Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Katalepsie ging, mich erschaffen und dazu gebracht hat, ihn zu lieben und auf ihn achtzugeben? Es hilft, dass ich ein Mädchen bin. Ich kann niemanden außer ihn lieben, und es ist leicht für mich, zu glauben, dass er der Mann ist, den ich liebe. Und es ist sicherer für ihn. Jeder Mann könnte dieser Verantwortung überdrüssig werden, ich als Frau nicht.«
»Trotzdem …«
»Pst, warten Sie einen Moment. Das hier erfordert Sorgfalt.« S’ruths starke kleine Finger drückten sich nun tief in die Magengrube des nackten alten Mannes. Sie schloss ihre Augen, so dass sie all ihre Gedanken auf den Tastsinn konzentrieren konnte. Sie löste ihre Hände und richtete sich auf. »Alles in Ordnung. Ich musste herausfinden, was sich in seinem Innern abspielt. Aber ich wage es nicht, Röntgenstrahlen zu benutzen. Denken Sie an die Strahlenbelastung, die sich in hundert Jahren daraus ergeben würde. Zweimal im Monat, während er schläft, hat er Stuhlgang. Ich muss darauf vorbereitet sein. Außerdem muss ich ungefähr einmal die Woche seine Blase entleeren. Andernfalls würde er sich mit seinen eigenen Körperausscheidungen vergiften. Jetzt können Sie mir helfen, ihn umzudrehen. Aber achten Sie auf die Zuleitungen. Das sind die Monitorkontrollvorrichtungen. Sie überwachen seine physiologischen Prozesse und geben mir Bescheid, wenn etwas nicht stimmt. Außerdem verstärken sie die neurophysiologischen Impulse, wenn ein Teil des vegetativen Nervensystems schwächer zu werden droht oder ganz versagt.«
»Ist das schon einmal geschehen?«
»Noch nie, bis jetzt. Aber ich bin darauf vorbereitet. Achten Sie auf diese Verbindung. Sie drehen ihn zu schnell. So, so ist es richtig. Sie können sich zurückziehen, solange ich ihm den Rücken massiere.«
S’ruth nahm ihre Massagearbeit wieder auf, begann mit den Muskeln, die den Schädel mit dem Hals verbanden, arbeitete sich am Körper hinunter, rieb ihre Hände von Zeit zu Zeit mit der Salbe ein. Als sie seine Beine erreichte, schien sie besonders hart zu arbeiten. Sie hob die Füße, beugte die Knie, bearbeitete die Waden.
Dann steckte sie ihre Hand in ein anderes Glas – eines, das sich automatisch bei der Annäherung ihrer Hand öffnete – und zog sie eingefettet mit einer Masse wieder heraus, die schnell zu einem dünnen Handschuh trocknete. Sie drückte ihre Finger in seinen Mastdarm, prüfend, bohrend, tastend, mit zerfurchtem Gesicht.
Ihr Ausdruck entspannte sich, als sie den Handschuh in einen Abfalleimer warf und den schlafenden Mann mit einem weichen Leinentuch abrieb, das ebenfalls in den Abfalleimer wanderte. »Mit ihm ist alles in Ordnung. Für die nächsten zwei Stunden brauche ich mich nicht um ihn zu kümmern. Dann muss ich ihm ein wenig Zucker verabreichen. Alles, was er jetzt bekommt, ist normale Salzlösung.«
Sie stand ihm gegenüber. Auf ihren Wangen lag ein schwaches Glühen von der anstrengenden Arbeit, die sie hinter sich hatte, aber noch immer wirkte sie wie ein Kind und eine Lady – das Kind unwiderruflich fern, versteckt hinter ihrer Weisheit und der verwirrenden Welt der Erwachsenen, und die Lady, Herrin in ihrem eigenen Haus, auf ihrem eigenen Besitz, ihrem eigenen Planeten, diente ihrem Meister mit fast unsterblicher Liebe und nie nachlassendem Eifer.
»Ich wollte dich vorhin fragen …«, begann Casher und verstummte.
»Was wollten Sie mich fragen?«
»Ich … wollte dich fragen … was geschieht mit dir, wenn er stirbt? Entweder zur rechten Zeit oder vielleicht vor seiner Zeit. Was geschieht dann mit dir ?«
»Das interessiert mich nicht«, sang ihre Stimme. Er konnte an dem offenen, ehrlichen Lächeln auf ihrem Gesicht sehen, dass sie es auch so meinte. »Ich bin sein . Ich gehöre ihm . Dafür lebe ich. Man hat mich vielleicht für den Fall seines Todes programmiert. Oder man hat es vielleicht auch vergessen. Was wichtig ist, das ist sein Leben, nicht meines. Er wird jede mögliche Stunde des Lebens bekommen, die ich ihm geben kann. Glauben Sie nicht auch, dass das eine gute Aufgabe ist?«
»Eine gute Aufgabe, ja«, bestätigte Casher. »Und auch eine seltsame.«
»Wir können jetzt gehen«, erklärte sie.
»Wozu dienen diese Nischen?«
»Oh, die – sie sind seine Glaubensmacher. Er benutzt sie, um zu schlafen – in seinem Sarg, seiner Festung, seinem Schiff oder seinem Schlafzimmer. Es spielt keine Rolle, wo. Ich ziehe ihn immer mit der Winde hoch und lege ihn zurück auf den Tisch, wo die Maschinen ihn in sicherer Obhut
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