Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Medizin zu verabreichen« – er betonte das Wort vielsagend und meinte damit das Super-Kondamin – »um die Strafe abzumildern. Das Imperium liefert die Häftlinge. Die Instrumentalität verteilt das chirurgische Material.«
Lady Johanna hob ihre Rechte und bat energisch um Ruhe und Aufmerksamkeit. Sie blickte sich langsam, wie suchend in dem Raum um. Dann kehrten ihre Augen wieder zu Lady Da zurück. Vielleicht ahnte sie, welche Anstrengung es Lady Da kostete, aufrecht stehenzubleiben, während die beiden Drogen, das Super-Kondamin und das Mittel aus dem Rettungsboot, in ihren Adern miteinander kämpften.
»Ihr Menschen könnt euch ausruhen«, sagte Lady Johanna schließlich. »Ich sage euch nun, dass alles nur Denkbare für euch getan werden wird. Das Imperium besteht nicht mehr. Der Grundvertrag, mit dem die Instrumentalität vor tausend Jahren auf das Imperium verzichtet hat, wurde außer Kraft gesetzt. Wir wussten nicht, dass es hier noch Menschen gibt. Wir hätten es vermutlich irgendwann herausgefunden, aber es tut mir leid, dass es nicht schon früher geschehen ist. Gibt es etwas, das wir jetzt sofort für euch tun können?«
»Zeit ist alles, was wir haben«, erwiderte Lady Da. »Vielleicht werden wir Shayol niemals verlassen können, wegen der Dromozoen und der Medizin . Die Ersteren könnten gefährlich werden, von dem Zweiten darf nie jemand etwas erfahren.«
Wieder blickte sich Lady Johanna um. Als ihr Blick auf S’dikkat traf, fiel er auf die Knie und erhob seine riesigen Hände zu einer flehentlichen Geste.
»Was willst du?«, fragte Lady Johanna.
»Diese dort«, sagte S’dikkat und deutete auf die verstümmelten Kinder. »Geben Sie Befehl, dass man keine Kinder mehr herunterschickt. Geben Sie jetzt den Befehl!« Sein letzter Satz war selbst ein Befehl gewesen, und Lady Johanna akzeptierte ihn. »Und noch etwas, Lady …« Er verstummte wie aus Schüchternheit.
»Ja? Fahr fort.«
»Ich bin nicht in der Lage, jemanden zu töten. Es ist gegen meine Natur. Arbeiten, helfen, das ja, aber nicht töten. Was soll ich nur mit ihnen machen?« Er deutete auf die vier reglos am Boden liegenden Kinder.
»Behalte sie. Behalte sie einfach.«
»Das kann ich nicht. Es gibt keine Möglichkeit, diesen Planeten lebendig zu verlassen, und ich habe in meinem Haus nichts zu essen für sie. Sie werden in wenigen Stunden sterben. Und Regierungen benötigen für ihre Entscheidungen lange, lange Zeit.«
»Kannst du ihnen nicht die Medizin geben?«
»Nein, es würde sie töten, wenn ich ihnen dieses Zeug gäbe, bevor die Dromozoen ihre Körperfunktionen gefestigt haben.«
Lady Johanna erfüllte den Raum mit einem scheppernden Lachen, das einem Weinen sehr nahe kam. »Narren, arme Narren, und ich selbst bin die größte Närrin! Wenn Super-Kondamin nur nach den Dromozoen wirkt, wozu dann die Geheimniskrämerei?«
S’dikkat stand gekränkt auf. Er runzelte die Stirn, aber er fand nicht die richtigen Worte, um sich zu rechtfertigen.
Lady Da, Exherrscherin eines untergegangenen Imperiums, sagte mit Nachdruck und Würde zu der anderen Lady: »Man sollte sie nach draußen tragen, damit sie gestochen werden. Es wird wehtun. Sagen Sie S’dikkat, er soll ihnen die Droge geben, sobald er es für vertretbar hält. Ich bitte, mich zu entschuldigen, Mylady …«
Mercer fing sie auf, bevor sie fiel.
»Sie haben alle schon genug durchgemacht«, sagte Lady Johanna dann. »Ein Sturmschiff mit schwerbewaffneten Truppen ist auf dem Weg zum Fährensatelliten. Sie werden das medizinische Personal festnehmen und herausfinden, wer das Verbrechen gegen diese Kinder begangen hat.«
Mercer wagte zu fragen: »Werden Sie den schuldigen Arzt bestrafen?«
» Sie sprechen von Bestrafung«, rief Lady Johanna. »Ausgerechnet Sie!«
»Es wäre nur gerecht. Ich wurde bestraft, weil ich Unrecht getan hatte. Warum nicht auch er?«
»Strafen, strafen!«, fuhr sie ihn an. »Wir werden diesen Arzt heilen. Und wir werden auch Sie heilen, wenn es möglich ist.«
Mercer begann zu weinen. Er dachte an die Ozeane aus Glückseligkeit, die ihm das Super-Kondamin geschenkt hatte, damit er darüber die schrecklichen Schmerzen und Missbildungen vergessen konnte, die Shayol ihm zufügte. Würde es keine nächste Spritze mehr geben? Er konnte sich nicht vorstellen, wie das Leben sein würde, wenn er sich nicht mehr auf Shayol befand. Würde nie mehr wieder ein gütiger, väterlicher S’dikkat mit seinen Messern kommen?
Er hob sein
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