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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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beendet.

Hitlers Terrorherrschaft – von der Volksverhetzung zum Holocaust
     
    Von der Großindustrie, Medienunternehmern und Propagandaminister Joseph Goebbels unterstützt, entfaltet Hitler seine Hetzrhetorik über das Radio und Wahl-Schallplatten, die seit der Reichstagswahl 1928 Verbreitung finden und Reden der Kandidaten enthalten. Dazu kommt der Terrorapparat der paramilitärischen SA (Sturmabteilung), die Gegner einschüchtert und sich blutige Straßen- und Saalschlachten mit dem Roten Frontkämpferbund der KPD von Ernst Thälmann liefert. Hitlers sprachliche Manierismen, sein peinliches Auftreten, seine krampfhaft überspielte Unsicherheit sind schon damals Gegenstand von Witzen; zugleich aber projizieren viele ihre Sehnsucht nach Selbstbewusstsein und gesellschaftlichem Aufstieg auf den Mann, in dessen öffentlichem Bild Geniekult und Bodenständigkeit zu verschmelzen scheinen.
    Tatsächlich gleicht Hitlers Weg zur Diktatur einem Schmierentheater und einem Alptraum. Nach dem bis heute nicht ganz geklärten Reichstagsbrand in der Nacht des 27. Februar 1933, für den Hitler den Kommunisten Marinus van der Lubbe hinrichten lässt, werden Grundrechte außer Kraft gesetzt. Das Ermächtigungsgesetz, das »Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich«, beendet die Weimarer Republik. Es erlaubt der Regierung, Gesetze ohne das Parlament zu beschließen, und wird mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit abgesegnet. Auch die bürgerlichen Parteien stimmen für Hitler, nur die SPD widersetzt sich. Die Stimmen der KPD-Abgeordneten sind schon zuvor für ungültig erklärt worden. Politische Gegner werden in Konzentrationslager verschleppt.
    Weite Teile der Geistlichkeit entmachten sich selbst, die bürgerlichen Parteien lösen sich auf. So wird das »Dritte Reich« in Deutschland etabliert – nach dem ersten, römisch-deutschen Reich (800 – 1806) und dem zweiten, preußischen (1871-1918). Nach 1933 zerschlagen die Nationalsozialisten die Gewerkschaften und die SPD, es verbleibt als einzige Partei die NSDAP. Mit ihrer Organisation in Gauen, Kreisen, Ortsgruppen und sogar Blocks mit sogenannten Blockwarten perfektioniert sie ein Mafia-System der Mitwisser- und Mittäterschaft, in dem jeder nur Befehle ausführt und sich zugleich einbilden kann, Macht auszuüben und einer großen Sache zuzuarbeiten. Wie in einem pervertierten Karneval – à la Mussolini, nur ernster – spielt man seine Rolle. So kann man in gelenkten Bahnen und anonymisiert durch bizarre Rituale aus dem kleinbürgerlichen Alltag ausbrechen und endlich, als vermeintlich guter »Volksgenosse« getarnt, ein richtig übler Geselle sein. Selbst der Beschränkteste kann sich – wie dies Hitler in Mein Kampf als Ziel der Propaganda formuliert – noch als Eingeweihter fühlen.
    In diesem perfiden System der Niedertracht und Repression ist jeder Widerstand heroisch. Die Bandbreite reicht vom studentischen Widerstand der »Weißen Rose« der Geschwister Scholl, dem religiösen von Graf von Galen, Martin Niemöller, Dietrich Bonhoeffer und Zeugen Jehovas zum bürgerlichen, sozialdemokratischen und kommunistischen, später teils zusammengefasst unter Gruppennamen wie Rote Kapelle. Meist geht es um Hilfe für Verfolgte, Agitation, Informationsübermittlung und Sabotage. Doch werden auch Attentate auf Hitler versucht. Dass dabei jenes am bekanntesten ist, das Offiziere um Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 verüben, verdankt sich wohl auch deren Ambivalenz, mit der sich viele Deutsche identifizieren können: Nachdem die Militärs zunächst im Einklang mit dem traditionellen Pflichtverständnis und Chauvinismus jahrelang Hitlers Kriege planen und führen, wechseln sie dann mutig zum Widerstand. Schon am 8. November 1939 hatte allerdings Georg Elser im Alleingang mit einem Bombenanschlag auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller den Krieg beenden wollen. Da Hitler den Saal kurz vor der Explosion der Bombe verlässt, entgeht er dem Anschlag.
    Schwer hat es der Widerstand auch, weil Hitler anfangs politische Erfolge feiern kann. So scheint er nicht nur den »roten Terror« zu stoppen, sondern sogar den eigenen braunen, als er 1934 aus Angst vor innerer Konkurrenz SA-Chef Ernst Röhm einen Putschplan unterstellt, die SA-Führung mit Hilfe von Hermann Göring ermorden lässt und die SA in die Bedeutungslosigkeit zurückdrängt. Doch dafür gewinnen nun die SS (Schutzstaffel) und Gestapo (Geheime Staatspolizei) unter Reinhard Heydrich und Heinrich

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