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Was bin ich wert

Was bin ich wert

Titel: Was bin ich wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joern Klare
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preiswert gehen. Allerdings, wer billig reist, macht auch mehr Erfahrungen. Oder? Schwierig.
    –   Wie kann man eine Afrikareise bewerten?
    Scholz guckt ein wenig irritiert. Der Wert einer Afrikareise läßt sich wohl auch für ihn nur schwer »standardisieren«.
    –   Wir wollen mit unserem Ansatz ganz bewußt nicht jeden Einzelfall spezifisch bewerten. Das artet in ewige Diskussionen aus – etwa, ob die Bildungsreise nach Schottland mehr wert ist als die nach Afrika. Das bringt nichts.
    Obwohl – interessante Frage. Schottland, das war zum Beispiel super Whisky und mieses Wetter. Afrika war super Wetter und komisches Essen. Aber wie soll man das jetzt vergleichen? Scholz hat daran kein Interesse.
    –   Entscheidend ist, daß man einen Ansatz hat, der das vorhandene Wissen der Mitarbeiter als Wissensblock erhebt. Daß man dann guckt, gibt es hier Wissenserosion, was bröckelt ab? Wird das Abgebröckelte durch Personalentwicklung wieder aufgefangen?
    –   Aber wenn das Wissenspotential so standardisiert ist, was ist dann mit einem guten, interessanten Typen, der Leistung bringt, aber keine Abschlüsse hat?
    Ja, ich meine mich.
    –   Fällt der dann unter den Tisch?
    –   Natürlich fällt der unter den Tisch, zumindest als Einzelperson. Es fällt immer was unter den Tisch. Da gibt es tausend Sachen. Sonst geht der Bewertungsaufwand ins Unendliche. Wir haben uns für zwei oder drei ganz grundlegende Werte entschieden. Und für die Bewertung ganzer Mitarbeitergruppen.
    –   Kann man Humor bewerten?
    –   Vielleicht in zehn Jahren.
    Ein Scherz. Oder? Ich bin mir nicht ganz sicher, traue mich aber auch nicht, nachzufragen.
    –   Jede Bewertung ist ja abhängig von ihrem Bewertungszweck. Uns geht es um die Frage, ob ein Unternehmen mit seinem Humankapital gut umgeht. Was es daraus macht, ob das professionell gesteuert wird.
    Im Jahr 2008 veröffentlichen Scholz und Stein zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Stefanie Müller eine Studie, in der sie das jeweilige Humankapital der 30 DAX -Unternehmen für das Jahr 2006 berechneten und miteinander verglichen. Weit vorn an der Spitze stand dabei die Softwarefirma SAP mit einem Pro-Kopf-Humankapital von 101 410 Euro. Weit abgeschlagen am Ende lag die Hypo Real Estate ( HRE ) mit einem Pro-Kopf-Humankapital von 6317 Euro. »Das Bewertungsergebnis«, schrieb Stein dazu in einem Kommentar, »spiegelt die jeweilige Personalstrategie wider, die originär den Umgang mit dem zu nutzenden Humanvermögen bestimmt.«
    Ein Jahr später taumelte die HRE Richtung Abgrund, vor dem sie nur an die 100 Milliarden Euro Steuergelder und die anschließende Verstaatlichung retteten. Für die Forscher Scholz und Stein war das so was wie »Bingo«.
    –   Wir wußten schon vor der Finanzkrise, daß es bei dem Unternehmen eine Katastrophe geben würde, schon allein, weil die Werte für das Humankapital absolut verheerend waren. Das hat aber keinen interessiert. Nebenbei bemerkt: Wir haben bei denen nicht die Gehälter gemessen.
    –   Und wer ist der nächste Absturzkandidat?
    Frage an die Propheten.
    –   Im Moment haben wir keine neue Studie. Wir wissen es nicht.
    –   Wie kann ich mein Humankapital steigern?
    –   Gesund bleiben und weiterbilden.
    –   Und wie könnte ich es berechnen? Vielleicht doch irgendwie mit Ihrer Formel?
    –   Das ist nicht vorgesehen. Punkt. Wir wollen keine konkrete Euro-Zahl pro Person.
    Ich will aber eine konkrete Euro-Zahl für mich. Scholz sieht es mir an.
    –   Natürlich kann sich jeder seine relevanten Komponenten bewußt machen: Was ist mit meiner Wissensrelevanz? Was ist mit meiner Personalentwicklung? Auch wenn wir nicht wollen, daß jemand die Formel für individuelle Berechnungen nutzt, ist das natürlich möglich. Wir können Sie letztlich nicht daran hindern, Ihr Humankapital auszurechnen. Wenn man Zahlen foltert, gestehen sie alles.
    Interessanter Gedanke von Stein. Ich bin aber nicht so für foltern. Vielleicht geht es ja auch mit rechnen. Also ich bin bereit. Scholz warnt mich.
    –   Aber jeder, der das bisher gemacht hat, war entsetzt. Da kommen keine astronomischen Werte raus, nicht unendlich, wie es die Ethiker gerne hätten. Wir bewerten ja Personen auch nur aus Sicht des Unternehmens. Es geht um die Bewertung der Nutzungsrechte an ihnen. Das heißt, ihr Wert ergibt sich daraus, was ihr Nutzwert für das Unternehmen ist. Das klingt martialisch. Aber so ist es.
    Wow. Ich bedanke mich und trete den

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