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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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dann, als ob er fürchtete, den bewusstlosen nackten alten Mann auf dem Tisch zu wecken. »Deshalb hat er dich angestellt.«
    S’ruth korrigierte ihn, während sie ihre Hände sorgfältig in dem Waschbecken wusch. »Deshalb hat er mich erschaffen . Schildkrötenzucht. Dreihundert Jahre Lebenserwartung. Multiplizieren Sie das mit dreihundert intensiven Stroon-Injektionen. Neunzigtausend Jahre. Dann hat er mich programmiert, ihn zu lieben und zu verehren. Er ist nicht mein Meister, wissen Sie. Er ist mein Gott.«
    »Dein was?«
    »Sie haben mich verstanden. Lassen Sie sich nicht verwirren. Ich werde Ihnen keine illegalen Erinnerungen aufbürden. Ich verehre ihn. Darauf bin ich programmiert, seit ich meine kleinen Schildkrötenaugen aufgemacht habe und man mich zurück in den Tank brachte, um mein Gehirn zu vergrößern und aus mir eine Frau zu machen. Deshalb hat man mir jede Erinnerung der Bürgerin Agatha Madigan einprogrammiert. Ich bin, was er wollte. Nur was er wollte. Ich bin das am meisten gewollte Wesen auf allen Planeten. Keine Frau, keine Herzallerliebste, keine Mutter ist jemals so sehr gewollt worden, wie er mich will, wenn er erwacht und weiß, dass ich noch immer hier bin. Sie sind ein kluger Mann. Würden Sie einer Maschine trauen – irgendeiner Maschine – für einen Zeitraum von neunzigtausend Jahren?«
    »Es wäre schwierig«, sagte Casher, »ganze Batterien von Monitoren aufzustellen, die einander kontrollieren und reparieren, all die vielen Jahre lang. Aber das bedeutet, dass dir neunzigtausend Jahre bevorstehen. Viermal, fünfmal am Tag. Ich kann nicht einmal die Zahlen multiplizieren. Wirst du dessen denn niemals müde?«
    »Er ist meine Liebe, er ist meine Freude, er ist mein lieber kleiner Junge«, sang S’ruth, während sie Madigans Augenlid hob und in jedes Auge eine farbige Flüssigkeit tropfen ließ. Gedankenverloren erklärte sie: »Bei diesem langsamen Stoffwechsel besteht immer die Gefahr, dass seine Augenlider an den Pupillen festkleben. Dies ist ein Teil der Kontrolle.«
    Sie drehte den Kopf des schlafenden Mannes auf beide Seiten, blickte ihm sorgfältig in die Augen. Dann trat sie einige Schritte zur Seite und brachte ihr Gesicht dicht an die Anzeige einer freundlich summenden Maschine. Ein Schuss ertönte. Casher war versucht, nach seinem Gewehr zu greifen, das er gar nicht bei sich hatte.
    Das Kind wandte sich wieder ihm zu und schenkte ihm ein offenes, schelmisches Lächeln. »Es tut mir leid. Ich hätte Sie warnen sollen. Das ist mein Geräuschmacher. Ich habe einen Blick auf den Enzephalografen geworfen, um sicherzugehen, dass sein Gehirn noch Hörsignale aufnimmt, aber er schläft nur, schläft sehr tief und treibt nicht in den Tod hinein.«
    Wieder am Tisch, drückte sie Madigans Kinn nach oben, so dass sein Kopf im Nacken lag. Sie hielt die Stirn fest und nahm einen Retraktor, öffnete mit ihren Fingern seinen Mund, drückte die Zunge nach unten und blickte tief in seine Kehle. »Keine Speichelansammlung«, murmelte sie zu sich selbst.
    Sie legte seinen Kopf in eine bequeme Haltung zurück und schien am Rande einer weiteren Untersuchungsserie zu stehen, als ihr offenbar eine Idee kam. »Waschen Sie sorgfältig Ihre Hände dort am Becken. Dann drücken Sie die Zeituhr nach unten und sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre Hände unter dem Sterilisator behalten, bis die Zeituhr sich abschaltet. Sie können mir helfen, ihn umzudrehen. Ich habe hier keine Hilfe. Sie sind der erste Besucher.«
    Casher gehorchte, und während er seine Hände wusch, sah er, wie das Mädchen ihre Hände mit einer nach Blumen riechenden Salbe einrieb. Sie begann den bewusstlosen Körper mit professioneller Souveränität zu massieren. Als Casher seine Hände unter den Sterilisator hielt, wunderte er sich über die Kraft dieser mädchenhaften Arme und dieser kleinen Hände. Unermüdlich knetete, rieb, schlug und massierte sie den alten Körper. Der schlafende Mann schien es überhaupt nicht wahrzunehmen, aber Casher hatte den Eindruck, dass die Haut inzwischen eine gesündere Farbe angenommen und die Muskeln sich entspannt hatten.
    Er trat zurück an den Tisch und stellte sich S’ruth gegenüber.
    Ein großer Pfau spazierte über den imaginären Rasen vor dem Fenster, sein Schweif funkelte in einem plötzlichen Farbenrausch.
    S’ruth bemerkte Cashers Blick. »Oh, das habe ich auch programmiert. Es gefällt ihm, wenn er erwacht. Glauben Sie nicht auch, es war klug von ihm, dass er, bevor er in die

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