Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
anvertraut hatte.
In der Ferne glitzerten die Kuppeln und Türme der Stadt perlmuttfarben in dem milden, schattenlosen Licht der Monde und Spiegel.
Lord Kemals Gefühl des Irrealen verstärkte sich. Die Stadt wirkte so bezaubernd und unwirklich, dass er überzeugt war, sie würde verschwinden, sobald sie sich ihr näherten. Er würde noch lernen, dass die Stadt und alles, was sie darstellte, nur allzu real waren.
Während die Stadtmauern vor ihnen immer größer wurden, erkannte Kemal, dass der makellose weiße Glanz der Stadt auf einer Illusion beruhte. Die schimmernden weißen Mauern der Gebäude waren mit komplizierten Mosaiken aus Edelsteinen, Blumen, Blättern und geometrischen Mustern geschmückt, die die Schönheit der Architektur noch vermehrten. Auf keiner von all den Welten, die Lord Kemal besucht hatte, war er auf Dinge gestoßen, die sich mit dieser Stadt vergleichen ließen; Philips Palast auf dem Edelsteinplaneten war eine Hütte im Vergleich zu diesen Bauwerken.
Gepflegte Gärten mit Springbrunnen und künstlichen Seen trennten die Gebäude voneinander. Büsche, deren kunstvolle Anordnung den Eindruck natürlichen Ursprungs erweckte, wuchsen an zahlreichen Stellen. Plötzlich wurde dem Raumlord eine weitere seltsame Eigentümlichkeit dieses Planeten bewusst: Nirgendwo gab es Bäume.
Hunde kläfften sie aus sicherer Entfernung an, als sie die Stadt betraten, aber dieses Mal widerstand Griselda der Versuchung. Jetzt, da sie sich in der Stadt befand, ging von ihr eine gewisse Würde aus; es schien, als ob sie ihre Pflichtvergessenheit wiedergutmachen wollte. Ohne sich ablenken zu lassen, trottete sie auf die Palasttreppe zu.
Lord Kemal fühlte, wie sich Griseldas Hinterteil spannte, als sie Anstalten machte, mit einem Satz die Stufen hinauf und durch den offenen Eingang zu springen. Für sie beide war die Türöffnung zu eng. Zum Glück war Kuat als Erster an der Treppe angekommen und zischte ihr einen Befehl zu. Kemal spürte ihren Widerwillen. Viel lieber wäre sie die Stufen hinaufgesprungen, aber sie gehorchte. Sie legte sich hin, knickte in den Hinterläufen ein und streckte die Vorderläufe aus; Lord Kemal stieg mühelos, aber widerstrebend ab, denn er war fast so enttäuscht wie Griselda, dass der Ritt beendet war. Er streckte die Hand aus und kraulte die Katze hinter den Ohren.
Madu lächelte zustimmend. »So ist es richtig. Wenn Sie Freundschaft mit Ihrer Katze schließen, wird Sie Ihnen auch bereitwilliger gehorchen.«
Kuat grunzte. »Ich habe meine eigene Methode, sie zum Gehorsam zu zwingen, wenn sie ihre Flausen haben.«
Erst jetzt entdeckte der Raumlord eine kurze, mit Widerhaken versehene Peitsche an Kuats Gürtel, auf die Kuat jetzt deutete.
»Kuat, das darfst du nicht«, protestierte Madu. »Du hast noch nie …«
»Du hast mich nur noch nicht dabei gesehen«, unterbrach er sie. Als ihr Gesicht sich verfinsterte, fügte er beruhigend hinzu: »Bis jetzt ist es auch noch nicht erforderlich gewesen. Aber sei versichert, dass ich es tun werde.«
Madu schien, wie Kemal bemerkte, Kuats beruhigenden Worten nicht ganz zu vertrauen. Ein zweifelnder oder fragender Ausdruck verdunkelte ihren offenen Blick. Wieder empfand er Furcht um sie, und wieder verdrängte er dieses Gefühl.
Es war ihre Unschuld, um die er fürchtete. Er erkannte, dass ihre Augen ihn an R’irena aus den lang vergangenen Tagen seiner wahren Jugend erinnerten – bevor man ihn nach Art der Menschen weise gemacht hatte, bevor ihm beigebracht worden war, dass sich Untermenschen und Wahre Menschen nicht wie gleichwertige Lebewesen vermischen konnten. R’irena mit der scheuen Anmut, dem weichen, lieblichen Mund, den unschuldigen Augen der Rehe, die ihre Vorfahren gewesen waren. Was war aus ihr geworden, nachdem er sie verlassen hatte? Besaßen ihre Augen noch immer jene süße Naivität, die sich auch in Madus Augen widerspiegelte? Oder hatte sie einen groben Hirsch geheiratet und einen Teil seiner Grobheit angenommen?
Er erinnerte sich an ihre Arglosigkeit und hoffte, dass sie mit einem hübschen Bock vermählt worden war, der ihr Kitze geschenkt hatte, die so sanft und anmutig waren, wie sie es in seiner Erinnerung war. Er schüttelte den Kopf. Die Angstmaschinen hatten alle Arten seltsamer Erinnerungen und Gefühle in ihm aufgewirbelt. Gedankenverloren streichelte er die Katze.
Diener eilten herbei, um die Katzen abzusatteln. Mit Erstaunen stellte der Raumlord fest, dass es sich bei den Dienern um Wahre Menschen
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