Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
bestand. »Die Dromozoen kommen. Diesmal tut es weh. Wenn du dich erst einmal eingewöhnt hast, dann kannst du dich eingraben …« Sie deutete auf eine kleine Hügelgruppe, die die Herde der Menschen umringte. »Sie haben sich eingegraben.«
Mercer krächzte wieder.
»Mach dir keine Sorgen«, riet ihm die von Händen bedeckte Frau, und sie keuchte, als ein Blitzlicht sie traf.
Die Lichter erreichten auch Mercer. Der Schmerz war wie beim ersten Mal, aber diesmal tastender. Mercer spürte, wie sich seine Augen weiteten, als absonderliche Gefühle in seinem Körper ihn zu einer unausweichlichen Schlussfolgerung kommen ließen: Diese Lichter, diese Wesen, diese rätselhaften Dinge fütterten und kräftigten ihn.
Ihre Intelligenz, falls sie eine besaßen, war nichtmenschlich, aber ihre Motive waren klar. Zwischen den Schmerzwellen fühlte er, wie sie seinen Magen füllten, Wasser in sein Blut mischten, Wasser aus Nieren und Blase abzapften, sein Herz massierten, seine Lungen für ihn bewegten.
Alles, was sie taten, war von der Absicht her wohlmeinend und mildtätig.
Und alles schmerzte.
Dann, ganz abrupt, wie eine auffliegende Insektenwolke, waren sie verschwunden. Mercer hörte ein Geräusch – eine hirnlose, heulende Kaskade hässlichen Lärms. Er sah sich um. Und der Lärm brach ab.
Er selbst hatte geschrien, hatte das grässliche Kreischen eines Psychopathen von sich gegeben, eines verängstigten Betrunkenen, eines um Sinn und Verstand gebrachten Tieres.
Als er mit Schreien aufhörte, erkannte er, dass er seine Stimme zurückerhalten hatte.
Ein Mann näherte sich ihm, nackt wie alle anderen. Ein großer Splitter war ihm durch den Kopf gedrungen. Die Haut um die beiden Spitzen war wieder verheilt. »Hallo, Freund«, begrüßte ihn der Mann mit dem Splitter.
»Hallo«, sagte Mercer. Es klang närrisch und hohl an einem Ort wie diesem.
»Man kann nicht Selbstmord begehen«, sagte der Mann mit dem Splitter im Kopf.
»Doch, man kann«, widersprach die Frau, die mit Händen bedeckt war.
Mercer stellte fest, dass der erste Schmerz verflogen war. »Was wird mit mir geschehen?«
»Du hast einen Körperteil bekommen«, erklärte der Mann mit dem Splitter. »Sie lassen ständig neue Teile aus uns wachsen. Nach einer Weile kommt S’dikkat und schneidet sie ab, ausgenommen jene, die noch ein wenig weiterwachsen müssen. Wie bei ihr.« Er deutete auf die Frau, die auf dem Boden lag, während der Knabenkörper aus ihrem Hals herauswuchs.
»Und das ist alles?«, fragte Mercer. »Die Stiche für die neuen Körperteile und der anhaltende Schmerz für das Füttern?«
»Nein«, sagte der Mann. »Manchmal glauben sie, dass wir zu kalt sind, und sie füllen unser Inneres mit Feuer. Oder sie glauben, dass wir zu heiß sind, und dann frieren sie uns ein, Nerv für Nerv.«
Die Frau mit dem Knabenkörper rief: »Und manchmal glauben sie, dass wir unglücklich sind, und dann versuchen sie uns zum Glücklichsein zu zwingen. Ich halte das für das Schlimmste.«
Mercer stammelte: »Seid ihr … ich meine … seid ihr die einzige Herde?«
Der Mann mit dem Splitter hustete, um nicht lachen zu müssen. »Herde! Das ist lustig. Das Land ist voller Menschen. Die meisten haben sich eingegraben. Wir sind die Einzigen, die noch sprechen können. Wir bleiben zusammen, um Gesellschaft zu haben. Auf diese Weise kümmert sich S’dikkat öfter um uns.«
Mercer wollte eine weitere Frage stellen, aber seine Kräfte reichten dazu nicht mehr aus. Der Tag war zu anstrengend für ihn gewesen.
Der Boden tanzte wie ein Schiff auf dem Wasser. Der Himmel wurde schwarz. Er fühlte, wie ihn jemand auffing, als er stürzte, und ihn auf den Boden legte. Und dann, gnädig und wie durch ein Wunder, übermannte ihn der Schlaf.
III
Nach einer Woche kannte er jedes Mitglied der Gruppe. Sie waren ein Haufen zerstreuter Wesen. Nicht einer von ihnen wusste, wann das nächste Mal ein Dromozoon aufblitzen und ein weiteres Körperteil hinzufügen würde.
Mercer wurde nicht wieder gestochen, aber die Stelle um den Einstich herum, den er gleich zu Beginn seines Aufenthaltes gespürt hatte, verhärtete sich.
Der Splitterkopf sah zu, als Mercer verlegen seinen Gürtel öffnete und die Hose ein Stück herunterstreifte, so dass die Stelle offen vor ihm lag. »Du hast einen Kopf bekommen«, sagte er. »Einen ganzen Babykopf. Man wird sich da oben freuen, wenn S’dikkat ihn abgeschnitten und hinaufgeschickt hat.«
Die Gruppe versuchte sogar, ihn in ihr
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