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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Schulungshelme befinden?«
    »Silberhüte in der dritten Etage in einem offenen Wandschrank mit einer Schnur, die zu jedem Hut führt. Ja.«
    »Bring einen davon so schnell du kannst zu mir. Löse ihn sehr vorsichtig von seiner elektrischen Verbindung.«
    Der kleine Roboter verschwand mit einem plötzlichen, schnellen, leisen Klappern die Treppen hinauf.
    S’ruth wandte sich wieder an Casher. »Ich habe entschieden, was mit Ihnen geschehen soll. Ich helfe Ihnen. Sie brauchen deswegen nicht so traurig dreinzuschauen.«
    »Ich bin nicht traurig. Der Administrator schickte mich mit dem verrückten Auftrag her, einen fremden Untermenschen zu töten. Ich fand heraus, dass dieser in Wirklichkeit ein kleines Mädchen ist. Dann fand ich heraus, dass sie keine Unterperson, sondern eine schreckliche tote alte Frau ist, die noch immer lebend herumläuft. Mein ganzes Leben wurde umgekrempelt. All meine Pläne sind verpufft. Du gabst mir die Hoffnung, meine Lebensaufgabe auf Mizzer zu erfüllen. Ich habe so viele Jahre dafür gekämpft! Nun scheint es mit deiner Unterstützung tatsächlich möglich zu sein, auch wenn ich mich dazu durch Weltraum 3 quälen und illegale Religionen und hypnotische Tricks anwenden muss, ohne zu wissen, ob ich sie auch beherrsche. Nun sagst du mir, ich soll mitkommen – um mit Gewehren auf Kinder zu schießen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas Derartiges getan, und trotzdem folge ich dir. Ich bin müde, Mädchen, müde. Wenn du Macht auf mich ausübst, dann merke ich zumindest nichts davon. Und ich will es auch gar nicht.«
    »Sie sind hier, Casher, in der verfallenen feuchten Welt Henriada. In weniger als einer Woche werden Sie wieder bei den Opfern von Colonel Wedders Armee sein. Sie werden unter Mizzers klarem Himmel stehen, und der Siebte Nil wird neben ihnen dahinströmen, und endlich werden Sie bereit sein, das zu tun, was Sie tun müssen. Sie werden bruchstückhafte Erinnerungen an mich haben – nicht genug, um zu mir zurückzufinden oder den Menschen alle Geheimnisse Beauregards zu verraten, aber genug, um sich zu erinnern, dass Sie geliebt haben. Sie werden vielleicht sogar« – S’ruth lächelte sehr sanft, mit einem zarten, schmerzlichen Ausdruck im Gesicht – »ein Mizzermädchen heiraten, weil ihr Körper oder ihr Gesicht oder ihre Art Sie an mich erinnern.«
    »In einer Woche?«, keuchte er.
    »In weniger als einer Woche.«
    »Wer bist du«, rief er, »dass du, ein Untermensch, Wahren Menschen Befehle erteilen und ihr Leben lenken kannst?«
    »Ich habe mich nie um Macht bemüht, Casher. Macht funktioniert gewöhnlich nicht, wenn man danach strebt. Ich habe neunundachtzigtausend Jahre Leben vor mir, Casher, und solange mein Meister lebt, werde ich ihn lieben und für ihn sorgen. Ist er nicht stattlich? Ist er nicht weise? Ist er nicht der vollkommenste Meister, dem Sie jemals begegnet sind?«
    Casher dachte an den alten, verfallenen Körper, an dem Plastikschläuche befestigt waren; er dachte an die gestreifte Pyjamahose. Er sagte nichts.
    »Sie brauchen nicht zuzustimmen«, sagte S’ruth. »Ich weiß, dass ich ihn auf eine besondere Weise sehe. Aber man hat sich meines Schildkrötengehirns angenommen und meinen Intelligenzquotienten weit über normale menschliche Grenzen hinaus erhöht. Als ich dann ein glückliches Mädchen war, verzaubert von der Stimme und dem Anblick und der Berührung meines Meisters, wurde ich zu einer Wahren Menschenfrau gebracht, die im Sterben lag, und wir wurden beide in Maschinen gesteckt. Als alles vorüber war, wurde ich wieder herausgeholt. Ich trug ein rosa Kleid und pastellblaue Strümpfe und rosa Schuhe. Man schaffte mich in eine Decke gewickelt hinaus in den Korridor. Sie hatten ihre Arbeit abgeschlossen. Ich war fertig. Sie wussten ganz genau, dass ich nicht so leicht sterben würde. Ich war ja gesund. Können Sie es nicht vor sich sehen, Casher? Ich weinte mich in den Schlaf, vor neunhundert Jahren.«
    Casher konnte nicht antworten. Er nickte verständnisvoll.
    »Ich war ein Mädchen, Casher. Vielleicht war ich einmal eine Schildkröte, aber ich erinnere mich nicht daran, genauso wenig wie Sie sich an den Bauch Ihrer Mutter erinnern oder an die Laborflasche, in der Sie herangereift sind. Nach dieser einen Stunde war ich kein Mädchen mehr, würde niemals wieder eines sein. Ich musste nicht zur Schule gehen. Ich besaß ihre Ausbildung, und die war ausgezeichnet. Sie sprach zwanzig oder mehr Sprachen. Sie war Psychologin und

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