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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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präzise, erzählte die Geschichte ihres Planeten. Es war, als habe sie den Film nicht nur für ihren Onkel, sondern auch für außerweltliche Besucher gedreht.
    Bei Johanna, das ist es!, dachte Casher O’Neill. Wenn sie hier außerhalb der Hydroponiktanks nicht viel Nahrung anbauen und wenn dieser Planet nur wenig Stellen aufweist, wo Menschen leben können, müssen sie Handel treiben. Das bedeutet Besucher, viele Besucher.
    Die Geschichte war interessant, aber das Mädchen selbst war interessanter. Ihr Gesicht glühte in der flackernden Helligkeit, die die Bilder – einen Meter, vielleicht ein wenig mehr, über dem Boden – in den Raum warfen. Casher war sicher, noch nie zuvor ein Mädchen gesehen zu haben, das auf so einzigartige Weise Intelligenz mit Charme verband. Sie war Mädchen, durch und durch Mädchen; aber gleichzeitig war sie sehr gescheit und zufrieden darüber, dass sie gescheit war. Dies bedeutete ein glückliches Leben. Er bemerkte, dass er sie unverhohlen anstarrte. Einmal trafen sich ihre Blicke. Die Dunkelheit ermöglichte es ihnen, dies als bloßen Zufall abzutun.
    Ihr Film hatte nun die Geschichte der Dipsys erreicht, gewaltigen Cañons, die sich wie tiefe Einschnitte durch die Oberfläche des Planeten zogen. Einige der Farbaufnahmen waren so eindrucksvoll, dass man nur noch staunen konnte. Casher, als der »Auserwählte« von Mizzer, hatte genug Zeit gehabt, sich die nicht-wollüstigen Teile der Sammlungen seines Onkels anzusehen, und er war dabei auf Bilder der ungewöhnlichsten Welten gestoßen.
    Doch so etwas wie hier hatte er noch nie gesehen. Ein Bild zeigte einen Sonnenuntergang über einer sechs Kilometer hohen Klippe, die aus einem Material bestand, das wie ein einziger massiver Smaragd wirkte. Das klare, sonderbar helle Licht von Pontoppidans kleiner, durchdringender, violett gefärbter Sonne lief wie fließendes Wasser über die Hänge aus Edelstein. Selbst die verkleinerte Wiedergabe von einem Meter mal einem Meter, reichte aus, um ihm den Atem zu rauben.
    Aus dem Boden des Dipsys stieg Dampf in der Form seltsamer zylindrischer Säulen empor, die sich zu verflüchtigen schienen, wenn sie die zwei- oder dreifache Größe eines Menschen erreicht hatten. Genevièves Stimme erklärte, dass Pontoppidans dünne Atmosphäre für weitere 2520 Jahre nicht atembar sein würde, da die Siedler ihre Ressourcen nicht für einen Luxus wie eine Sauerstoffatmosphäre verschleudern wollten, weil der ganze Planet nur 60.000 Einwohner besaß; sie würden eher weiter ihre Masken tragen und ihren Reichtum für andere Dinge verwenden. Schließlich hatten sie ihre überkuppelten Städte, einige davon maßen viele Kilometer im Durchmesser. Außerdem hatten sie 7,2 Hektar Ackererde von 5,5 Zentimetern Tiefe zusammen mit genügend Wasser importiert, um die Hydroponikgärten reich und fruchtbar zu halten. Hinzu kamen noch Würmer, die sie zu einem Preis von einem achtkarätigen Diamanten pro lebendem Wurm erworben hatten, damit sie die Gartenerde locker und lebendig erhielten.
    Aus Genevièves Stimme war Stolz herauszuhören, als sie die Leistungen ihres Volkes erwähnte, aber ein Hauch von Traurigkeit trat an seine Stelle, als sie zu den Dipsys zurückkehrte. »… und obwohl wir in ihnen leben und ihre Atmosphäre verändern wollten, wagten wir es nicht. Dort tritt zu viel Radioaktivität aus. Die Geysire können von einer zur anderen Stunde verseucht sein. So schauen wir sie uns nur an. Nicht einer von ihnen wurde jemals besiedelt, bis auf den Hippy Dipsy, aus dem das Pferd kam. Beachten Sie das nächste Bild.«
    Die Kamera glitt höher, höher, höher, fort von der Planetenoberfläche. So wie sie zwischen Bergen aus Diamanten und Tälern aus Turmalinen gewandert war, schwenkte sie nun zurück auf den blauen Hintergrund des nahen, inneren Weltraums. Einer der Cañons zeigte (aus großer Höhe) die Form einer Hüfte und der Beine einer Frau, obwohl das, was der Oberkörper gewesen sein mochte, nur noch ein Durcheinander zerstörter Hügel war, die in eine glänzende, fast irisierende Ebene im Norden übergingen.
    »Das«, sagte die wirkliche Geneviève und übertönte ihre eigene Stimme, die die Aufnahme kommentierte, »ist der Hippy Dipsy. Dort, sehen Sie das Blaue? Das ist der einzige See auf Pontoppidan. Und jetzt nähern wir uns dem Haus des Einsiedlers.«
    Casher O’Neill wurde beinahe von Schwindel erfasst, als die Kamera von der Umlaufbahn hinab in die Tiefen dieses gewaltigen Cañons stürzte.

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