Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
Mund, den er je gesehen hatte. Sie hatte sich der lokalen Mode unterworfen und eine Art Puder oder Gesichtscreme aufgetragen, die von rosiger, fleischiger Farbe war, mit einem Hauch von Violett. Jede andere zweiundzwanzigjährige Frau hätte eine solche Farbkombination in ein altes Weib verwandelt, aber bei Geneviève wirkte sie angenehm, wenn nicht sogar aufsehenerregend. Das Ganze verlieh ihr das Aussehen eines glücklichen Kindes, das eine Erwachsene spielte und diese Aufgabe fröhlich und gut erfüllte. Casher wusste, dass es schwer war, das Alter eines Menschen auf diesem abgelegenen Planeten zu schätzen. Geneviève mochte vielleicht eine große Dame in ihrer dritten oder vierten Verjüngungsphase sein.
    Nach dem zweiten Blick bezweifelte er es jedoch. Was sie sagte, klang empfindsam, jung und keck: »Aber Onkel, es sind Tiere !«
    »Das weiß ich«, brummte er.
    »Aber Onkel, begreifst du denn nicht?«
    »Hör auf, ›aber Onkel‹ zu sagen. Verrate mir lieber, was du meinst«, grollte der Diktator zärtlich.
    »Deshalb wird daraus ein Wettkampf«, erklärte Geneviève. »Man kann niemals sicher sein, dass eines von ihnen die gleiche Handlung wiederholt. Stell dir die Aufregung vor – die schönen, großen Wesen von der Erde laufen auf ihren vier Mittelfingern, und die großen Fingernägel brechen Edelsteine aus dem Boden.«
    »Ich bin mir nicht so sicher, dass alles so ist, wie du es sagst. Nebenbei, Mizzer ist vielleicht mit etwas Wertvollem bedeckt, mit etwas wie Erde oder Sand und nicht mit Edelsteinen wie hier auf Pontoppidan. Du erinnerst dich an deine Blumentöpfe mit ihrer reichen, warmen, feuchten, weichen Erde?«
    »Natürlich, Onkel. Und ich weiß, was du dafür bezahlt hast. Du warst sehr großzügig. Und bist es immer noch«, fügte sie diplomatisch hinzu und warf einen raschen Blick auf Casher, um die Wirkung ihres respektvollen Benehmens auf den Besucher zu überprüfen.
    »Wir auf Mizzer sind nicht reich. Mizzer besteht zum größten Teil aus Wüste, nur entlang der Zwölf Nile, unserer großen Flüsse, erstreckt sich Ackerland.«
    »Ich habe Bilder von Flüssen gesehen«, sagte Geneviève. »Stell dir vor, auf einem ganzen Planeten voller Blumentopferde zu leben!«
    »Du weichst vom Thema ab, Liebling. Wir fragten uns, warum jemand ein Pferd, ein einzelnes Pferd, nach Pontoppidan gebracht hat. Ich glaube, man kann ein Pferd gegen sich selbst ins Rennen schicken, wenn man eine Stoppuhr besitzt. Aber wäre das vergnüglich? Würden Sie das tun, junger Mann?«
    Casher versuchte ernst zu bleiben. »In meiner Heimat waren wir an eine große Anzahl Pferde gewöhnt. Ich habe meinen Onkel einmal beobachtet, wie er ihre Zeiten stoppte.«
    »Ihr Onkel?«, fragte der Diktator interessiert. »Wer war Ihr Onkel, dass er all diese vierhändigen ›Pferde‹ herumlaufen lassen konnte? Es sind irdische Tiere, und sie sind sehr teuer.«
    Casher spürte das unaufhaltsame Herannahen des Schlages in die Magengrube, den er schon so oft zu spüren bekommen hatte. »Mein Onkel«, stammelte er, »mein Onkel – ich dachte, Sie wüssten es – war der alte Diktator von Mizzer, Kuraf.«
    Philip Vincent sprang auf, bewegte sich sehr behände für einen so wohlbeleibten Mann. Geneviève griff sich an die Kehle.
    »Kuraf!«, rief der alte Diktator. »Kuraf! Wir kennen ihn, selbst hier. Aber man hält Sie für einen Patrioten von Mizzer, nicht für einen von Kurafs Leuten.«
    »Er hatte keine Kinder …«
    »Das hielt ich auch nicht für wahrscheinlich, nicht mit dessen Gewohnheiten!«
    »… deshalb bin ich als sein Neffe auch sein Erbe. Aber ich will nicht versuchen, die Diktatur zu erneuern, selbst wenn ich eines Tages Diktator wäre. Ich will nur Colonel Wedder loswerden. Er hat mein Volk ruiniert, und ich bin auf der Suche nach Geld und Waffen und Hilfe, um meine Heimatwelt zu befreien.« Genau dies war der Augenblick, dachte Casher, an dem die Menschen entweder begannen, ihm zu glauben, oder ihn für einen Lügner zu halten. Wenn man ihm nicht glaubte, dann gab es nichts, was er dagegen unternehmen konnte. Wenn man ihm glaubte, war er sicher, dass man ihm Sympathie entgegenbrachte. Nicht mehr. Keine Hilfe. Nur Sympathie.
    Aber obwohl die Instrumentalität es abgelehnt hatte, etwas gegen Colonel Wedder zu unternehmen, hatte sie dem jungen Casher O’Neill einen Reisepass ausgestellt, der für alle Welten Gültigkeit besaß – etwas, das selbst nach einem Dienst von hundert Lebensaltern für keinen normalen

Weitere Kostenlose Bücher