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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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demokratische Formen in Großreichen institutionell verankert haben. Beide haben ihren way of life global durchgesetzt und wurden dafür bewundert und gehasst. Kulturell gesehen haben beide weniger Grundlegendes erfunden, als eher ältere Traditionen übernommen und neu umgesetzt: römische Venus statt griechischer Aphrodite, American Football statt englischen Fußballs. Eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen dem Römischen Reich und den USA ist neben einer verrückten Mischung aus Prüderie und Unterhaltungsindustrie die ungleiche Verteilung von Wohlstand und Bildung, welche eine an sich hoch entwickelte Gesellschaft spaltet. Die Schwäche der Solidargemeinschaft wiederum kontrastiert bei beiden mit der militärischen Stärke nach außen.
    Natürlich hinken derartige Vergleiche quer durch die Jahrhunderte; die Unterschiede betreffen Wesentliches wie die Form der Expansion und das Maß an staatlicher Regulierung des Privatlebens. Als Gemeinsamkeit bleiben aber das Bild , die Grundidee einer Supermacht – und allgemeinere Fragen, die man damit verknüpft: etwa jene, wie sich eine derartige äußere Stärke mit einer solchen inneren Zerrissenheit verträgt, wie lange so etwas gut gehen kann und woran man letztlich scheitert.
    Da das Römische Reich mit rund 1200 Jahren um ein Vielfaches länger Bestand hatte als die USA seit ihrer Gründung im Jahr 1776 bis heute, ist es hilfreich, seine Geschichte wenigstens in drei Hauptphasen zu untergliedern:
    1.) Die Zeit des Königtums um 753 – 510 v. Chr.
    2.) Die Zeit der Republik um 510 – 27 v. Chr.
    3.) Die Kaiserzeit 27 v. Chr. – 476 n. Chr.
    Die rund 250 Jahre des Königtums sind schon deshalb in einem Absatz erzählt, weil sich dazu wenig verlässliche Quellen finden. Der Sage nach gründet Romulus, ein Nachfahre des aus Troja geflohenen Aeneas, Rom im Jahr 753 v. Chr. Da ihn als Kind eine Wölfin nährte, wird das Tier zum Symbol der Stadt. Bald gewinnen die Etrusker an Einfluss und stellen schließlich die römischen Könige. Ihre Mischung aus orientalischer und griechischer Kultur bleibt lange prägend: einerseits Wahrsagerei und Leberschau, andererseits Münzen und lebensnahe Statuen.

Die Römische Republik – Weltmachtstellung und Bürgerkriege
     
    Die Römische Republik beginnt der Sage nach um 510 v. Chr. mit dem Sturz des Königs Tarquinius Superbus. Sie endet 500 Jahre später mit dem »Prinzipat« von Kaiser Augustus im Jahr 27 v. Chr. Aus heutiger Sicht ist die res publica – was schlicht »öffentliche Angelegenheit« heißt – natürlich keine Demokratie. Es ist eine Herrschaft des Erbadels, der aus der Königszeit stammt. Patrizier stellen den Senat und regieren das Volk, die Plebejer.
    Immerhin werden verschiedene Ämter auf Zeit vergeben, der Senat wählt zwei Konsuln als einjährige Regierung, Prätoren sind unter anderem für die Rechtsprechung zuständig. Dazu kommen Beamte wie die Quästoren (Finanzen) und Zensoren (Volks- und Vermögensschätzung, Sittenaufsicht) sowie eine Garde von Liktoren. Sie tragen zum Zeichen der Macht und des Rechtes zu bestrafen fasces , Rutenbündel, herum; nach ihnen werden sich im 20. Jahrhundert Mussolinis Faschisten benennen, als sie darangehen, ihr neues Imperium Romanum aufzubauen. Das demokratischste Element im alten Rom ist die Volksversammlung, das concilium plebis . Hier werden Volkstribunen mit Vetorecht gegen Senatsbeschlüsse gewählt und Plebiszite durchgesetzt, die ab 287 v. Chr. Gesetzeskraft haben.
    Der Weg dahin ist allerdings ein steiniger. Obwohl die Plebejer um 450 v. Chr. unter anderem durch Streiks die rechtliche Gleichstellung erwirken, regiert de facto die Patrizierelite. Gemäß dem System des Klientelismus, der Vetternwirtschaft, die Italien bis heute prägt, werden die plebejischen clientes von ihren patrizischen patroni finanziell und in Rechtsfragen unterstützt. Dafür müssen sie Dienste leisten und ihre Chefs wählen. Selbst den Alltag bestimmt das System. Ist ein Klient beim Patron zum convivium , einem Umtrunk mit Imbiss, eingeladen, bekommt er den schlechteren Wein und wird dafür von besser gestellten Klienten ausgelacht. Ein so Verspotteter kann sich etwa dadurch abreagieren, dass er seine Sklavin vergewaltigt oder seinen Sklaven totschlägt; erst Kaiser Claudius (10 v. Chr. – 54 n. Chr.) verbietet die Tötung von Sklaven, die durch Krankheit »nutzlos« geworden sind. Natürlich sollte ein Herr sein Humankapital nicht zu sehr verschwenden oder gegen sich aufbringen. Und wenn

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