Was bin ich wert
klingt ein wenig süffisant. Wegen des ganzen Ärgers hat er lange mit überhaupt keinem Journalisten geredet. Und, ach ja, eine entsprechende »schwarze Liste« führt er auch. Dann will er, noch bevor ich etwas fragen darf, genau wissen, was ich genau wissen will und warum und wozu. Mit dem Kollegen Stein kommentiert er meine Antworten, insbesondere die darin vermuteten »Untertöne«. Meine Auskünfte werden zu Rechtfertigungen. Scholz notiert alles auf einem DIN - A 4-Blatt, auf dessen Rückseite ich, wohl nicht ganz zufällig, ein Foto von mir aus dem Internet entdecke. Dann bin ich dran. Ich fange lieber vorsichtig an.
– Wie lautet Ihre Definition von Humankapital?
– In der Betriebswirtschaftslehre bezeichnet der Begriff Humankapital nicht den generellen Wert eines Mitarbeiters, sondern den Wertansatz aller Mitarbeiter aus der Sicht eines Unternehmens. Das ist ein radikaler Unterschied. Es geht uns also nicht um die Frage: Was ist ein einzelner Mensch wert?
Ach so. Und deswegen das ganze Theater? Ich bin ein bißchen enttäuscht. Scholz zieht durch.
– Mitarbeiter sind vielmehr ein Asset für das Unternehmen, also ein produktiver Faktor. Nehmen Sie ein Unternehmen X , das hat verschiedene Assets: Gebäude, Patente, Marken, Geld …
Blick zu Stein. Der übernimmt. Eingespieltes Team, die beiden.
– … und Mitarbeiter. Wir sehen den Wert der Belegschaft genau im Einklang mit den Bewertungsansätzen anderer produktiver Faktoren: »Humankapital« ist ein Wert, auf den das Unternehmen teilweise zurückgreifen kann.
Ich schaue fragend.
– Daher ist das ein Wert, den man bewerten muß, auch im Interesse der Mitarbeiter. Die haben nichts davon, wenn sie sich dagegen wehren. Und wer sie dagegen aufreizt …
– Wogegen? Daß ihr Humankapital bewertet wird?
– Ja. Alle die sich dagegen wehren, tragen letztlich Mitschuld an dem, was wir gerade erleben.
– Was erleben wir denn?
– Entlassungen. Der Mitarbeiter hat einen Euro-Wert genau wie die Marken Pepsi Cola oder Sony. Man kann diesen immateriellen Vermögenswert vielleicht schwer bestimmen, aber er ist da. Und wir versuchen das, und da stehen wir teilweise sehr allein, aber das überleben wir …
Eine Metapher. Klingt nach Western. Ich das Greenhorn, vor mir sitzen die Cowboys.
– … diesen Wert nicht nur pauschal in irgendeiner Sonntagsrede zu bestimmen. Da sagt jeder: »Mitarbeiter sind wichtig, sind unser Kapital und toll.« Aber das hilft niemandem. Wir versuchen, diesen Wert knallhart als Euro-Zahl zu bestimmen mit allem, was dazugehört. Denn wenn wir es nicht machen, ist ein solcher Wert nicht mehr handlungsleitend.
Stein übernimmt wieder:
– Trotz aller Sonntagsreden kommt es dann dazu, daß Unternehmen sagen, Kollege X ist nichts wert oder nur ein Kostenfaktor, den man am besten einspart oder abbaut. Uns geht es aber darum, klarzumachen, daß ein Unternehmen den Wert seines gesamten Potentials Humankapital – wirwürden sagen wertschöpfend – nutzt, diesen Wert nicht vernichtet und im Idealfall sogar steigert. Uns geht es um professionelles Personalmanagement.
Kleine Pause, meine Chance.
– Und wie macht das die Saarbrücker Formel?
– Die Bewertung von Humankapital ähnelt der Bestimmung eines Markenwertes. Das kann man mit oder ohne Euro-Zahlen machen. »Ohne« heißt: Man sammelt viele Indikatoren zur Personalarbeit, präsentiert die schönsten davon und alle finden es toll. Das kommt für uns nicht in Frage.
Klar. Ich will auch nichts schönrechnen. Ich will auch Euro-Zahlen.
– Wenn man also in Euro rechnet, gibt es zwei Ansätze: Früher haben die Beratungsfirmen ein Unternehmen genommen, den Umsatz ermittelt, die Kosten bestimmt, und am Ende gab es einen Überschuß von, sagen wir mal, 30 000 Euro. Der wurde dann durch die Zahl der Mitarbeiter – nehmen wir mal 1000 – dividiert. Und dann war jeder Mitarbeiter im Schnitt 30 Euro wert.
– 30 Euro für einen Mitarbeiter ist aber recht wenig, oder?
– Das nur als Beispiel.
Ach so.
– Oder,
Jetzt kommt’s. Die Saarbrücker Formel, die Human Resources.
– und das ist der zweite Ansatz: Das Humankapital ist ein eigenständiger Wert wie die anderen Vermögenswerte auch. Es gibt ein Mengengerüst – die Zahl der Mitarbeiter. Ich gucke mir die Referenzgehälter an. Dann kann man viel über Wissensmanagement arbeiten, um rauszukriegen: Was haben die Leute eigentlich für ein Wissen
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