Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
Vom Netzwerk:
er sich zu sehr verschuldet oder eine Straftat begeht, droht ihm selbst der Sklavenstatus.
    Bei all der Brutalität und Korruption bietet das römische Rechtssystem im Vergleich zu monarchischen Willkürsystemen, wie sie damals anderswo üblich sind, überhaupt eine Art »bürgerliche« Ordnung mit verschiedenen Rechtsinstanzen. Deshalb wird das römische Recht Jahrhunderte später als Codex Iustinianus Grundlage des europäischen Rechtes. Ein ausgebautes Rechtssystem ist eine von Roms wichtigsten historischen Leistungen. Eine andere ist die Infrastruktur. Aquädukte bringen fließendes Wasser teils über 100 Kilometer sogar in Provinzstädte. Sie versorgen Thermen, Brunnen, städtische Abwasseranlagen und wohlhabende Haushalte. Derartiges wird in vielen anderen europäischen Metropolen noch bis in die Neuzeit fehlen.
    Allerdings herrschen in Rom sehr unterschiedliche Lebensverhältnisse. Während manche Haushalte in besseren Vierteln Toiletten mit Wasserspülung haben, erledigen die Menschen in anderen Stadtteilen mit hoher Kriminalität, einsturzgefährdeten Häusern, Seuchen und verdrecktem Trinkwasser ihr Geschäft direkt auf der Straße. Das weiß man heute auch dank Graffiti, die man damals an Hauswände schmiert: »Kacker, es gehe dir wohl, wenn du an diesem Ort vorbeigehst!«
    Doch insgesamt und im globalen Vergleich genießen Römer mit Bürgerrecht – auch als Bewohner von Kolonien – Privilegien wie heute EU-Bürger oder US-Amerikaner. Während die griechischen Kolonien im Mittelmeerraum relativ selbstständig bleiben, unterstehen die römischen einer straffen Verwaltung und Militärkontrolle. So werden die Provinzen, in Eroberungskriegen von hoch gedrillten Legionären brutal unterworfen, teils auch noch durch korrupte Statthalter finanziell geschröpft. Es sind oft skrupellose Steuerpächter und kriminelle Geschäftsleute, die als Römer von der Staatsmacht gedeckt werden. Das führt ab und an zu blutigen Revolten.
    Der andere große Konkurrent Roms neben Griechenland ist die nordafrikanische Weltmacht Karthago, die nahe dem heutigen Tunis gelegene phönizische Siedlung. Ihr Herrscher Hannibal überquert mit seiner berühmten Elefantentruppe die Alpen von Spanien her und kann sich in der Po-Ebene zeitweise als Herrscher Mittelitaliens etablieren. Doch mit dem Sieg im 2. Punischen Krieg 201 v. Chr. sichert sich Rom seine Vormachtstellung. Nach dem 3. Punischen Krieg und der Zerstörung Karthagos im Jahr 146 v. Chr. gründet man die römische Provinz Africa .
    Insgesamt vollzieht sich die Ausdehnung Roms langsam und mühsam. Erst rund 500 Jahre nach der Gründung wird der italienische Stiefel im 3. Jahrhundert v. Chr. unter römische Oberherrschaft gebracht. Bald ist die römische Armee mit rund 700 000 Mann so übermächtig – und ein volkswirtschaftlicher Faktor – wie heute die der USA. Einerseits weiten die Römer ihre Macht im 2. Jahrhundert v. Chr. bis nach Syrien, Griechenland und Kleinasien in der heutigen Türkei aus, wo sie die Provinz Asia gründen. Andererseits kommt in dieser Zeit Schätzungen zufolge fast jeder vierte Römer und Latiner durch Krieg, Hunger oder Krankheit ums Leben. Das führt zu sozialen Spannungen und einer Zerreißprobe, welche die Republik langfristig nicht übersteht.
    Beispielhaft kann man sich die Widersprüche mit Blick auf das Schlüsseljahr 133 v. Chr. vergegenwärtigen. In diesem Jahr fällt das an der Westküste Kleinasiens gelegene Pergamenische Reich durch Vererbung an Rom, darüber hinaus wird die Iberische Halbinsel befriedet, indem man Aufstände niederschlägt. Doch zu Hause ruinieren die Kriege viele Kleinbauern, die wegen des Kriegsdienstes ihre Felder vernachlässigen müssen. Die Situation nützen Großgrundbesitzer und Senatoren aus. Über die Festlegung von Getreidepreisen und Steuern manipulieren sie den Markt. Sie kaufen den Grund verarmter Bauern, um landwirtschaftliche Großbetriebe (Latifundien) draus zu machen. So versuchen Bankrotteure und Arme in der Hoffnung auf reiche Beute in fernen Ländern ihr Glück in der Armee. Zu Hause fordert 133 v. Chr. der Volkstribun Tiberius Gracchus eine Bodenreform. Er stellt sich gegen den Senat – und wird im Straßenkampf erschlagen.
    Nachdem sein Bruder Gaius Gracchus erneut eine Reform anstrebt, spaltet sich die politische Landschaft zunehmend: in die Volkspartei, die Popularen, und die Senatspartei, die Optimaten. Reiche werden immer reicher, Arme immer ärmer. Die Folge sind Aufstände, Bürgerkriege,

Weitere Kostenlose Bücher