Was danach geschah
für das Eigentum bezahlt, das die Rabuns der Familie deiner Mutter in Deutschland während des Krieges gestohlen haben. Ihr Vater und ihr Onkel waren Nazis. Es überrascht wohl kaum, dass sie oder ihr Neffe mit dieser Elf in Verbindung stehen. Wenn du diese Geschichte über Hurley zu einem persönlichen Rachefeldzug gegen die Familie Rabun machst, verlierst du deine Glaubwürdigkeit als Journalist. Lass die Sache auf sich beruhen. Hurley wurde dabei erwischt, als er dem Schulbezirk Geld geklaut hat, und jetzt wandert er dafür ins Gefängnis. Es wurde für Gerechtigkeit gesorgt. Ende der Diskussion.«
»Jetzt beruhige dich doch«, hält Bo dagegen. »Ich habe die Verbindung zwischen der Familie Rabun und Die Elf nur erwähnt, weil ich dachte, du wärst daran interessiert, da du sie kanntest. Ich habe nicht die Absicht, irgendwas darüber zu schreiben. Ich finde auch, dass das völlig irrelevant ist.« Er senkt die Stimme fast zu einem Flüstern. »Aber ich sage dir, was relevant ist. Versprich, dass du mit niemandem darüber redest. Nichts davon ist bisher öffentlich.«
»Okay.«
»Du kennst doch diesen Samar Mansour, den Typen, der von der Elf das Geld für den Dokumentarfilm bekommen hat?«
»Ja.«
»Also, Bobby hat herausgefunden, dass Mansour vor einigen Jahren das Juniata College verlassen hat und in den Libanon gegangen ist. Obwohl Mansour hier geboren wurde und aufwuchs, floh sein Vater aus Palästina, nachdem Israel 1948 den arabisch-israelischen Krieg gewann. Unseren Quellen zufolge wurde Mansour bei der Hisbollah ausgebildet, der islamistischen Terrorgruppe. Das heißt, Hurley hat nicht nur das Geld des Schulbezirks veruntreut, um den Holocaust in einem falschen Licht darzustellen, er hat den Terrorismus unterstützt. Das ist mehr als freie Meinungsäußerung. Das könnte der erste dokumentierte Fall sein, in dem sich Rechtsextremisten mit islamistischen Extremisten verbündet haben.«
»Okay, das ist ziemlich beunruhigend …«
»Stimmt. Aber das ist noch nicht alles. Eine unserer Quellen hat uns gerade gesagt, Die Elf verfügt auf ihrem Gelände außerhalb von Huntingdon über ein Waffenlager. Sturmgewehre, Granatenwerfer, Maschinengewehre, Ammoniumnitrat und Diesel zum Bau von Bomben – alles, was eine gut vorbereitete Terrororganisation braucht. Er sagte, er würde mich und Bobby das Lager filmen lassen, sobald Hurley heute hinter Schloss und Riegel ist. Wir werden sie drankriegen, Brek. Nicht nur Hurley, sondern die gesamte Organisation. Ich wette, CNN gibt mir die ganze Woche über die Live-Berichterstattung zur Hauptsendezeit. Das ist die Geschichte, die mich wieder nach New York zurückbringen könnte.«
Langsam mache ich mir Sorgen. Diesen Teil an Bos Arbeit hasse ich. Als Jude hat er monatelang mit seinem Sendeleiter, Bobby Wilson, verdeckt ermittelt und eine rechtsextremistische Gruppe unterwandert. Er lief Gefahr, von ihnen getötet zu werden. Diese Gefahr besteht noch immer, wenn er sie weiterhin jagt. Ich will, dass Bo sie in Ruhe lässt. Mir wäre es lieber, er flirtet jeden Morgen mit Piper Jackson am Set der Lokalnachrichten, statt sein Leben mit investigativem Journalismus zu riskieren, nur weil er seine Chance erhöhen will, bei einem landesweiten Sender unterzukommen.
»Warum kann das kein anderer tun?«, frage ich. »Du hast keine Ahnung, welches Risiko du auf dich nimmst. Diese Leute sind wahnsinnig.«
»Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen«, besänftigt mich Bo. »Die würden es nicht wagen, mir zu nahe zu kommen. Das FBI hat sie bei allem, was sie tun, im Visier.«
»Aber woher weißt du, dass das keine abgekartete Sache ist? Verzweifelte Menschen tun verzweifelte Dinge, Bo. Und Rache kann nun mal das rationale Denken ausschalten, abgesehen davon, dass das sowieso keine rational denkenden Menschen sind. Du hast selbst gesagt, das sind Terroristen. Ihnen ist es egal, ob sie getötet werden, solange sie einen Haufen Menschen mit in den Tod reißen. Du hast schon die Hauptgeschichte rausgebracht. Wenn das FBI die Leute im Visier hat, musst du dem FBI von dem Waffenlager erzählen. Dann sollen die sich darum kümmern. Das sind Experten. Du bist nur ein Reporter, falls du das vergessen hast. Du weißt nicht einmal, wie man eine Waffe benutzt.«
»Es ist alles in Ordnung, Brek«, sagt Bo herablassend. »Es tut mir leid, dass ich überhaupt damit angefangen habe.«
Das tut er immer – meine Sorgen verharmlosen. Das macht mich wütend. Ich schweige.
»Was ist
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