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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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und die Philippinen. 200 000 Asiatinnen, vor allem Koreanerinnen, werden als Zwangsprostituierte missbraucht; Massen von Zwangsarbeitern sterben in Arbeitslagern.
    Es bleibt bemerkenswert, wie schlecht asiatische Länder nach dem Krieg wegkommen, die an der Seite der Alliierten gegen Japan kämpften oder in denen sich Widerstand bildete. Etwa die Philippinen, wo bei der Rückeroberung Manilas durch die Alliierten allein 100 000 Zivilisten sterben. Nach dem Krieg werden die Alliierten dennoch nicht Länder wie die Philippinen ökonomisch aufrüsten, sondern das industrialisierte Japan und Deutschland, weil sie potente Handelspartner und ein Bollwerk gegen den Kommunismus sein sollen. Schließlich zeichnet sich schon auf der Jalta-Konferenz der »Großen Drei« mit Roosevelt, Stalin und Churchill im Februar 1945 als Nachkriegsordnung die Aufteilung Europas in einen amerikanischen und einen sowjetischen Einflussbereich ab.

KAPITEL VIERZEHN
     
    Von der geteilten Welt zur Weltinnenpolitik
     
    Kalter Krieg, Entkolonialisierung, 68er, Nahost-Konflikt – Popkultur und Kulturkämpfe
     
     
    Beschreibt man Epochen wie die griechische Antike oder die italienische Renaissance, scheint es normal, den Rest der Welt dabei etwas zurückzustellen, weil jene Kulturen nun einmal prägend für ihre und spätere Zeiten waren. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert und der verstärkten globalen Vernetzung wird eine solche Auswahl und Konzentration auf einzelne Regionen schwierig – und für die Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg ist sie kaum noch möglich. Was globalen Einfluss betrifft, denkt man heute vielleicht am ehesten noch an die USA. Wollte man indes der Zuspitzung halber ein Land herausgreifen, das möglichst viele der weltweit wirksamen Entwicklungen, Konflikte und Umbrüche seit 1945 bis heute verkörpert, wäre es wohl Vietnam. Vietnam ist ein früher Brennpunkt der Entkolonialisierung und des Kalten Krieges. Weil das Land seinen eigenen Weg zum Sozialismus geht, dient es als Anregung für die 68er-Bewegung im Westen. Inzwischen kennzeichnet Vietnam – wie auch China – eine Mischung aus Kapitalismus und Kommunismus, die beispielhaft für die Zeiten der scheinbaren Entideologisierung ist. Insgesamt wird Vietnam zum Symbol für die Unterdrückung, Nöte und Hoffnungen der Dritten Welt, das Nord-Süd-Gefälle in Sachen Lebensverhältnissen, aber auch Unterschiede in Kulturtraditionen, wie sie noch in Konflikten des 21. Jahrhunderts bis hin zu jenem im Nahen Osten zum Tragen kommen.
    Während die westliche Welt seit Ende des Zweiten Weltkrieges eine Phase des dauerhaften Friedens und Wohlstands erlebt, die historisch einzigartig ist, herrschen im Rest der Welt ganz andere Zustände. Zwar beschließt man noch während des Krieges im Juni 1945 in San Francisco die Gründung der Vereinten Nationen (UNO), um in Zukunft internationalen Konflikten vorzubeugen. Doch geht der Weltkrieg in vielen Ländern Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens fließend in neue, teils jahrzehntelange Kriege, Bürgerkriege und Terrorregime über, die Millionen von Menschen töten.
    Vietnam erregt schon an dem Tag internationale Aufmerksamkeit, an dem Japan mit seiner Kapitulation gegenüber den USA den Zweiten Weltkrieg beendet: Am 2. September 1945 erklärt Ho Chi Minh als Anführer der Freiheitskämpfer sein Land für unabhängig. Obwohl sich der Chef der Vietminh dabei auf die amerikanische Declaration of Independence und die Menschenrechtserklärung der Französischen Revolution bezieht, greifen just Frankreich und später die USA militärisch ein. Auf den Indochinakrieg gegen die alte Kolonialmacht Frankreich von 1946 bis 1954 folgen eine Zeit der inneren Gewalt und verdeckten Kampfhandlungen – und der Vietnamkrieg von 1965 bis 1975, den die USA im Rahmen des Kalten Krieges gegen die Kommunisten führen.
    Dass die USA in Vietnam nicht siegen können, obwohl sie das Land mit Napalmbomben und dem hochgiftigen Entlaubungsmittel Agent Orange verwüsten, liegt auch an der asymmetrischen Kriegführung, den Unterschieden in Ausrüstung, Zielsetzung und Motivation der Kriegsparteien. Dazu gehört die Bereitschaft vietnamesischer Kämpfer im Gegensatz zu den GIs, ihr Leben für ihr Land zu opfern. Das Aufeinanderprallen des asiatischen Kollektivismus und des westlichen Individualismus entspricht einem »Kampf der Kulturen« (Clash of Civilizations) . Heute denkt man bei dem Schlagwort, mit dem der Politologe Samuel Huntington 1993 nach dem Ende des Kalten

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