Was bin ich wert
lange, bis ausreichende Ressourcen zur Verfügung stehen.
Laut Auskunft eines zuständigen Mitarbeiters des Berliner Senats für den Katastrophenschutz gibt es darüber hinaus »selbstverständlich keine Vorgaben, bestimmte Bevölkerungsgruppen bei einem Schadensereignis bevorzugt zu retten«. Bei der Bekämpfung einer Pandemie sollen aber »medizinisches Personal, Feuerwehr und Polizei sowie Menschen mit chronischen Grunderkrankungen und Schwangere« zuerst geimpft werden. Bei der Schweinegrippe gehörte aber auch die Bundesregierung zum Kreis der Bevorzugten. Den Ministern stand wie allen wichtigen Beamten und Bundeswehrsoldaten sogar ein besonderer Impfstoff ohne umstrittene Hilfsstoffe zur Verfügung. Ich finde, das geht in Ordnung. Das ganze Kabinett, die gesamte deutsche Verwaltungselite im Schweinegrippenfieber – das muß nicht sein.
21.
Wieder bei meinem Körper. Was er produziert. Und was man davon verkaufen kann
Der Wert der chemischen Substanzen meines Körpers, den mir die Apothekerin so nett ausgerechnet hat, läßt sich schwer realisieren. Genaugenommen ist es unmöglich, das in Geld umzusetzen, zumindest zu meinen Lebzeiten. Allerdings produziert mein Körper als lebender Organismus das eine oder andere, wofür es durchaus zahlungswillige Interessenten gibt.
Zum Beispiel meine Haare. Sie wachsen pro Monat etwa einen Zentimeter. Der gängige Marktpreis für ein Gramm Haare liegt bei einem Euro. Sie müssen jedoch eine Mindestlänge von etwa 30 Zentimetern haben, dann kann man sie zur Herstellung von Perücken verwenden. Nun ist es aber leider so, daß ich in einem Alter bin, in dem ich meine Haare selber brauche. Für eine Haarsträhne von Justin Bieber wurden im März 2011 allerdings mehr als 40 000 Euro gezahlt, während eine Locke von Elvis im Oktober umgerechnet nur 12 300 Euro einbrachte, was aber wohl eher in die Kategorie »Reliquie« fällt.
Eine andere durchaus gefragte Substanz ist Blut. In Deutschland gibt es gut eine Million Menschen, die jährlich insgesamt bis zu fünf Millionen Mal Blut spenden.
Sie tun das beim Roten Kreuz, einer staatlich-kommunalen Einrichtung oder einem privatwirtschaftlichen Unternehmen. In der Regel wird etwa ein halber Liter abgezapft. Der Körper braucht dann zwei Wochen, um die abgegebenen Blutzellen zu ersetzen. Für das Plasma-Eiweiß benötigt er nur zwei Tage, daher kann Plasma wesentlich häufiger abgegeben werden. Entsprechend dem Transfusionsgesetz ist es erlaubt, dem Spender eine Aufwandsentschädigung zu zahlen. Laut einer Empfehlung des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit sollen es aber nicht mehr als 25 Euro pro Spende sein. Wer sich also auf die Plasmaabgabe konzentriert, kann zweimal in der Woche spenden und so im Monat bis zu200 Euro kassieren. Das ist ein gerade bei Studenten beliebter Nebenverdienst, der jedoch durch jährliche Spendenobergrenzen limitiert wird.
Wer zum Deutschen Roten Kreuz ( DRK ) – mit 80 Prozent Marktanteil der größte Blutspendensammler – geht, bekommt allerdings keine Aufwandsentschädigung, kann sich dafür aber in einer Internetgalerie der »Lebensretter« selbst darstellen. Auf der anderen Seite verlangt das DRK von den Abnehmern des weiterverarbeiteten Blutes Geld. Jährlich werden dabei bis zu einer Milliarde Euro umgesetzt. Und auch wenn es sich beim Quasi-Monopolisten DRK satzungsgemäß um eine gemeinnützige GmbH handelt, bewegt er sich doch auf einem wirtschaftlich durchaus interessanten Markt, was auch schon den Argwohn des Kartellamtes erregte. Das betrachtet das DRK nämlich als ein normales Unternehmen und untersagte zum Beispiel 2006 die Übernahme zweier Blutspendedienste in Süddeutschland.
Für mich hat die Sache aber einen großen persönlichen Haken: Wenn ich Blut sehe, wird mir schwindelig. Und wenn es mein eigenes ist, dann lege ich mich lieber ganz schnell freiwillig hin, bevor es unfreiwillig passiert.
Rein theoretisch könnte ich auch versuchen, meine Gene zu versilbern. Es gibt eine ganze Reihe von Patenten auf menschliche Gene, die das möglich machen. Exemplarisch ist die Geschichte von John Moore, einem Geschäftsmann aus Seattle. Nach einer erfolgreichen Leukämiebehandlung in den siebziger Jahren wurde er jahrelang von seinen Ärzten zu Nachsorgeuntersuchungen gebeten, bei denen ihm Gewebe und Körperflüssigkeiten entnommen wurden. Aus diesem Material entwickelten die Ärzte eine Zelllinie, die sie patentieren ließen. Das besondere und wertvolle
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