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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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beantwortete die ungestellte Frage. Er zwang sich durch reine Willenskraft, die Lider zu öffnen, und salutierte vor Lady Da und Mercer mit einem trägen, gespenstisch militärischen Gruß und sagte: »Suzdal, Ma’am und Sir, ehemaliger Kreuzerkommandant. Es wird Alarm gegeben. Melde gehorsamst, dass ich … dass ich … dass ich nicht ganz bereit zum Gefecht bin.«
    Er fiel in Schlaf.
    Die sanfte Bestimmtheit von Lady Da ließ ihn erneut seine Augen öffnen. »Kommandant, warum wird denn hier Alarm gegeben? Warum sind Sie zu uns gekommen?«
    »Sie, Ma’am, und der Herr mit den Ohren scheinen am besten denken zu können. Ich dachte, Sie hätten vielleicht irgendwelche Befehle für mich.«
    Mercer blickte sich suchend nach dem Herrn mit den Ohren um. Doch er selbst war damit gemeint – zu dieser Zeit war sein Gesicht fast vollständig mit einem Büschel neuer kleiner Ohren bedeckt, aber er ignorierte sie, denn S’dikkat würde sie zu gegebener Zeit abschneiden und die Dromozoen würden ihm etwas anderes einpflanzen.
    Der Lärm aus dem Gebäude nahm eine ohrenbetäubende Intensität an. Immer mehr Menschen der Herde begannen darauf aufmerksam zu werden. Einige öffneten die Augen, blickten sich um, murmelten: »Es ist ein Geräusch« und kehrten in die glückliche Dämmerung des Super-Kondamins zurück.
    S’dikkat kam herausgelaufen – ohne seinen Anzug . Sie hatten ihn niemals draußen ohne seinen schützenden Metallanzug gesehen. Er eilte auf sie zu, blickte wie wild um sich, erkannte Lady Da und Mercer, zog sie hoch, klemmte sie sich unter die Arme und rannte mit ihnen zum Haus zurück. Er warf sie durch die Doppeltür. Mit einem knochensplitternden Krachen landeten sie auf dem Boden, und sie fanden es auch noch amüsant, so hart aufzuschlagen. Der Boden kippte sie in den Raum.
    Kurze Zeit später folgte S’dikkat. »Ihr seid Menschen«, brüllte er sie an, »oder ihr wart es zumindest einmal. Ihr versteht die Menschen, ich gehorche ihnen nur. Aber diesmal werde ich nicht gehorchen. Schaut euch das an!«
    Vier hübsche menschliche Kinder lagen auf dem Boden. Die beiden kleinsten schienen Zwillinge zu sein und waren etwa zwei Jahre alt. Außerdem gab es noch ein fünfjähriges Mädchen und einen etwa siebenjährigen Jungen. Alle hatten schlaffe Augenlider, bei allen zogen sich dünne rote Linien um Stirn und Schläfen, und ihr abrasiertes Haar verriet, dass ihnen das Gehirn entfernt worden war.
    Ungeachtet der durch die Dromozoen drohenden Gefahr stand S’dikkat neben Lady Da und Mercer und brüllte: »Ihr seid Wahre Menschen. Ich bin nur ein Tier. Ich erfülle meine Pflicht. Aber meine Pflicht schließt so etwas nicht ein. Das sind Kinder .«
    Der Rest von Mercers Verstand registrierte Erschütterung und Unglauben. Es war schwer, das Gefühl aufrechtzuerhalten, denn das Super-Kondamin überspülte sein Bewusstsein wie eine große Welle und ließ alles schön erscheinen. Der vorderste, völlig von der Droge erfüllte Teil seines Geistes sagte: »Wäre es nicht hübsch, ein paar Kinder bei uns zu haben?« Aber das unzerstörte Innere seines Geistes, in dem sich das Ehrgefühl aus der Zeit vor seiner Ankunft auf Shayol erhalten hatte, flüsterte: »Dies ist ein schlimmeres Verbrechen als alle, die wir begangen haben! Und der Imperator hat es getan! «
    »Was hast du getan?«, fragte Lady Da den Stiermann. »Was können wir tun?«
    »Ich habe versucht, Verbindung mit dem Satelliten aufzunehmen. Doch als sie wussten, worüber ich sprechen wollte, schalteten sie ab. Schließlich bin ich kein Mensch. Der Chefarzt sagte, ich solle meine Arbeit tun.«
    »War es Doktor Vomact?«, fragte Mercer.
    »Vomact?«, wiederholte S’dikkat. »Er starb vor hundert Jahren an Altersschwäche. Nein, ein neuer Arzt hat abgeschaltet. Ich habe keine menschlichen Gefühle, aber ich bin auf der Erde geboren, von irdischem Blut. Ich habe ebenfalls Gefühle. Stiergefühle. Das kann ich nicht zulassen.«
    »Was hast du getan?«
    S’dikkat richtete die Augen auf das Fenster. Sein Gesicht wurde von einer Entschlossenheit erleuchtet, die ihn für die beiden Menschen, trotz ihrer von der Droge erzeugten Liebe, wie den Vater dieser Welt erscheinen ließ – verantwortungsbewusst, ehrenhaft, selbstlos. Er lächelte. »Man wird mich dafür töten, glaube ich. Aber ich habe den Galaktischen Alarm ausgelöst: Alle Schiffe hierher .«
    Lady Da setzte sich auf den Boden und erklärte: »Aber er gilt doch nur für den Angriff neuer Invasoren!

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