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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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hing. Sie nahm drei Schrotpatronen heraus. »Ich habe noch drei weitere«, sagte sie. »Wir brauchen sechs Kinder.«
    Casher betrachtete die Schrotkugeln, die genau zu dem Magazin passten. Sie ähnelten keiner der Patronen, die er bisher gesehen hatte. Ihre Fertigung war unglaublich fein und präzise.
    »Was sind das für welche? Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »Annäherungslähmer«, erklärte sie. »Man braucht nur zehn Zentimeter über den Kopf eines jeden lebenden Wesens zu schießen, und der Lähmer betäubt es.«
    »Du willst die Kinder lebend?«
    »Natürlich lebend. Und bewusstlos. Sie sind ein Teil unserer letzten Prüfung.«
    Zwei Stunden später, nach einer aufregenden Wanderung bis an den Rand des Wetterkontrollgebietes, lagen sechs Kinder auf dem Boden der großen Halle ausgestreckt. Es waren vier Jungen und zwei Mädchen; sie waren zartknochig und weichhaarig, sehr dünn, aber sie unterschieden sich nicht sehr von normalen irdischen Menschen.
    S’ruth rief einen Untermenschenarzt, der zu ihren Dienern gehörte. Knapp sechzig Untermenschen und Roboter umringten sie. Hinten an der Treppe stand John Joy Tree, halb im Schatten verborgen. Casher vermutete, dass er so neugierig war wie die anderen, sich jedoch vor ihm, Casher, fürchtete, vor dem »Mann des Blutes«.
    S’ruth sprach ruhig, aber bestimmt mit dem Arzt: »Können Sie ihnen eine starke Glücksdroge geben, bevor sie erwachen? Ich möchte sie nicht aus den Vorhängen des Hauses pflücken, falls sie wild werden.«
    »Nichts leichter als das«, nickte der Untermenschenarzt. Er schien von Hunden abzustammen, aber Casher vermochte es nicht genau zu sagen.
    Er nahm ein Glasröhrchen und berührte damit das Genick eines jeden Kindes. Ihre Hälse starrten vor Schmutz. Diese Kinder hatten sich in ihrem Leben noch nie gewaschen und waren vermutlich nur dann und wann durch Regen gesäubert geworden.
    »Wecken Sie sie«, befahl S’ruth.
    Der Arzt trat zurück an einen Rolltisch. Instrumente flackerten auf. Er musste alles schon vorbereitet haben, denn er drückte nur einen Knopf, und das Leben kehrte in die Kinder zurück.
    Ihre erste Reaktion war Panik. Sie machten Anstalten davonzulaufen. Der größte der Jungen, der nach irdischen Maßstäben über zehn Jahre alt sein musste, machte drei Schritte, bevor er stehen blieb und zu lachen begann.
    S’ruth benutzte die Alte Sprache, als sie auf sie einredete und sehr langsam und mit langen Pausen zwischen den einzelnen Worten sprach. »Windkinder … wisst … ihr … auch … wo … ihr … euch … befindet?«
    Das größte Mädchen zwitscherte die Antwort so schnell, dass Casher nichts verstehen konnte.
    S’ruth wandte sich an Casher und erklärte: »Das Mädchen sagt, sie sei an dem Toten Ort, wo sich die Luft niemals bewegt und die Alten Toten wandeln. Sie meint uns.« Dann sprach sie wieder auf das Windkind ein. »Was … möchtest … du … am … liebsten?«
    Das größte Mädchen ging von Kind zu Kind. Sie nickten heftig ihre Zustimmung. Sie bildeten einen Kreis und stimmten ein kleines Lied an. Erst bei der zweiten Wiederholung konnte Casher es verstehen:
    Ene – mene – menke,
wenk wenk wenk!
Das, an was ich denke,
ist eine famose Ente.
Ene – mene – menke,
wenk wenk wenk!
    Nach der vierten oder fünften Wiederholung verstummten sie und blickten S’ruth an, die so unverkennbar die Herrin dieses Hauses war.
    »Sie glauben«, sagte S’ruth zu Casher, »dass sie ein Festbankett aus roher Ente wollen. Was sie bekommen, ist eine Impfung gegen die schlimmen Krankheiten dieses Planeten, mehrere Entenmahlzeiten und wieder ihre Freiheit. Aber sie brauchen noch etwas anderes. Sie wissen, was es ist, Casher. Werden Sie es herausfinden? «
    Die Anwesenden richteten ihre Augen auf Casher – die warmen Augen der Menschen und Untermenschen, die verschwimmenden Linsen der Roboter.
    Casher stand bestürzt da. »Ist das eine Prüfung?«, fragte er leise.
    »Sie können es so bezeichnen«, erwiderte S’ruth und sah an ihm vorbei.
    Casher dachte angestrengt nach. Es wäre nicht sinnvoll, sie in Vergessene zu verwandeln. Das Haus besaß genug davon. S’ruth hatte erklärt, sie wieder freizulassen. Und ihr Meister Murray Madigan musste sie irgendwann angewiesen haben, etwas mit den Windmenschen anzustellen. Und das wollte sie jetzt. Die Menge beobachtete ihn. Was mochte S’ruth erwarten?
    Die Antwort traf ihn wie ein Blitz.
    Wenn sie ihn fragte, dann musste es etwas mit ihm zu

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