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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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und darauf aufgebaut haben, was mit Instrumenten gemessen und mit eigenen Augen gesehen werden kann, dauert der Übergang vom Leben zum Tod viel länger. Wir widersetzen uns, leugnen und versuchen ständig, unsere Sterblichkeit wegzudiskutieren. Daher vergessen wir beim Sterben als Erstes, wie es passiert ist, oder genauer gesagt, wir verbannen es aus unserer Erinnerung, weil die Erinnerung an ein solch folgenschweres Ereignis heißt, das Undenkbare zuzulassen.
    Am nächsten Morgen, meinem ersten Morgen in Schemaja, wachte ich mit dem Duft von Kaffee und Zimt in der Nase auf. Dies waren die Gerüche, an die ich mich während meines Lebens am Samstagmorgen so sehr gewöhnt hatte, dass ich annahm, es wäre ein ganz normaler Samstag. Bo würde früh aufstehen und sich leise aus dem Haus schleichen, um zu laufen und auf dem Rückweg klebrige Brötchen und andere Leckereien vom Bäcker mitzubringen. Dafür liebte ich ihn. Während er fort war, gehörte es zu meinen Privilegien und Lastern, mit geschlossenen Augen verschlafen und zufrieden im warmen Bett herumzulungern.
    An diesem Morgen in Schemaja lungerte ich genauso im Bett herum, selig am Rande zum Schlaf und unfähig, die Bedeutung der abstrusen Träume vom Bahnhof von Schemaja, Luas und meiner Urgroßmutter zu erfassen, weshalb ich versuchte, sie in meinem Gedächtnis abzuspeichern, bevor sie im Lärm und in den Ablenkungen eines neues Tages untergehen würden. Was hat sie gesagt? Woran soll ich mich erinnern? Das habe ich schon wieder vergessen. Träume können so trügerisch sein. Im Haus war es still, Sarah schlief noch. Die bizarren Bilder der Nacht und die Möglichkeiten des Tages flogen durch meine Gedanken wie Glühwürmchen, ich jagte einem hinterher, während ich die anderen entkommen ließ. Uns stand ein herrliches Herbstwochenende bevor. Freunde hatten uns zu einem Ausflug auf den Tussey Mountain und später in eine Apfelplantage zu Cidre und einer Fahrt im Heuwagen eingeladen. Sarah würde, von Bo im Rucksack getragen, bei seinen wiegenden Schritten einschlafen. Es mussten Blätter zusammengeharkt, Böden gesaugt und Lebensmittel eingekauft werden. Und ich würde am Sonntag ein paar Stunden ins Büro gehen müssen, um an dem Schriftsatz zu arbeiten.
    Im Bett liegend zog ich die Möglichkeit in Betracht, dass ich doch noch eine gute Anwältin werden könnte. Was für ein wunderbarer Gedanke beim Aufwachen. Ich warf die Decke zurück und öffnete die Augen.
    Überall war Blut, auf dem Bett und auf meinem Körper.
    Ich schrie und sprang aus dem Bett, knallte mit dem Kopf gegen einen Pfosten, der nicht in mein Schlafzimmer gehörte – ein weißer Pfosten des Himmelbetts meiner Mutter im Haus meines Großvaters in Delaware.
    Oh, wie schlau , dachte ich und rieb mir den Kopf. Ich versuchte, mich zu beruhigen. Ich bin aus meinem zweiten Traum aufgewacht, aber noch nicht aus dem ersten.
    Ich spähte aus dem Fenster, das an der Vorderseite des Hauses lag. Nur ein Traum konnte erklären, was ich sah. Die Hälfte des Grundstücks meiner Großeltern leuchtete herbstlich gold, orange und braun, während die andere Hälfte in frühlingshaft fluoreszierenden Grün- und Pastelltönen schimmerte. Auf der einen Seite welkten Sonnenblumen und reiften Kürbisse, während auf der anderen Narzissen und Nelken blühten. Eichhörnchen sammelten Eicheln zwischen Rotkehlchen, die nach Würmern suchten. Zwei Schwärme Kanadagänse flogen laut schnatternd übers Haus hinweg, einer Richtung Süden, der andere nach Norden, getrennt von einer unstimmigen Zone dazwischen, wo ein heftiger Wintersturm unter einer sengenden Augustsonne tobte. Ich staunte über die miteinander verwobenen, dicht in Ort und Zeit gedrängten Jahreszeiten. Das erklärte die Hitze und Kälte, die feuchte und trockene Luft, die ich am Abend zuvor auf dem Weg zum Haus mit Luas gespürt hatte.
    Nana musste meinen Schrei gehört haben. Ohne anzuklopfen, betrat sie das Zimmer in einem Schlafanzug und einem geblümten Bademantel.
    »Alles in Ordnung, meine Liebe?«, fragte sie mit besorgter Stimme.
    »Das ist doch nicht echt«, sagte ich ruhig und deutete aus dem Fenster. »Das ist aufgezeichnet und wird von Band abgespielt … ein Traum … wie du.«
    Nana öffnete das Fenster, so dass die sich widersprechenden Gerüche und Temperaturen gleichzeitig und abwechselnd hereinwehen konnten.
    »Aber das ist kein Traum, meine Liebe«, klärte mich Nana auf und fegte Häufchen gelber Blütenpollen und pudrigen weißen

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