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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Heimatplaneten zurückzukehren, um dort im Kreise seiner Familie aus kleinen Stiermenschen sein Leben zu beschließen? Mercer weinte trotz seines Glücks ein wenig über S’dikkats seltsames Schicksal. Sein eigenes Schicksal bedeutete ihm nichts mehr.
    Er dachte daran, wie er zum letzten Mal etwas gegessen hatte – richtige Eier aus einer richtigen Pfanne. Die Dromozoen erhielten ihn am Leben, aber er wusste nicht, wie sie es anstellten.
    Dann stolperte er zurück zu seiner Gruppe. Lady Da, die nackt auf dem staubigen Boden lag, winkte ihm einladend zu und gab ihm zu verstehen, dass neben ihr noch ein Platz für ihn frei war. Quadratmeilen unbesetzten Raumes umgaben sie, aber er wusste die Freundlichkeit ihrer Geste dennoch zu schätzen.

IV
    Die Jahre, falls es Jahre waren, vergingen. Das Land auf Shayol veränderte sich nie.
    Manchmal klang das Blubbern der Geysire leise über die Ebene zu der Menschenherde herüber; diejenigen, die sprechen konnten, hielten es für das Atmen von Kapitän Alvarez.
    Es gab Tag und Nacht, aber kein Reifen der Ernte, keinen Wechsel der Jahreszeiten, keine menschlichen Generationen. Die Zeit stand still für diese Menschen, und die Last ihrer Lust war so mit den Stichen und Schmerzen der Dromozoen vermischt, dass den Worten Lady Das nur sehr entfernt eine Bedeutung zukam.
    »Die Menschen leben nicht ewig.«
    Ihre Feststellung war eine Hoffnung, keine Wahrheit, an die sie glauben konnten.
    Sie waren nicht geschickt genug, um die Bahnen der Sterne zu verfolgen, miteinander Namen auszutauschen, die Erfahrung eines jeden Einzelnen für die Weisheit aller zu nutzen. Für diese Menschen gab es nicht einmal den Traum von einer Flucht. Obwohl sie die altmodischen chemischen Raketen von dem Landefeld hinter S’dikkats Behausung aufsteigen sahen, hegten sie keine Pläne, sich inmitten der tiefgefrorenen Ernte transmutierten Fleisches zu verbergen.
    Vor langer Zeit hatten einige andere Gefangene versucht, einen Brief zu schreiben. Sie hatten ihre Worte mühsam in einen Fels geritzt. Mercer las sie sorgfältig, ebenso wie einige andere, aber sie wussten nicht, wer sie geschrieben hatte. Es kümmerte sie auch nicht besonders.
    Der in den Stein gekratzte Brief war eine Botschaft nach Hause gewesen. Man konnte nur noch den Anfang erkennen: »Einst war ich wie ihr, trat am Ende des Tages aus dem Fenster und ließ mich sachte vom Wind an den Ort treiben, wo ich wohnte. Einst besaß ich wie ihr einen Kopf, zwei Hände, zehn Finger an den Händen. Die Vorderseite meines Kopfes wurde Gesicht genannt, und ich konnte damit reden. Nun kann ich nur noch schreiben, und nur dann, wenn ich keine Schmerzen empfinde. Einst aß ich wie ihr feste Nahrung, trank Flüssigkeiten und hatte einen Namen. Ich kann mich jetzt nicht mehr an meinen Namen erinnern. Ihr könnt aufrecht stehen, ihr, die ihr diesen Brief bekommt. Ich kann nicht einmal mehr aufstehen. Ich warte nur darauf, dass die Lichter mir Molekül für Molekül Nahrung einimpfen und sie mir wieder fortnehmen. Denkt nicht, dass ich noch immer bestraft werde. Dieser Ort ist kein Ort der Strafe, er ist etwas anderes.«
    Keiner aus der rosa Herde erfuhr jemals, was mit diesem »etwas anderes« gemeint war. Die Neugier in ihnen war schon vor langer Zeit gestorben.
    Dann kam der Tag der kleinen Menschen.
    Es war zu der Zeit – nicht eine Stunde, nicht ein Jahr, eine Spanne irgendwo in der Mitte zwischen beiden –, als Lady Da und Mercer wortlos vor Glück und erfüllt von der Lust des Super-Kondamins dasaßen. Sie hatten einander nichts zu sagen; die Droge sagte alle Dinge für sie.
    Ein verärgertes Brüllen aus S’dikkats Behausung ließ sie leicht zusammenfahren.
    Die beiden – und noch zwei, drei andere – blickten hinüber zu dem Lautsprecher des Kastens für öffentliche Bekanntmachungen.
    Lady Da zwang sich, etwas zu sagen, obwohl die Angelegenheit für Worte viel zu uninteressant war. »Ich glaube«, sagte sie, »wir haben das früher Kriegsalarm genannt.«
    Sie dämmerten zurück in ihre Glückseligkeit.
    Ein Mann, neben dessen eigenem Schädel zwei rudimentäre Köpfe wuchsen, kroch zu ihnen hinüber. Alle drei Köpfe wirkten sehr glücklich, und Mercer dachte, wie nett es doch von ihm war, sie mit seinem Anblick zu vergnügen. Unter dem pulsierenden Glühen des Super-Kondamins bedauerte Mercer, dass er nicht die Zeiten, während derer sein Verstand klar gewesen war, dazu benutzt hatte, ihn zu fragen, wer er einst gewesen war.
    Der Mann

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