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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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abzuschirmen.
    Sie folgte mir ohne ein Wort. Sie schien die auf dem Boden liegenden Dinge interessant zu finden, aber nicht zu erkennen.
    Ich für meinen Teil betrachtete die Wand.
    Und schließlich fand ich sie – die kleinen Türen des Abba-Dingo.
    Auf einer stand METEOROLOGISCH. Es war weder die Alte Sprache noch Französisch, aber es war so vertraut, dass ich wusste, es hatte etwas mit dem Zustand der Luft zu tun. Ich presste meine Hand gegen die Tafel an der Tür. Die Tafel wurde durchsichtig und gab alte Inschriften frei: Zahlen, die uns nichts bedeuteten, und Worte, die uns nichts bedeuteten, und dann: Typhoon zieht auf.
    Mein Französisch enthielt nicht den Begriff »zieht auf«, aber »Typhoon« war offensichtlich mit typhon identisch, einer größeren Luftstörung. Ich dachte: Damit sollen sich die Wettermaschinen befassen. Es ging uns nichts an.
    »Viel hilft das nicht«, bemerkte ich.
    »Was bedeutet es?«, fragte Virginia.
    »Die Luft wird Störungen ausgesetzt sein.«
    »Oh. Damit haben wir nichts zu tun, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    Ich probierte die nächste Tafel aus, auf der NAHRUNG stand.
    Als meine Hand die kleine Tür berührte, drang aus dem Innern ein ächzendes Gekreische, als müsse sich der ganze Turm übergeben. Die Tür öffnete sich einen Spalt, und ein schrecklicher Gestank quoll heraus. Dann schloss sich die Tür wieder.
    Auf der dritten Tür stand HILFE, doch als ich sie berührte, geschah nichts. Vielleicht handelte es sich lediglich um eine Art Steuereintreibmechanismus aus den alten Zeiten. Meine Berührung blieb auf jeden Fall ohne Reaktion.
    Die vierte Tür war größer und unten bereits teilweise geöffnet. Auf ihrem oberen Teil stand VORAUSSAGUNGEN. Die Bezeichnung an der unteren Seite war ungleich geheimnisvoller: PAPIER HIER DURCHSCHIEBEN. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das wohl bedeuten mochte.
    Ich versuchte es mit Telepathie. Ohne Erfolg. Der Wind pfiff um uns herum. Einige der Kalziumkugeln und -stangen rollten über das Pflaster. Ich versuchte es erneut, versuchte mit aller Kraft, die Spuren längst verschollener Gedanken aufzuspüren. Ein Schrei drang in meinen Geist, ein dünner langer Schrei, der nichts Menschliches an sich hatte. Das war alles.
    Vielleicht beunruhigte mich das wirklich. Ich empfand keine »Furcht«, aber ich machte mir Sorgen um Virginia.
    Sie starrte auf den Boden. »Paul«, sagte sie, »liegt da nicht der Mantel eines Mannes zwischen all diesen komischen Dingern auf dem Boden?«
    Ich hatte einmal ein altes Röntgenbild in einem Museum gesehen, deshalb wusste ich, dass der Mantel immer noch das Material einhüllte, das einst das Innengerüst eines Menschen gebildet hatte. Er besaß keine dieser Kugeln mehr, und deshalb war ich mir sehr sicher, dass er tot war. Aber wie hatte das in den alten Zeiten geschehen können? Warum hatte die Instrumentalität so etwas zugelassen? Allerdings hatte die Instrumentalität diese Seite des Turmes schon immer als verbotenes Gebiet bezeichnet. Vielleicht hatten diejenigen, die das Verbot missachtet hatten, ihre Strafe auf eine Weise erhalten, die ich mir nicht vorstellen konnte.
    »Schau, Paul«, sagte Virginia. »Ich kann meine Hand hineinschieben.«
    Und bevor ich sie davon abhalten konnte, schob sie ihre Hand durch den flachen Schlitz, über dem PAPIER HIER DURCHSCHIEBEN stand.
    Sie schrie auf.
    Ihre Hand war gefangen.
    Ich versuchte an ihrem Arm zu ziehen, aber er bewegte sich nicht. Sie begann vor Schmerzen zu keuchen.
    Plötzlich war ihre Hand wieder frei.
    Deutlich lesbare Worte waren ihr in die Haut geritzt.
    Ich zerriss meinen Umhang, um ihr die Hand zu verbinden.
    Dann, während sie neben mir schluchzte, lockerte ich den Verband wieder. Und da sah auch sie die Worte auf ihrer Haut. Sie lauteten, in fehlerfreiem Französisch: Du wirst Paul dein Leben lang lieben.
    Virginia ließ sich die Hand wieder mit dem Tuchfetzen verbinden und bot mir dann ihr Gesicht zum Kuss. »Es war es wert«, sagte sie, »es war alle Anstrengungen wert, Paul. Und jetzt müssen wir zusehen, dass wir wieder hinunterkommen. Jetzt weiß ich es.«
    Ich küsste sie erneut und sagte beruhigend: »Du weißt es wirklich, nicht wahr?«
    »Natürlich«, lächelte sie unter Tränen. »Das kann die Instrumentalität nicht geplant haben. Was für eine kluge alte Maschine! Ist sie ein Gott oder ein Teufel, Paul?«
    Zu dieser Zeit hatte ich mich mit diesen Begriffen noch nicht auseinandergesetzt, deshalb streichelte ich sie nur, statt

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