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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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rund 500 000 Buchrollen.
    Zwar zerfällt das Imperium, nachdem Alexander überraschend mit 33 Jahren stirbt, aufgrund von Machtkämpfen zwischen seinen Feldherren in sogenannte Diadochenreiche; dann streiten sich auch noch hellenistische Mächte wie die Ptolemäer, Antigoniden, Achaier, Ätoler sowie Rhodos so lange um die Vorherrschaft, bis die Römer im 2. Jahrhundert v. Chr. Gebiete erobern und Griechenland ihrer Verwaltung unterstellen. Doch die kulturelle Prägung der Welt durch die Griechen ist stark und von Dauer. Schon als römische Truppen 212 v. Chr. nach einem erfolgreichen Feldzug mehrere griechische Statuen in einem Triumphzug nach Rom bringen, kommentiert Cato der Ältere griesgrämig: »Die Besiegten haben uns erobert, nicht umgekehrt.« Der römische Autor und Politiker fürchtet die kulturelle Unterwanderung Roms durch die Griechen.
     
    Im Mittelalter wird der sogenannte Alexanderroman mit fantastisch ausgeschmückten Heldengeschichten über den Eroberer in mehreren Versionen und Übersetzungen über Europa hinaus bekannt. Er ist damals eines der meistgelesenen Bücher – neben dem Jesusroman, den die Christen in vier Versionen unter dem publikumswirksamen Titel »Frohe Botschaft« (Evangelium) publizieren. Dank der Etablierung des Griechischen als Weltsprache findet die ursprünglich auf Aramäisch abgefasste Botschaft Christi in Übersetzungen Verbreitung.

Geschlechterrollen – und der historisch erste Eheberater
     
    Vergleicht man die griechische Kultur mit den altorientalischen beziehungsweise jener des Alten Testaments, fällt bei allen Unterschieden in Sachen Göttern, Körperkult, Kultur der Freiheit und Innovation auf, dass es überall natürlich Sklaven gibt. Wie in den altorientalischen Kulturen haben außerdem Frauen auch in Griechenland wenig zu melden. Auf der Agora, dem Marktplatz und Zentrum des öffentlichen Lebens der Polis, haben sie nichts zu suchen. In den Ausbildungsstätten auch nicht. Immerhin bestimmen sie im Haus mit, das in Griechenland oft einem Kleinunternehmen mit dazugehörigem Land und Sklaven gleicht und auch begrifflich der Geburtsort der Ökonomie ist (von griech. oikos = Haus, Haushaltung, und -nomos = verwaltend).
    In Sparta allerdings wird Frauen ein ungewöhnlich hohes Maß an Selbstständigkeit zugebilligt, zumal die Männer im Krieg sind, beim Drill oder in der Kaserne – was auch ein Grund für die niedrige Geburtenrate in Sparta sein könnte. Spartanerinnen bewirtschaften Teile des Landes und können es sogar vererben. In Sparta ist Ehebruch nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen straffrei. In Athen können Frauen – wie beinahe weltweit bis ins 18. Jahrhundert bei Nicht-Adeligen der Fall – fast nur als gebildete käufliche Geliebte politischen Einfluss erlangen. So etwa die Hetäre Aspasia, die zweite Frau des großen Staatsmannes Perikles. Ist er zu beschäftigt, kümmert sie sich, zum Unmut konservativer Athener, um kulturelle Belange. Dazu gehört die Förderung propagandistisch nützlicher Künstler und Intellektueller – darunter der Historiker Herodot, der Tragiker Sophokles und der Bildhauer Phidias. Letzterer schafft eines der sieben Weltwunder, die zwölf Meter hohe Zeusstatue in Olympia. Ab Mitte des 5. Jahrhunderts leitet er die Bautätigkeiten auf der Akropolis (»Burgberg«), dem Tempelbezirk, der als Wahrzeichen über der Stadt Athen thront.
    Die Hetären bieten Stoff für Fantasien. Der Klassiker der erotischen Literatur Die Dirnenschule der Aspasia ist wohl, anders als in der Einleitung behauptet, kein antikes Manuskript, sondern eine Nachdichtung des 20. Jahrhunderts von Fritz Thurn. Doch die mal anatomisch-detaillierten, mal schwülen, teils blutrünstigen, dann wieder komischen Schilderungen des Hetärengewerbes samt Kunden wie dem Staatsmann Alkibiades (um 450 – 404 v. Chr.) lassen die Zeit lebendig werden. Eine andere berühmte Hetäre, Rhodopis, soll als Sklavin nach Ägypten gelangt sein, wo sie der Händler Charaxus freigekauft hat. Sie soll dann der Legende nach als die Geliebte oder Frau des Charaxus reich geworden sein – eine Art griechisches Aschenputtel.
    Charaxus ist wiederum der Bruder jener Griechin, welche die wohl berühmteste Ausnahme von der Regel der kurz gehaltenen Ehefrau darstellt: die Dichterin Sappho. Sie lebt um 600 v. Chr. auf der Insel Lesbos. Reich verheiratet, schart sie einen Kreis adeliger Frauen um sich, mit denen sie Lyrik rezitiert und wohl auch gleichgeschlechtlichen Sex hat, was

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