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Was bin ich wert

Was bin ich wert

Titel: Was bin ich wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joern Klare
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zu eigen.
    Ich erhoffe mir von Raffelhüschen jedoch ein paar andere Auskünfte. Raffelhüschen hat in seiner Generationsbilanz die steuerlichen Einnahme-Ausgabe-Rechnungen für Bundesbürger verschiedener Altersstufen exakt bilanziert. In einer Zeitung las ich dazu den Satz »Den Höhepunkt seines volkswirtschaftlichen Werts erreicht der Mensch mit etwa 45 Jahren.« – das ist fast genau mein Alter.
    Ich warte das Ende der Veranstaltung ab. Auf dem Tisch steht noch ein Imbiß. Raffelhüschen stärkt sich. Ich darf trotzdem schon mal fragen und hoffe auf Bestätigung. Ich will wissen, ob ein Mann in meinem Alter tatsächlich den höchsten Wert hat. Obwohl, ich sollte wohl jetzt mal besser fragen, für wen ich diesen Wert habe. Also:
    –   Hat ein Mann in meinem Alter für den Staat den höchsten Wert?
    –   Das hängt selbstverständlich von unserem Bewertungssystem ab.
    Er macht es spannend.
    –   Was ich dazu sagen kann, ist, daß Männer in diesem Alter durchschnittlich die höchsten Nettosteuerzahlungen entrichten. In dieser Lebensphase profitieren Staat und Gemeinschaft also in besonderem Maße.
    Danke.
    –   Wir kalkulieren ja aus der Sicht des Fiskus. Wie sind die Nettozahlungsströme zum Staat und vom Staat? Wir verrechnen die Zahlungen einer Altersgruppe, also vor allem die Steuern und Sozialbeiträge, mit den staatlichen Leistungen, also Rentenzahlungen, Gesundheits- und Pflegeleistungen, Kindergeld, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld etc.
    Es geht um Durchschnittswerte. Und da in meiner Generation die meisten mehr an den Staat zahlen, als sie bekommen, liegen wir insgesamt im Plus. Raffelhüschen beißt in ein Sandwich, schaut auf die Tabelle »Nettosteuerzahlung in Euro«. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2008. Da ergibt die Rechnung für einen 45jährigen Mann ein Plus von 19   381 Euro. Das ist also in etwa meine Zahlungsbilanz gegenüber dem Staat, oder besser die durchschnittliche Bilanz meiner Altersgruppe. Im Vergleich mit den anderen Altersgruppen ist das tatsächlich der höchste Wert. Ein männlicher Säugling kostet den Staat im Jahr zum Beispiel 9565 Euro, ein 80jähriger 20   187 Euro.
    –   Bei Ihrem Generationenkonto sieht das schon ganz anders aus. Da messen wir sozusagen statistisch für jeden Jahrgang, was er bis zu seinem Lebensende noch an den Staat zahlt und was er noch von ihm kriegt.
    Ich ahne Böses. Er greift zur Tabelle »Generationenkonto in Euro«. Bei den 45jährigen Männern gibt es da ein Plus von 17   680 Euro.
    –   Also »netto« sind Sie jemand, der sich jetzt, auf Ihre Restlebenszeit bezogen, gerade noch im Plus befindet.
    Also knapp im grünen Bereich. Noch. Bei den 50jährigen gibt es bereits ein Minus von 82   772 Euro.
    –   Wir rechnen ja immer rein statistisch aus fiskalischer Sicht vom »Jetzt« bis zu Ihrem Tod.
    Das heißt, mit mir geht es abwärts. Zumindest aus »fiskalischer Sicht«. Bald bin ich im roten Bereich, kein »Bringer« mehr sondern ein »Nehmer«. Schicksal des Alterns, trotzdem denke ich: »Verdammte Zahlen«. Raffelhüschen bemerkt meine Irritation.
    –   Darin steckt aber kein Werturteil.
    Ein schwacher Trost.
    –   Aber rein statistisch wird ein Mann in der Generationenbilanz zwischen 45 und 50 vom Geber zum Nehmer. Da liegt der Break-Even-Punkt, an dem es kippt. Man zahlt zwar noch ein, aber bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung wird man unterm Strich zum Leistungsempfänger.
    –   Und wer sind die größten Bringer?
    –   Männer mit 25 – plus 237   429 Euro.
    Gut, wer 25 ist, hat die teuren Bildungszeiten schon hinter sich und kann noch lange Steuern zahlen, bis er eine Rente kassiert. Aber Mitte Zwanzig ist bei mir leider schon 20 Jahre her.
    –   Und die größten Nehmer?
    –   Männer mit 60 – minus 268   135 Euro. Weil sie im Durchschnitt kaum noch was zahlen, aber eine Rente bekommen.
    –   Sind Rentner dann weniger wert?
    –   Nein, auf keinen Fall.
    Die Frage gefällt ihm nicht. Gleich wird er sauer.
    –   Ein Generationenkonto erlaubt keine Rückschlüsse oder gar ein Urteil über den Wert einer Altersgruppe im Vergleich zu einer anderen. Eine solche Wertung muß allein schon deshalb unterbleiben, weil ich ja bei einer solchen Wertung im Grunde genommen vergesse, daß es eine Vergangenheit gab.
    Er guckt streng. Trotzdem verstehe ich nicht, warum die Altersgruppen so detailiert aufgeschlüsselt und verglichen werden.
    –   Es ist lediglich eine Statistik, ein

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