Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
sein.
»Die Lady sagte mir, dass Sie gehen können.«
»Aber bei wem«, fragte John Joy Tree sanft, traurig und vernünftig, »setzen Sie Ihre Träume aus Blut ein, wenn ich nicht mehr hier bin?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Casher. »Ich folge meinem Schicksal. Gehen Sie jetzt, wenn Sie nicht wollen, dass meine Eisenhandschuhe Sie zerstören.«
Besiegt verließ John Joy Tree den Raum.
Erst dann hielt sich Casher erschöpft an einem Vorhang fest, um sich auf den Beinen zu halten, und blickte sich aufmerksam um.
Das Böse hatte den Raum verlassen.
Madigan, obwohl ein alter Mann, hatte alle Funktionen auf Stand-by gestellt.
Er trat auf Casher zu und sagte: »Danke. Sie hat Sie also doch nicht erfunden. Sie ist Ihnen begegnet und hat Sie in meine Dienste gestellt.«
»Das Mädchen«, hustete Casher. »Ja.«
»Mein Mädchen«, korrigierte Madigan.
»Ihr Mädchen«, sagte Casher und erinnerte sich an das Bild ihres zarten weiblichen Körpers, an die jungen, knospenden Brüste, die ausdrucksvollen Lippen, die sanften Augen.
»Sie konnte Sie sich auch nicht ausgedacht haben. Sie ist ganz und gar meine tote Frau. Die Bürgerin Agatha hätte es vielleicht getan. Aber nicht S’ruth.«
Casher musterte den Mann, während er sprach. Sein Gastgeber trug die Hosen eines sehr billigen gelben Pyjamas und einen verwaschenen Bademantel, der einmal purpurn, lavendelfarben und weiß gestreift gewesen sein musste. Nun waren die Farben verblasst, wie Madigan selbst. Casher sah ebenfalls die weißen, sauberen, chirurgischen Kontakte aus Plastik am Arm des Mannes, an die die Maschinen und Schläuche angeschlossen wurden, die ihn am Leben erhielten.
»Ich schlafe sehr viel«, flüsterte Madigan, »aber ich bin noch immer Herr und Meister von Beauregard. Ich bin Ihnen sehr dankbar.« Seine Hand war zerbrechlich, verwelkt, trocken, ohne jede Kraft. »Sagen Sie ihr, dass sie Sie belohnen soll. Sie können alles von meinem Besitz haben. Oder Sie können alles von Henriada haben. Sie kümmert sich um all meine Belange.« Dann öffneten sich die alten blauen Augen weit und klar, und Murray Madigan war mit einem Mal, nur kurz, wieder der Mann, der er vor Hunderten von Jahren gewesen war – ein norstrilischer Händler, gerissen, gewitzt, weise und nicht unfreundlich. Deutlich fügte er hinzu: »Erfreuen Sie sich an ihrer Gesellschaft. Sie ist ein gutes Kind. Aber nehmen Sie sie nicht mit. Versuchen Sie nicht, sie mitzunehmen.«
»Warum nicht?«, fragte Casher, überrascht von seiner eigenen Frage.
»Wenn Sie es tun, wird sie sterben. Sie ist mein. Auf mich programmiert. Ich habe sie erschaffen, und sie gehört mir. Ohne mich würde sie in wenigen Tagen sterben. Nehmen Sie sie nicht mit.«
Casher sah zu, wie der alte Mann den Raum durch eine Geheimtür verließ. Dann ging auch er hinaus, nahm den Weg, den er gekommen war. Zwei Tage lang sah er Madigan nicht mehr, denn der alte Mann war wieder in seinen kataleptischen Schlaf gefallen.
XI
Nach diesen zwei Tagen nahm S’ruth Casher mit, um den schlafenden Madigan zu besuchen.
»Sie können dort nicht hineingehen«, sagte Eunice mit entsetzter Stimme. » Niemand geht dort hinein. Das ist das Zimmer des Meisters.«
»Ich nehme ihn mit«, erklärte S’ruth gelassen. Sie hatte einen goldfarbenen Vorhang zur Seite gezogen und öffnete das Kombinationsschloss einer massiven Stahltür, die aus dem Werkstoff der Daimoni bestand.
Das Hausmädchen fuhr fort zu protestieren. »Aber selbst Sie, kleine Ma’am, können ihn nicht mit hineinnehmen!«
»Wer sagt, dass ich das nicht kann?«, fragte S’ruth sanft und herausfordernd zugleich.
Das Furchtbare dieser Situation wurde Eunice mit einem Mal bewusst. »Wenn Sie ihn mit hineinnehmen wollen«, sagte sie mit leiser Stimme, »dann nehmen Sie ihn mit hinein. Aber so etwas ist noch nie geschehen.«
»Natürlich nicht, Eunice, nicht zu Ihrer Zeit. Aber Casher O’Neill ist dem Herrn und Meister bereits begegnet. Glauben Sie, dass ich einen Streuner oder einen zufälligen Gast mitnehmen würde, damit er sich den Meister ansehen kann?«
»O nein, keinesfalls, nein«, stotterte Eunice.
»Dann gehen Sie zur Seite«, verlangte das Ladykind. »Sie wollen doch sicher nicht dabei sein, wenn diese Tür sich öffnet, oder doch?«
»O nein«, kreischte Eunice und floh, presste die Hände auf die Ohren, als ob sie dadurch den Anblick der Tür von sich abhalten wollte.
Als das Hausmädchen verschwunden war, stemmte sich S’ruth mit ihrem ganzen
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