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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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Geld. Einerseits bricht ein Goldenes Zeitalter der Literatur an, andererseits wird die brutale Unterhaltungsindustrie der Zirkusspiele ausgebaut.
    Betrachtet man nur die Hochkultur, ist die Bilanz beeindruckend. Unter Augustus wirken große römische Dichter, die sein Freund Maecenas – Namensgeber des Mäzenatentums, der individuellen Kulturförderung – finanziert: etwa Vergil, Verfasser der Aeneis , und Horaz, der unter anderem die Poesie und die Malerei vergleicht (»ut pictura poesis«). Ovid steuert seine Metamorphosen bei und die Ars amatoria . Die Liebeskunst liest sich heute wie ein launiger Ratgeber. Da findet man Tipps zur Anmache einer Frau beim Pferderennen, wo man durch Smalltalk und Versprechungen zunächst Vertrauen schafft und dann, auch um zu sehen, wie man ankommt, wie zufällig Körperkontakt herstellt, indem man Staub von ihrer Kleidung klopft. Ovid bietet auch Tipps zu den Stellungen beim Sex, und zwar passend zu verschiedenen Körpergrößen und Qualitäten der Liebenden. Denn »allen steht jegliche Stellung ja nicht. Hat sie ein schönes Gesicht, dann soll auf dem Rücken sie liegen. Kleine sollen reiten«.
    Unklar bleibt, ob die Ars amatoria der Grund für die Verbannung Ovids ans Schwarze Meer ist. Jedenfalls will Augustus einen sittenstrengeren, bescheideneren Lebensstil durchsetzen – und von den Einkommensunterschieden ablenken. Beispielhaft verkörpert diese Unterschiede der Senator und Heerführer Lucullus, auf den der Begriff »lukullische Genüsse« zurückgeht. Während er in seinem Prunkzimmer »Apollon« Speisen im Wert von 50 000 Sesterzen vertilgt, muss ein Durchschnittsbürger im Allgemeinen mit zwei Sesterzen pro Mahl auskommen. In Rom ist das Gefälle zwischen Reich und Arm in Sachen Schlemmerei größer als bei jedem germanischen oder keltischen Herrscher – und auch heute reicht kaum ein Scheich oder russischer »Oligarch« an Lucullus heran.
    Den brutalen Kontrast zwischen den Lebenswelten, zwischen Arm und Reich, verdeutlicht ein Blick auf die Gladiatorenspiele. Sie sind ein derbes Gemisch aus Massenunterhaltung und Überlebenskampf Zehntausender. Auch sollen sie Kriminelle von Straftaten abschrecken. In gewisser Weise sind die Spiele ein Beitrag Roms zur Weltkultur der blutrünstigen Unterhaltung. Entstanden aus dem religiösen Kontext als ritueller Todeskampf, durchgeführt für verstorbene Verwandte, werden die Spiele ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. öffentlich. Gladiatoren (lat. gladius = Schwert) sind zunächst vor allem zum Tode Verurteilte und Sklaven. Die Vorführungen finden anfangs auf Plätzen statt, bald in Arenen wie dem Kolosseum (72 – 80 n. Chr. erbaut) mit über 50 000 Zuschauern. Das Programm beinhaltet Hinrichtungen, aber auch launige Kämpfe von Alten und Kleinwüchsigen mit unechten Schwertern sowie Tierhatzen mit Hunden, Löwen, Krokodilen und sogar Nilpferden. Bei den Hauptkämpfen stehen sich Gladiatoren mit eigenen Fangemeinden gegenüber. Der Leiter des interaktiven Spiels signalisiert auf Zurufe vom Publikum und Kaiser, ob ein Verlierer verschont oder getötet wird.
    Der stoische Philosoph und Senator Seneca kritisiert die Spiele; Cicero möchte den Missbrauch einschränken und verlangt, dass Politiker vor der Wahl keine Spiele stiften dürfen. Dennoch und trotz der Grausamkeit melden sich immer öfter freie Bürger als Gladiatoren. Unter den gegebenen Lebensbedingungen mit Hungersnöten und Kriegen ist das Leben als Gladiator ähnlich wie die gefährliche Soldatenkarriere eine berufliche Alternative für Einkommensschwache. Mit etwas Glück muss man nur zweimal im Jahr kämpfen, wird sonst verpflegt und kann zum Star aufsteigen, dem etwas Mythisches anhaftet.
    Und was machen arme Frauen? In den Arkaden des Kolosseums, hinter Schenken und Tempeln stehen Kabinen für das zweite »Volksvergnügen« bereit: die Prostitution. Es gibt einen Straßenstrich, auf dem man Dienstleistungen bereits zum Preis eines Brotes bekommen kann; für exklusivere Huren zahlt man den Preis des Lohns für zwei bis drei Arbeitsstunden; Hausfrauen verdienen als Gelegenheitsprostituierte dazu. Wie sehr die Prostitution zu Rom gehört, zeigt der Spitzname der gewerblichen Damen: lupa (Wölfin), das Wappentier der Stadt. Derartige Zustände schreien nach einer moralischen Instanz. Sie erscheint in Gestalt des Christentums. Zwar wird noch das Rom der Päpste im 16. Jahrhundert dank der Vorliebe der Geistlichen für Kurtisanen ein Mekka der Prostitution sein. Doch bietet

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