Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Die Ränder des Cañons schienen sich während des Sturzes wie Lippen zu bewegen, öffneten sich und stülpten sich nach innen, um ihn zu verschlucken.
Plötzlich befanden sie sich neben einem wunderschönen kleinen See.
Eine kleine Hütte stand an seinem Ufer.
Im Türrahmen saß ein Mann. Er war tot.
Sein Körper befand sich schon lange Zeit dort; er war fast mumifiziert.
Genevièves Stimme erklärte: »… nach norstrilischem Gesetz und Brauch sagten sie ihm, dass seine Zeit gekommen sei. Sie sagten ihm, er müsse ins Sterbehaus, da er nicht mehr zum Leben fähig sei. Auf Altnordaustralien ist man so reich, dass jeder so lange leben darf, wie er will, sofern ein alter Mensch eine Verjüngung verträgt oder er sich nicht zu einer rechten Plage für seine Mitmenschen entwickelt. Wenn Letzteres der Fall ist, wird er aufgefordert, in das Sterbehaus zu gehen, wo er in wahnsinniger Freude Wochen oder Monate kreischt und schreit, bis er schließlich von schierer Glückseligkeit überwältigt wird und vor Aufregung stirbt …« Sie zögerte. »Wir haben niemals erfahren, warum sich dieser Mann weigerte. Er verließ den Planeten und sagte, er habe Bilder des Hippy Dipsy gesehen. Er sagte, es sei der schönste Fleck aller Welten und er wolle dort eine Blockhütte bauen, um allein mit seinem nichtmenschlichen Freund zu leben. Wir dachten, es sei ein kleines Haustier. Als wir ihm sagten, dass der Hippy Dipsy sehr gefährlich sei, erklärte er, das würde ihn nicht im Geringsten stören, da er alt sei und auf jeden Fall sterben müsse. Dann bot er uns das Zwölffache unseres planetaren Einkommens an, wenn wir ihm dort zwölf Hektar Land unter der Bedingung absoluter Abgeschiedenheit vermieten würden. Keine Bilder, keine Beobachtungsgeräte, keine Hilfe, keine Besucher. Nur Einsamkeit und Landschaft. Sein Name war Perinö. Mein Urgroßvater verlangte als Einziges die Auszahlung seiner Credits. Als das geschehen war, bat Perinö darum, ihn allein zu lassen, wenn er gestorben sei. Er wollte nicht einmal eine Tresorrakete, um entweder für ewig Pontoppidan im Orbit zu umkreisen oder eine sehr lange Reise ins Nirgendwo anzutreten, wie es so vielen Menschen gefällt. So ist dies unser erstes Bild von ihm. Wir nahmen es auf, als im Menschenraum ein Licht erlosch und einer der Tigermänner uns davon unterrichtete, dass ein menschliches Bewusstsein im Hippy Dipsy zu existieren aufgehört hatte. Doch an das Haustier dachte keiner mehr von uns. Schließlich hatten wir noch nie ein Bild von ihm gesehen.«
Die Aufnahme zeigte jetzt einen Kontrollraum und einen Roboter, der hastig in der Alten Sprache redete. »Menschen, Menschen! Entscheidung erforderlich! Bewegliches Objekt nähert sich aus dem Hippy Dipsy. Objekt besitzt unzulässige Form. Kein korrektes Objekt. Es dürfte nicht existieren. Aber irgendwie existiert es doch. Menschen, sagt mir, Menschen, sagt mir! Zerstören oder nicht zerstören? Dies ist ein unzulässiges Objekt. Es sollte verschwinden, nicht erscheinen. Nähert sich aus dem Hippy Dipsy.«
Ein harter Klicklaut ließ das Geschnatter des Roboters verstummen. Eine anmutige Frau übernahm. Aus der Art ihrer Bewegungen und den kleinen, geschmeidigen Schritten, mit denen sie sich bewegte, schloss Casher O’Neill, dass sie von Katzen abstammte, aber nichts an ihrer Kleidung oder in ihrem Verhalten verriet, dass sie ein Untermensch war.
Die Frau in dem Film schaltete einen Monitor ein.
Sie bewegte vor sich die Hände in der Luft, wie eine Blinde, die sich ihren Weg durch den lichten Tag ertastete.
Das Bild auf dem inneren Monitor nahm Formen an.
Ein Gesicht zeigte sich.
Was für ein Gesicht!, dachte Casher, und er hörte die anderen Menschen in seiner Nähe aufgeregt murmeln.
Das Pferd!
Wie das Gesicht einer neugeborenen Katze!, dachte Casher. Mizzer war voller Katzen. Aber dieses Gesicht hatte einen großen Mund, große, gelbe Zähne – und eine Nase, unfassbar lang. Und freundlich blickende Augen. Auf dem Monitor rollten sie aufmerksam hin und her, aber selbst jetzt – da sie sich nicht beobachtet fühlte – war keine Feindseligkeit in ihren Augen zu erkennen. Es waren sanfte, liebevolle Augen. Sie hatte ihre beiden lächerlichen Ohren gespitzt, zwischen denen ein Büschel goldener Haare wuchs.
Die gefilmte Szene wirkte in gewisser Beziehung komisch. Die Katzenfrau war so verblüfft wie die Beobachter. Zum Glück hatte sie aus Versehen den Notfallschalter umgelegt, so dass – während sie den Monitor
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