festhalten wollte, bevor wir über den Rand stürzten. Dann durchstießen wir eine andere Wolke. Bevor ich noch etwas zu Virginia sagen konnte, traf mich ein zweiter Schlag. Der Schmerz war entsetzlich. In meinem ganzen Leben hatte ich nichts Ähnliches empfunden. Aus irgendwelchen Gründen war Virginia über mich hinweggeflogen und zerrte an meinen Händen.
    Ich versuchte ihr zu sagen, dass sie aufhören

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