Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
handelte, nicht um Untermenschen, und er erinnerte sich an Kuats Bemerkung, wie angenehm es sein sollte, sich an der Sinnlichkeit der reinen Tiere zu erfreuen. Da war noch etwas anderes, etwas, das im Hintergrund seines Bewusstseins herumgeisterte, ohne an die Oberfläche seiner Gedanken aufsteigen zu können … es war, als ob er nach dem Schwanz eines flinken Tieres zu greifen versuchte, das ihm im letzten Augenblick immer wieder entkam.
    Von Kuat geführt und von Madu und Lari begleitet, durchschritt Lord Kemal ein Labyrinth aus Räumen und Korridoren. Jeder neue Raum wirkte noch überwältigender als der letzte. Etwas Vergleichbares hatte der Raumlord bislang nur auf Videobändern gesehen – eine Nachbildung der alten Menschenheimat, wie sie vor der III. Verstrahlung gewesen war. Die Wände waren mit Tapeten und Gemälden geschmückt, die auf Reproduktionen irdischer Kunstwerke beruhten; Couches, Statuen und farbenprächtige, flauschige Teppiche, die der Entdecker Xanadus, der erste Khan, hergebracht hatte. Ja, Xanadu war eine Rückkehr zu Sinneslust, Luxus und Schönheit, zu allen überflüssigen Dingen.
    Kemal entspannte sich allmählich in dieser verzaubernden Atmosphäre, doch der Zauber wurde gebrochen, als sie den Hauptsalon erreichten und Kuat sich stillos auf die nächste Couch warf. Er streckte sich aus und winkte seinen Begleitern geistesabwesend zu.
    »Nehmt Platz, nehmt Platz«, murmelte er. Kerzen flackerten und spendeten tanzendes Licht. Tische und Couches standen einladend da.
    Zum ersten Mal seit der Ankunft des Raumlords meldete sich Lari zu Wort. »Wir heißen Sie in unserem Haus willkommen«, erklärte er, »und wir hoffen, dass es uns gelingen wird, Ihren Besuch so angenehm wie möglich zu gestalten.«
    Kemal stellte fest, dass er dem jungen Mann bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte, so überwältigt war er von den neuen Eindrücken gewesen, und zudem hatte ihn (wie er sich eingestehen musste) das Mädchen Madu sehr fasziniert. Auf seine eigene Art war Lari körperlich so vollkommen wie Madu. Er war groß, schlank, muskulös, ein hübscher Junge. Und wie bei Madu ging von ihm eine Aura der Offenheit, der Verletzbarkeit aus. Lord Kemal erschien es seltsam, dass diese beiden so unschuldig wirkenden Menschen unter der Obhut eines Mannes herangewachsen sein sollten, der so ungeschliffen und rüpelhaft war wie Kuat.
    Kuat riss ihn aus seinen Gedanken. »Kommen Sie! Kosten wir das Dju-di!«
    Sofort trat Madu an einen Tisch, auf dem sich ein kupferfarbenes Tablett mit silbernen Mustern befand. Auf dem Tablett standen ein mit zwei Öffnungen versehener Krug aus demselben Material und acht dazu passende Kelche. Auf dem Krug saß ein Deckel. Als Madu nach dem Krug griff, gab Kuat einen jener grunzenden Laute von sich, die der Raumlord unerhört geschmacklos fand.
    »Achte darauf, dass du mit deinem Daumen ja das richtige Loch zuhältst.«
    Sie antwortete mit einer Stimme, die nachsichtig, aber gleichzeitig auch so verächtlich klang, dass sie vermutlich auch etwas über ihre Einstellung verriet. »Ich mache das seit meiner Kindheit. Glaubst du wirklich, dass ich es jetzt vergessen habe?«
    In späteren Jahren erschien Kemal bin Permaiswari diese Nacht als einer der wichtigsten Wendepunkte seines an Veränderungen reichen Lebens. Er schien sich von den Ereignissen zu entfernen, schien ein Zuschauer zu sein, der die Geschehnisse beobachtete und nicht nur die Handlungen der anderen, sondern auch seine eigenen verfolgte, ohne sie beeinflussen zu können, ganz so, als träumte er …
    Madu kniete anmutig nieder und bedeckte mit ihrem Daumen eine der beiden Öffnungen im Deckel des Krugs. Kerzenlicht glitzerte auf der zarten silbernen Puderschicht, die ihre bloße Haut überzog. Während sie vier der Kelche mit der rötlichen Flüssigkeit füllte, bemerkte Kemal, dass selbst die Fingernägel ihrer schmalen Hände silbern lackiert waren.
    Kuat hob seinen Kelch. Der erste Trinkspruch stand nach den Regeln der Höflichkeit dem Ehrengast oder zumindest der Instrumentalität zu, aber Kuat setzte sich darüber hinweg.
    »Auf die Glückseligkeit«, sagte er und leerte den Kelch in einem Zug.
    Während die drei anderen langsam an ihren Gläsern nippten, erhob sich Kuat, um seinen Kelch erneut zu füllen. Er hatte sein zweites Glas hinuntergestürzt, bevor die anderen mit ihrem ersten fertig waren.
    Lord Kemal kostete den Geschmack des Dju-di. Er unterschied sich von allem, was er je zuvor genossen

Weitere Kostenlose Bücher