Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
Mädchen, und sie wusste es.
    Das Wasser-von-oben, von dem ich später erfuhr, dass es sich dabei um »Regen« handelte, wurde immer mehr. Und plötzlich waren auch die Vögel wieder da. Ein großer Vogel kämpfte mit mächtigen Flügelschlägen gegen die heulende Winde an, und es gelang ihm, vor meinem Gesicht in der Luft hängen zu bleiben, obwohl die Windgeschwindigkeit viele Wegstunden betrug. Er krächzte mich an und wurde dann vom Wind fortgerissen. Kaum war er verschwunden, tauchte der nächste Vogel auf und prallte gegen mich. Ich sah hinunter, doch auch er war von dem tobenden Sturm ergriffen worden. Ich erhielt nur ein telepathisches Echo von seinem hellen, leeren Geist: Nein-nein-nein-nein!
    Was nein?, dachte ich. Auf den Rat eines Vogels sollte man nicht zu viel geben.
    Virginia ergriff meinen Arm und blieb stehen. Ich ebenfalls.
    Direkt vor uns lag die Bruchkante des Alpha Ralpha Boulevards. Hässliche gelbe Wolken drifteten wie giftige Fische durch die Kluft, als ob sie von einer unerklärlichen Mission gehetzt wurden.
    Virginia begann zu rufen.
    Ich konnte sie nicht verstehen und beugte mich zu ihr hinab, bis ihr Mund fast mein Ohr berührte.
    »Wo ist Macht?«, rief sie.
    Vorsichtig zog ich sie auf die linke Straßenseite hinüber, wo uns das Geländer einen gewissen Schutz gegen die zerrenden, peitschenden Luftmassen geben würde. Und dort konnte uns auch das mit dem Wind vermischte Wasser nicht mehr so viel anhaben. Inzwischen war kaum noch etwas in der Ferne zu erkennen.
    Ich brachte Virginia dazu, in die Hocke zu gehen, und kauerte mich dann neben sie. Das fallende Wasser trommelte uns auf den Rücken. Das Tageslicht hatte sich in ein dunkles, schmutziges Gelb verwandelt.
    Wir konnten zwar sehen, doch wir sahen nicht mehr viel.
    Ich wollte im Schutz des Geländers sitzen bleiben, aber sie stieß mich an. Sie wollte, dass wir etwas wegen Macht unternehmen sollten. Ich konnte mir jedoch beim besten Willen nicht vorstellen, was. Falls er Schutz gefunden hatte, war er in Sicherheit, wenn er aber noch immer an diesen Kabeln hing, würde ihn der wilde Luftstrom bald mit sich reißen, und dann würde es keinen Maximilien Macht mehr geben. Er würde »tot« sein und seine inneren Teile würden irgendwo dort unten vor sich hin bleichen.
    Aber Virginia bestand darauf.
    Wir krochen bis an den Rand vor.
    Ein Vogel schoss heran, raste wie eine Kugel auf mein Gesicht zu. Ich zuckte zurück. Ein Flügel streifte mich, traf meine Wange, und die Verletzung brannte wie Feuer. Ich hatte nicht gewusst, dass Federn so hart waren. Die Vögel mussten alle beschädigte Denkmechanismen haben, dachte ich, wenn sie auf dem Alpha Ralpha Boulevard Menschen angriffen. Das war kein anständiges Benehmen Wahren Menschen gegenüber.
    Schließlich erreichten wir doch die Kante, auf dem Bauch kriechend. Ich versuchte, die Fingernägel meiner rechten Hand in das steinartige Material des Geländers zu krallen, aber bis auf ornamentale Vertiefungen gab es nichts, an dem ich mich hätte festhalten können. Mein rechter Arm war um Virginia geschlungen. Es tat mir weh, auf diese Weise vorwärts zu kriechen – mein Körper hatte den Aufprall gegen die Bruchkante, wo unser Aufstieg fast ein Ende gefunden hätte, noch immer nicht verkraftet. Aber wenn ich zögerte, trieb mich Virginia vorwärts.
    Wir sahen nichts mehr.
    Die Dämmerung war hereingebrochen.
    Wind und Wasser schlugen uns wie Fäuste.
    Virginias Gewand zerrte an ihr wie ein wütender Hund an der Leine seines Herrn. Ich versuchte sie verzweifelt zur Rückkehr in den Schutz des Geländers zu bewegen, wo wir das Ende der Luftturbulenzen abwarten konnten.
    Unvermittelt wurde es strahlend hell. Es war freie Elektrizität, die die Alten Blitz genannt hatten. Später fand ich heraus, dass diese Phänomene außerhalb des Wirkungsbereichs der Wettermaschinen relativ häufig auftraten.
    Das gleißende, kurz aufflackernde Licht zeigte uns ein weißes Gesicht, das uns anstarrte. Macht hing unter uns an den Kabeln. Sein Mund war geöffnet, vermutlich weil er uns etwas zugerufen hatte. Ich werde niemals wissen, ob sein Gesichtsausdruck nun »Furcht« oder Glück verriet, auf jeden Fall drückte es große Erregung aus.
    Das helle Licht erlosch, und ich glaubte das Echo eines Schreies zu hören. Ich griff telepathisch nach Machts Bewusstsein und stieß in ein Nichts. Nur die trüben, eigensinnigen Gedanken eines Vogels waren vernehmbar: Nein-nein-nein-nein-nein!
    Virginia versteifte sich in

Weitere Kostenlose Bücher