Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
gegen jede Vorschrift den Cranchdraht bei sich getragen hatte und von einem Cranch in den anderen überging, ohne sich um die Tatsache zu kümmern, dass seine sämtlichen Anzeigen am Rande der Marke Überlastung standen. Er hatte um sie geworben, ohne darüber nachzudenken, wie es sein würde, wenn sie »Ja« sagte. Und sie hatte »Ja« gesagt.
»Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.« In den alten Büchern war es so, aber wie konnten sie heutzutage Lebende sein? Er hatte im ganzen letzten Jahr achtzehn Tage unter dem Draht verbracht, obwohl sie ihn liebte. Und sie liebte ihn noch immer. Er wusste es. Sie sorgte sich um ihn während der langen Monate, in denen er sich im Auf-und-Hinaus befand. Sie versuchte, ihm ein schönes Zuhause zu schaffen, obwohl er ein Habermann war, bereitete hübsch angerichtet das Essen zu, das er nicht schmecken konnte, machte sich schön für ihn, auch wenn er sie nicht richtig küssen konnte – und selbst wenn, hätte es keinen Sinn gehabt, denn der Körper eines Habermannes war nicht mehr als ein Möbelstück. Luĉi war geduldig.
Und jetzt – Adam Stone! (Er ließ seine Tafel verschwinden; wie hätte er jetzt gehen können?)
Gott segne Adam Stone!
Martel konnte trotzdem nicht verhindern, dass er ein wenig Trauer fühlte. Niemals wieder würde der hohe grelle Ruf der Pflicht ihn durch zweihundert Jahre der Zeitrechnung der Anderen tragen, durch zwei Millionen private Ewigkeiten seiner selbst. Er konnte sich nur zur Ruhe begeben, sich entspannen. Er konnte den hohen Raum vergessen und das Auf-und-Hinaus den Anderen überlassen. Er konnte so oft cranchen, wie er wollte. Er konnte normal sein – fast –, ein Jahr oder fünf Jahre oder kein Jahr lang. Aber zumindest konnte er bei Luĉi bleiben. Er konnte mit ihr in die Wildnis gehen, wo es die Bestien und die Alten Maschinen gab, die noch immer ihre dunklen Gebiete durchstreiften. Vielleicht würde er durch die Aufregung der Jagd sterben, wenn er Speere nach einem Uralten, einem Manshonyagger, warf, der aus seiner Höhle hervorstürzte, oder heiße Kugeln auf ein Stammesmitglied der Heillosen schleuderte, die die Wildnis bewohnten. Es gab noch immer ein Leben, das er leben, noch immer einen guten Tod, den er sterben konnte, und nicht nur die Nadelstiche draußen in der Stille und Agonie des Weltraums!
Ruhelos ging er auf und ab. Seine Ohren waren auf den Klang normaler Stimmen eingestellt, so dass er kein Bedürfnis verspürte, die Lippenbewegungen seiner Brüder zu beobachten. Mittlerweile schienen sie sich zu einem Entschluss durchgerungen zu haben. Vomact näherte sich dem Podium. Martel sah sich nach Chang um und trat auf ihn zu, stellte sich neben ihn.
»Du bist so ruhelos wie Wasser in der Luft«, flüsterte Chang. »Was ist mit dir los? Ist dein Cranch bald zu Ende?«
Sie scannten beide Martels Instrumente, aber sie liefen normal und gaben keinen Hinweis darauf, dass der Cranch bald beendet wäre.
Das große Licht flackerte auf und bat um Aufmerksamkeit. Wieder bildeten sie Reihen. Vomact hob sein hageres altes Gesicht in das Licht und begann zu sprechen.
»Scanner und Brüder, ich beantrage eine Abstimmung.« Er hatte eine Haltung angenommen, die bedeutete: Ich bin der Älteste und übernehme das Kommando.
Eine Gürtellampe blitzte Protest.
Es war der alte Henderson. Er näherte sich dem Podium, redete auf Vomact ein, und mit Vomacts zustimmendem Nicken drehte er den anderen sein Gesicht zu, um seine Frage zu wiederholen.
»Wer spricht für die Scanner draußen im All?«
Keine Gürtellampe, kein Handzeichen antwortete ihm.
Henderson und Vomact, das Gesicht einander zugewandt, berieten sich kurz. Dann drehte sich Henderson wieder den Versammelten zu.
»Ich unterwerfe mich den Befehlen des Ältesten. Aber ich unterwerfe mich nicht einer Versammlung der Bruderschaft. Es gibt achtundsechzig Scanner und nur siebenundvierzig sind anwesend, von denen einer gecrancht und außer Dienst ist. Ich habe deshalb beantragt, dass der kommandierende Älteste nur den Vorsitz über einen Notausschuss der Bruderschaft übernimmt und nicht über eine Versammlung. Haben dies die Ehrenwerten Scanner verstanden und stimmen sie zu?«
Zustimmend wurden Hände gehoben.
Chang murmelte in Martels Ohr: »Als ob das etwas zu sagen hätte! Wo liegt denn schon der Unterschied zwischen einer Versammlung und einem Ausschuss.« Martel war ebenfalls dieser Meinung, aber noch mehr beeindruckte ihn im Moment die Art, mit der Chang,
Weitere Kostenlose Bücher