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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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Im Westen sehen Linke den jugoslawischen Präsidenten Tito (Josip Broz) als Hoffnungsträger, weil er ähnlich wie Abd el-Nasser in Ägypten und Jawaharlal Nehru in Indien ab 1948 die Politik der Blockfreiheit beziehungsweise des Dritten Weges zum Sozialismus vertritt. Im Ostblock werden sogenannte Titoisten als angebliche Verräter am Kommunismus verfolgt.
    Mit den gegenseitigen Verdächtigungen einher geht eine Propaganda-Schlacht. Der CIA-finanzierte »Congress for Cultural Freedom« wirbt mit Publikationen, Konzerten und Ausstellungen freiheitlich eingestellter Künstler etwa des Abstrakten Expressionismus für die westlichen Werte. Das Kominform (Kommunistisches Informationsbüro) betreibt im Westen mit Hilfe dortiger kommunistischer Parteien, Künstler und Intellektueller Propaganda. Das berühmte KPF-Mitglied Pablo Picasso steuert 1949 seine Friedenstaube als Plakat der kommunistisch dominierten Friedensbewegung bei, die nicht zuletzt davon ablenken soll, dass sich die UdSSR just im selben Jahr zur Atommacht mausert. Entsprechend antwortet auf die Taube im Herbst 1950 die regierungsfinanzierte Initiative »Paix et Liberté« mit Hunderttausenden von Plakaten: Sie zeigen unter anderem eine Friedenstaube, die sich unauffällig in einen sowjetischen Panzer verwandelt.
    Derartige aus heutiger Sicht bizarre Bilder stehen einerseits beispielhaft für die Paranoia des Kalten Krieges, andererseits für die Abmilderung der Kriegsangst durch Humor. Das erste echte Tauwetter setzt in den Jahren nach Stalins Tod ein, als Nikita Chruschtschow 1956 auf dem XX. Parteitag der KPdSU erstmals offiziell die Verbrechen seines Vorgängers verurteilt. Dennoch lässt er Aufstände und Versuche, den Sozialismus zu liberalisieren, in sowjetischen Satellitenstaaten gewaltsam niederschlagen: 1953 in der DDR, 1956 in Ungarn.
    Verschärft wird der Kalte Krieg wiederum, als die UdSSR im Zuge ihrer technischen Aufholjagd am 4. Oktober 1957 den ersten Satelliten Sputnik ins All schießt und damit im Westen den »Sputnik-Schock« verursacht. Der Schock sitzt umso tiefer, als in den USA eine Technikeuphorie herrscht. Dort erfreut sich eine rapide wachsende Mittelklasse an Eigenheimen, Cadillacs, Autokinos, Kühlschränken, Fernsehern, Disneyland und Staubsaugerwerbungen. Es ist die Geburt der Überflussgesellschaft (Affluent Society) , die lange das Bild Amerikas prägen wird, zugleich gefeiert und parodiert in der Pop Art etwa von Richard Hamilton. Den Sputnik-Schock überwinden die USA, als am 21. Juli 1969 Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betritt.
    Viel schlimmer als die sowjetische Provokation im Weltall ist allerdings jene vor der Haustür, die 1962 fast zum Dritten Weltkrieg führt: Auf Kuba setzt Fidel Castro 1959 mit einer sozialistischen Revolution den brutalen und korrupten Diktator Fulgencio Batista ab, der Havanna in Zusammenarbeit mit der Mafia und Großunternehmen zum Vergnügungszentrum für Amerikaner mit Casinos und Prostitution gemacht hat, während das Volk verelendet. Ab 1959 schafft Castro ein Zentrum der Revolution, die sein Mitstreiter Che Guevara ins übrige Südamerika und nach Afrika exportieren will. Damit nicht genug: Im Sommer 1962 lässt Castro die UdSSR auf Kuba Raketenstellungen einrichten, womit sie die USA direkt bedroht. Kennedy befiehlt eine Seeblockade und stellt ein Ultimatum zum Abzug. Die Situation droht zu eskalieren. Die Gefahr ist erst gebannt, als Chruschtschow im Oktober das Ultimatum akzeptiert. Dafür sagt Kennedy den Abzug von Jupiter-Raketen aus der Türkei zu.
    Milderes Tauwetter bringen Atomteststopps und eine Annäherung des Westens an den Osten. Die neue Ostpolitik leitet der deutsche Kanzler Willy Brandt 1970 mit einer ergreifenden symbolpolitischen Geste ein – seinem Kniefall vor dem Denkmal des Ghettoaufstandes von 1943 in Warschau. 1975 unterzeichnen unter anderem Richard Nixons Nachfolger Präsident Gerald Ford, der sowjetische Regierungschef Leonid Breschnew, Erich Honecker und Willy Brandts Nachfolger Helmut Schmidt die Schlussakte der KSZE (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) über friedenserhaltende und vertrauensbildende Maßnahmen.
    Als die Sowjets allerdings kurz danach SS-20-Raketen stationieren, droht Helmut Schmidt mit einer Nachrüstung mit Pershing-II-Raketen im Rahmen des Nato-Doppelbeschlusses. Umgesetzt wird dieser, als die Sowjets ihre SS-20 nicht abziehen und 1979 auch noch in Afghanistan einmarschieren. Da der 1980 gewählte

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