Was bisher geschah
Krieges kulturelle Unterschiede statt ideologischer Gegensätze als Konfliktpotential betont, eher an den Nahen Osten. Doch gründet sich Huntingtons Einschätzung auf ältere Erfahrungen, die er ab 1967 als Berater der US-Regierung für Vietnam machte: Damals meint er, dass die USA die Vietnamesen nicht durch eine aufgepfropfte Modernisierung gewinnen könnten, sondern zum Beispiel Traditionen der Landbevölkerung kennen und berücksichtigen sollten. Die Problematik erinnert an die aktuelle Situation in Afghanistan. Es gibt noch eine weitere Parallele: In Vietnam zeigt sich wohl erstmals deutlich, dass der »Weltpolizei« USA – denn zu einer solchen steigt Amerika im Lauf des Kalten Krieges auf – Grenzen gesetzt sind.
Eiserner Vorhang und Glasnost: vom Kalten Krieg zum Ende des Ostblocks
Schon im 19. Jahrhundert prophezeit der Staatstheoretiker Alexis de Tocqueville die Aufteilung der Welt in eine amerikanisch und eine russisch dominierte Sphäre. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts konkretisiert sich der Gedanke. Im März 1946 spricht Winston Churchill in einer Rede in Fulton (USA) vom »Eisernen Vorhang«. Der trenne die von der Sowjetunion dominierten osteuropäischen Länder von der westlichen Welt. 1947 teilen sowohl der amerikanische Präsident Harry Truman als auch Stalins Chefideologe Andrej Schdanow die Welt gemäß einer Zwei-Lager-Theorie auf. Dabei bezeichnet jeder das eigene Lager als friedliebend und demokratisch, das andere dagegen als totalitär, imperialistisch und kriegerisch.
Der Kalte Krieg ist geprägt durch gegenseitige Paranoia, Rüstungswettläufe und die »Mutual Assured Destruction« (MAD): Gemäß der »gegenseitigen zugesicherten Zerstörung« kann bei einer atomaren Eskalation die gesamte Erde vernichtet werden. Zugleich ist diese Drohung der Garant für die Begrenzung von Kriegen. Der Kalte Krieg dauert über 40 Jahre, in denen durchaus heiße Kriege geführt werden, allerdings meist in der Dritten Welt. Dazu kommen eine psychologische Kriegführung mit Hilfe der Propaganda sowie Spionageaktionen und die Jagd auf vermeintliche Verräter im eigenen Lager. Der Kalte Krieg geht durch Phasen der Verschärfung und Perioden des Tauwetters, der Entspannung. Enden wird er im Dezember 1991 mit der Auflösung der Sowjetunion.
Ein wichtiger Schritt im Kalten Krieg ist im Jahr 1949 Stalins Einsicht, dass er die Idee von einem ganzen, einheitlichen Deutschland unter sowjetischem Einfluss vergessen kann. Ein Monat nach der NATO, dem westlichen Verteidigungsbündnis, wird am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet, deren erster Kanzler Konrad Adenauer wird. Im Gegenzug erlaubt Stalin im Oktober 1949 die Gründung der DDR durch die moskautreue SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands). Walter Ulbricht, seit 1960 Staatsratsvorsitzender der DDR, wird die Teilung Deutschlands 1961 mit dem Mauerbau betonieren. Um die UdSSR in ihrer Expansionspolitik zu bremsen, entwirft US-Regierungsberater George F. Kennan 1947 die Politik des containment , der Eindämmung, die militärische und wirtschaftliche Mittel umfasst. Dazu gehört der Marshall-Plan, ein Hilfsund Investitionsprogramm zum Wiederaufbau. Während der Ostblock das Programm ablehnt, trägt es ab 1948 in Westeuropa zum Aufschwung bei, in Deutschland zum »Wirtschaftswunder« – und weltweit dazu, dass die USA auch ökonomisch übermächtig werden.
Der Koreakrieg (1950 – 1953) markiert die Wende von der Politik des containment zur offensiven roll back- Strategie (engl. »reduzieren, zurückschrauben«). Als Kim Il Sungs nordkoreanische Truppen – von Stalin motiviert und später von China militärisch unterstützt – im Juni 1950 Südkorea überfallen, schlagen US-Truppen und Alliierte mit einem UNO-Mandat zurück. Sie nehmen am Ende die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang ein. Zwar entscheidet sich Präsident Truman gegen den Atomschlag, doch sterben mehrere Hunderttausend Menschen, manchen Schätzungen zufolge über zwei Millionen. 1953 wird mit einem Waffenstillstand die Teilung des Landes beschlossen. Sie verläuft entlang dem 38. Breitengrad – wie vor dem Krieg.
Im Ostblock verschwinden Tausende von Dissidenten in Lagern, werden gefoltert und hingerichtet. Aber auch in westlichen Ländern wird der Kalte Krieg zuweilen nach innen geführt. So kommt es in den USA unter der Regie von Senator McCarthy zwischen 1950 und 1954 zu »Hexenjagden« auf vermeintliche Kommunisten; sie erhalten Berufsverbot.
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