Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
haben. Er hat wenig Lust, auf dem Tisch zu erwachen. Er hat es gewöhnlich vergessen, welchen Raum er zum Einschlafen gewählt hat. Wir können jetzt gehen.«
    Sie näherten sich der Tür.
    Plötzlich verharrte S’ruth. »Ich habe etwas vergessen. Ich vergesse sonst niemals etwas, aber dies ist das erste Mal, dass ich jemanden mit hineingenommen habe. Sie sind ihm solch ein guter Freund gewesen. Er wird von Ihnen noch in Tausenden von Jahren sprechen. Lange, lange, nachdem Sie gestorben sind.«
    Casher blickte sie scharf an, um zu sehen, ob sie ihn verspottete oder tadelte. Aber er fand nichts außer dem Kleinmädchenernst, der fraulichen Hingabe an eine häusliche Routine.
    »Drehen Sie sich um«, sagte sie dann.
    »Warum?«, fragte er. »Warum – wenn du mir bei all den anderen Geheimnissen vertraut hast?«
    »Er würde nicht wollen, dass Sie es sehen.«
    »Was sehen?«
    »Was ich jetzt tue. Als ich die Bürgerin Agatha war – oder als ich sie zu sein schien –, fand ich heraus, dass Männer wegen einiger Dinge furchtbar viel Aufhebens machen. Dies gehört dazu.«
    Casher gehorchte und wandte sich mit dem Gesicht zur Tür.
    Ein anderer Duft erfüllte den Raum – ein strenger, wilder Geruch, wie von Geraniensalbe. Er konnte S’ruths schweren Atem hören, als sie neben dem schlafenden Mann arbeitete.
    »Sie können sich nun umdrehen«, rief sie ihm zu.
    Sie legte eine Salbentube auf ihren Platz im Regal zurück.
    Casher warf Madigans Körper einen raschen Blick zu. Er schlief noch immer, atmete noch immer sehr flach und sehr langsam. »Was, um alles in der Welt, hast du getan ?«
    »Sie sind neugierig.«
    Casher begann zu stottern.
    »Sie kommen dagegen nicht an«, sagte sie. »Menschen sind nun einmal wissbegierig.«
    »Das glaube ich auch«, sagte er und errötete unter der Anschuldigung.
    »Ich gab ihm etwas Freude. Er erinnert sich nie daran, wenn er aufwacht, aber der Kardiograph zeigt manchmal gesteigerte Aktivität an. Diesmal geschah nichts. Das war meine eigene Idee. Ich habe Bücher dazu gelesen und entschieden, dass es gut für seinen körperlichen Zustand ist. Manchmal schläft er ein ganzes Erdenjahr lang, aber gewöhnlich wacht er mehrmals im Monat auf.«
    Sie ging an Casher vorbei und winkte ihn durch die Tür. Er bückte sich und trat hindurch.
    »Drehen Sie sich wieder um«, sagte sie. »Ich verstelle zwar nur das Kombinationsschloß, aber es ist so entworfen, dass es jedem Beobachter starke Kopfschmerzen bereitet, damit er die Kombination vergisst. Selbst Robotern ergeht es so. Ich bin die einzige Person, die auf diese Tür abgestimmt ist.«
    Er hörte, wie sich das Rad drehte, aber er blickte sich nicht um.
    Sie murmelte kaum hörbar: »Ich bin die Einzige. Die Einzige.«
    »Die Einzige was?«, fragte Casher.
    »Die meinen Meister liebt, für ihn sorgt, seinen Planeten unterhält, das Wetter beaufsichtigt. Aber ist er nicht wunderschön? Ist er nicht weise? Hat sein Lächeln nicht Ihr Herz gewonnen?«
    Casher dachte an das alte Wrack von einem Mann mit der gelben Pyjamahose. Taktvoll sagte er nichts.
    S’ruth schnatterte fröhlich weiter: »Er ist mein Vater, mein Gemahl, mein Baby, mein Meister, mein Besitzer. Denken Sie mal, Casher, er besitzt mich! Ist er nicht glücklich – mich zu besitzen? Und bin ich nicht glücklich – ihm zu gehören?«
    »Aber wofür?«, fragte Casher ein wenig gereizt, da er daran dachte, dass er sich in dieses bemerkenswerte Mädchen verliebte und sich wieder von ihr löste und sich wieder verliebte …
    »Für das Leben!«, rief sie laut. »In jeder Form. Ich bin für neunzigtausend Jahre Leben geschaffen, und er wird schlafen und erwachen und wieder schlafen und mich einen großen Teil meines Lebens begleiten.«
    »Aber was ist der Sinn?«
    »Der Sinn, der Sinn? Was ist der Sinn eines kleinen Schildkröteneis, das man genommen und modifiziert hat, in allen Bereichen, bis hinein in die molekularen Prozesse? Was ist der Sinn, mich in ein Untermädchen zu verwandeln, so dass selbst Sie sich in mich verlieben müssen? Was ist der Sinn von mir kleinem Wesen, das dem Meister zum ersten Mal begegnete, als ich fertiggestellt war, ihn zu lieben? Ich kann Ihnen sagen, was der Sinn ist, Mensch. Liebe.«
    »Was sagst du da?«
    »Ich sagte, der Sinn ist Liebe. Liebe ist das einzige Ende aller Dinge. Liebe auf der einen Seite und der Tod auf der anderen. Wenn Sie stark genug sind, eine richtige Waffe zu benutzen, dann kann ich Ihnen eine Waffe geben, die alle auf

Weitere Kostenlose Bücher