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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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Himmler an Macht. Als »Eliteorganisation« soll ausgerechnet die Verbrecherbande der SS den neuen »rassisch« überlegenen »Herrenmenschen« verkörpern.
    Eine schlimme Kehrseite haben selbst Erfolge Hitlers wie die Programme zur Arbeitsbeschaffung. Zwar ähneln sie teils dem New Deal des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt von 1933 und passen damit zu Theorien über eine staatliche Ankurbelung der Nachfrage des englischen Ökonomen John Maynard Keynes (1883 – 1946). Auch geht es vielen Menschen in Deutschland zunächst wirtschaftlich besser. Doch sind die Maßnahmen, zu denen bei Hitler neben dem Bau von Autobahnen Kolossalbauten zählen, nicht nachhaltig und produktiv; außerdem zielen sie stark auf die Rüstungsindustrie, werden durch Schulden und Raubzüge an Juden finanziert, später durch den Überfall auf andere Länder und durch Zwangsarbeiter. Zugleich zeichnen Wochenschauen und die gleichgeschaltete Presse ein »fröhliches« Bild des Nationalsozialismus, etwa mit der unaufhörlich marschierenden und singenden »Hitlerjugend« (HJ). Am 10. Mai 1933 werden Bücher von liberalen Autoren verbrannt. Moderne Kunst verbietet man als »entartet«. Derweil zeugen bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936, mit denen man der Welt Friedfertigkeit und Offenheit vorgaukelt, die Muskelknäuel des Bildhauers Arno Breker und die Propaganda-Filme von Leni Riefenstahl von der Begrenztheit des faschistischen Kulturbegriffs.
    Bis zu diesem Punkt ähnelt Hitlers Terrorherrschaft jener, die zur gleichen Zeit Stalin in der UdSSR ausbaut. Der größte Unterschied ist wohl der Rassenwahn, der zum Holocaust führt. Der Antisemitismus hat in Europa eine lange Tradition, doch ist Hitlers fanatischer Judenhass singulär, bleibt psychologisch unerklärlich, erscheint wie die Manifestation des absolut Bösen. Der Völkermord übersteigt jede Vorstellungskraft. Bis zum Kriegsende werden ungefähr sechs Millionen Juden entrechtet, deportiert, gefoltert und ermordet. Das gleiche geschieht mit anderen Minderheiten wie Sinti und Roma, Homosexuellen, Regimegegnern und Menschen mit Behinderungen. Gibt es seit 1933 Konzentrationslager etwa in Dachau, Oranienburg und Lichtenburg, steigt ihre Zahl in den folgenden Jahren, wenn man Außenlager mitrechnet, bis auf etwa Tausend. Der millionenfache Mord erfolgt dann vor allem in Vernichtungslagern in Polen wie Auschwitz-Birkenau, Maidanek, Sobibor, Chelmno, Belzec und Treblinka. Der Völkermord wird von der Waffen-SS und zum Teil von der Wehrmacht auch hinter der Front in Form von Menschenjagden auf die Zivilbevölkerung begangen, an Juden und slawischen »Untermenschen«, wie es im Nazi-Jargon heißt.
    Zwar findet der Holocaust, auf der Wannseekonferenz 1942 unter dem Vorsitz von Reinhard Heydrich als »Endlösung der Judenfrage« beschlossen, nicht vor den Augen der breiten Öffentlichkeit statt. Doch wissen viele Bescheid. In Claude Lanzmanns Dokumentarfilm Shoah (1985) berichtet ein Bauer, dass er bei der Feldarbeit nahe einem Konzentrationslager täglich die Schreie der Häftlinge hörte, sich aber wohl oder übel »daran gewöhnte«. Am 30. Januar 1939 spricht Hitler im Radio von der »Vernichtung«, die den Juden drohe, wenn es ihnen, wie Hitler frei fabuliert, gelingen sollte, »die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen«.

     
    Bild 19
    Dieses Bild könnte idyllisch sein – und ist doch unfassbar grässlich. Das Foto verweist auf die Anwendung des tödlichen Befehls zum sogenannten »Minensuchgerät 42«: »Juden und Bandenangehörige sind mit Eggen und Walzen über vermintes Gelände zu jagen.« Die Minenprobe . Aus der Serie Vom Donez zum Don, 1942, Nr. 74.
    Die Diskriminierung und Verfolgung der Juden ist von Anfang an Teil der nationalsozialistischen Politik. Schon seit 1933 sind Juden Erniedrigungen durch Hetzartikel, Propagandaplakate und erlogene Presseberichte ausgesetzt. 1933 erhalten Juden Berufsverbot. 1935 werden durch die Nürnberger Rassengesetze »zum Schutze des deutschen Blutes« sogenannte Mischehen oder auch nur Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden verboten, Bürgerrechte entzogen. Juden müssen Sondersteuern bezahlen. Am 9. November 1938 werden während des Novemberpogroms (»Reichskristallnacht«) jüdische Geschäfte und Synagogen in aller Öffentlichkeit geplündert und zerstört. Juden werden in Konzentrationslager verschleppt, gequält und ermordet.
    Die Judenverfolgung im Alltag kann man sich durch die Lektüre des Tagebuch der

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