Was bisher geschah
unterstützt, von Kubanern sogar mit Truppen, die von Sambia und Angola aus operieren. Im rohstoffreichen Angola tobt seit den sechziger Jahren bis 1975 ein Kolonialkrieg gegen Portugal und nach der Unabhängigkeit bis 1994 ein Bürgerkrieg zwischen der von der UdSSR gestützten regierenden marxistischen MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola) und den Rebellen der UNITA (União para la Independência Total de Angola). Die UNITA erhält Hilfe von den USA und Südafrika, dessen Truppen nach Angola eindringen. Damit und mit der Apartheid ist Schluss, als Nelson Mandela, vom weißen Präsidenten Willem de Klerk als Führer der Befreiungsbewegung ANC (African National Congress) aus der Haft entlassen, 1994 zum Präsidenten gewählt wird.
Insgesamt sterben in den Jahrzehnten der Entkolonialisierung Millionen von Menschen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen: mehrere Zehntausend allein, als Frankreich 1947 eine Erhebung in Madagaskar niederschlägt. Marokko und Tunesien werden 1956 nach blutigen Aufständen unabhängig – und Algerien nach einem Krieg von 1954 bis 1962. 1960 gilt als das »afrikanische Jahr«, weil allein in diesem Jahr 17 vor allem französische Kolonien die Unabhängigkeit erlangen. Es folgen britische Kolonien wie Tansania (1961), Kenia (1963) und Simbabwe (1980).
Allgemein besteht das Problem darin, dass die Kolonialisten Landesgrenzen willkürlich durch Stammesgebiete gezogen haben, was nach der Befreiung zu Konflikten führt. Sie werden von den USA und der UdSSR angeheizt und als Stellvertreterkriege der Großmächte ausgefochten. Dass dabei Waffen und Millionen von Dollar an skrupellose sogenannte Freiheitskämpfer gehen, fördert die Korruption in den armen Ländern. Insgesamt fehlen in Afrika gewachsene demokratische Traditionen. So gelangen in vielen Ländern Kleptokraten an die Macht. In Zentralafrika lässt sich Jean-Bédel Bokassa, von Frankreich und Libyen gestützt, 1977 zum Kaiser krönen; in Uganda werden in den siebziger Jahren unter dem Regime von Idi Amin Hunderttausende ermordet. 1994 massakrieren in Ruanda Hutus mehrere Hunderttausend Tutsis.
Wie groß die Sehnsucht nach positiven afrikanischen Identifikationsfiguren ist, zeigt die Verehrung, die Haile Selassi, der 1930 gekrönte äthiopische Kaiser und Vorkämpfer für die afrikanische Einheit, der eigentlich Ras Tafari Makonnen heißt, noch im fernen Jamaika durch die Religionsgemeinschaft der Rastafaris erfährt. Zwar wird Selassi 1974 wegen seiner feudalen Regierungsweise abgesetzt. Doch ist Äthiopien als das afrikanische Land, das nie ganz kolonialisiert wurde, für die Rastafaris der Ort des Heils. Haile Selassi stammt angeblich von König Salomo ab. So wollen die Rastafaris, vom Alten Testament inspiriert, weg aus der Babylonischen Gefangenschaft in der Karibik, in die ihre Vorfahren als Sklaven verschleppt wurden. Sie wollen nach Afrika heimkehren, sei es konkret oder im Geiste. Der Westen steht im Sinn des Bob Marley-Songs »Babylon System« für Unterdrückung, Rassismus und Dekadenz.
In Südafrika, wo dieses System der Unterdrückung besonders stark ausgeprägt ist, entwickelt sich wiederum in einer Exilgemeinde schon Ende des 19. Jahrhunderts ein antikolonialistischer Impuls, der bis Asien wirken wird: Dort organisiert Mohandas Karamchand Gandhi (1869 – 1948), genannt Mahatma (Sanskrit »große Seele«), als junger Rechtsanwalt von 1893 bis 1914 den Widerstand indischer Einwanderer gegen diskriminierende Gesetze. Aus diesen Erfahrungen schöpfend, höhlt er später, nach der Rückkehr in seine Heimat, die britische Kolonialherrschaft in Indien aus. Von der Bergpredigt und Leo Tolstoi inspiriert, wendet Gandhi Satyagraha als Methode des gewaltfreien Widerstandes an, der mit zivilem Ungehorsam, Hungerstreiks und dem Boykott britischer Waren einhergeht. 1947 wird Indien unabhängig.
Im Zuge der Teilung des Landes in ein hinduistisches Indien und muslimisches Pakistan werden mehrere Millionen Männer, Frauen und Kinder aus ihrer Heimat vertrieben, bis zu eine Million Menschen kommen dabei um. Noch größer ist die Brutalität, die das Chaos nach der Befreiung der Halb-Kolonie China nach sich zieht. Zwar war das chinesische Kaiserreich nach einer Revolution 1912 durch eine Republik unter Sun Yat-sen ersetzt worden. Doch als kurz nach der Revolution der Militär Yuan Shikai die Macht übernimmt, entbrennt ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg. Einen Ausweg scheint die Kommunistische Partei Chinas zu bieten. An
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